Sirenenklang aus Übersee?
NAUMBURG. - Schwärmen die DRK-Rettungsfahrzeuge zum Einsatz aus, verwandeln sich Naumburgs Straßen nun in amerikanisches Pflaster - rein akustisch. Denn seit Kurzem erklingt ein neuer Sirenenton, der an Krimiserien aus Übersee erinnert. Doch weit gefehlt. Was da zu hören ist, ist ein zumindest im Osten Deutschlands eigentlich vertrauter Klang.
"Diesen Sirenenton hatten wir schon zu DDR-Zeiten auf dem Einsatzwagen SMH 3, der zu schweren Unfällen und bei besonders schweren Krankheitsbildern rausfuhr, und der Ton stammt aus Ungarn", erklärt Hubert Mathie, Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst GmbH, der einst in diesen Autos mitgefahren war. Auf diese Sirenen habe man sich zurückbesonnen, weil der bisherige Ton von den Verkehrsteilnehmern kaum noch wahrgenommen worden sei. Frau und Mann hätten sich an diesen zu sehr gewöhnt.
Naumburg ist nach Weimar und Erfurt bundesweit die dritte Stadt, die auf diesen Ton umgestellt hat. Seit der alte Klang aus DDR-Zeiten unter dem neuen Namen Wail-Sirene - stammt vom englischen to wail ab, was übersetzt klagen, jammern heißt - ertönt, horchen die Leute auf und schauen sich suchend um. "Die Fahrer der Einsatzwagen berichten, dass sie auf den Straßen nun wieder viel, viel besser beachtet werden", so Mathie. Nun würde den Fahrzeugen, bei deren Einsatz jede Sekunde zählt, wieder Platz gemacht. Alle Wagen bis auf den des Notarztes seien inzwischen umgerüstet. Für die Fahrer selbst sei der neue Klang eine Wohltat. Anders als vorher sei die Tonlage nicht mehr so aggressiv. Messungen in den Rettungswagen hatten ergeben, so Mathie, dass die erlaubte Dezibelgrenze erreicht war.
Der Eindruck, dass die Sirenen öfter erklingen als zuvor, liege auch daran, dass früher das Blaulicht ohne Sirene eingeschaltet werden konnte. "Wenn wir heute nur mit Blaulicht unterwegs sind und es passiert etwas, wird es für uns rechtlich bedenklich", erklärt der Rettungsdienst-Chef.
Die Wail-Sirene ist der zweite Schritt hin zu mehr Aufmerksamkeit und damit Sicherheit für das Rettungspersonal und die Fahrzeuge. Zuvor hatte die Firma in Schönebeck, die Rettungswagen für Kunden weltweit fertigt, die Farbe der Karosse geändert. "Das Gelb fällt auf und es leuchtet sogar noch bei Dunkelheit und Regen", so Mathie, der für seinen Rettungstrupp im August 2010 neue Fahrzeuge erhalten hatte. Künftig könnte der Wail-Ton noch öfter zu vernehmen sein, denn laut Mathie werde darüber nachgedacht, auch die Polizeiautos mit dieser Sirene und einem roten Blinklicht auszustatten.