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Rustikale Rast nach Regentrip

Von CONSTANZE MATTHES 19.05.2010, 15:25

BURGHESSLER. - Das Schlimmste ist der Regen. Nicht jener, der in das Gras vor dem Gotischen Haus Burgheßler in Form dicker Tropfen platscht. Der sei harmlos, winkt Sonja Ladosch ab. Am zweiten Tag ihrer Pilgerreise mit Start im sächsischen Görlitz am 5. Mai habe es dagegen geschüttet. Nun steht die 22-jährige gelernte Buchhändlerin unter dem Dach des historischen Gebäudes. Geschützt vor dem nassen Gruß aus dem grauen Himmel, weit entfernt von ihrem Ziel: Santiago de Compostela. "Im September will ich dort sein", sagt die Oberlausitzerin, die mit anderen Pilgern auf ihrer Reise durch Deutschland eine Rast im Gotischen Haus einlegt, Wärme sucht, eine rustikale Mahlzeit aus Brot, Wurst und Käse isst. Am Tisch sitzt auch Renate Kleiber. Die Erfurterin ist ebenfalls in Görlitz gestartet. Die Tour nach Sachsen-Anhalt unterbrach sie indes, unter anderem für einen Besuch des Kirchentages in München. "Ich bin eben eine Wanderin", sagt die 66-Jährige mit einem Schulterzucken auf die Frage, warum sie pilgere. Am Ende des Jakobsweges war sie schon. "Fast zur selben Zeit wie Hape Kerkeling", erzählt die Thüringerin über den Prominenten, der das Pilgern mit seinem Buch "Ich bin dann mal weg" populär machte. "Weg sein" heißt für Renate Kleiber eins: "Ich lasse die Probleme zu Hause. Auf der Wanderung gebe ich jeden Tag, der zu Ende ging, ab und danke für ihn."

In der Zwischenzeit spielen die beiden Musiker Nancy Thym und Thilo Viehrig das mittelalterliche Pilgerlied "Rosa das Rosa". Er lässt den Nachbau einer Portativorgel erklingen, sie singt in galizischer Sprache. Musikalische Einstimmung auf die nächste Etappe, denn für Nancy Thym heißt es wieder Aufbruch, obwohl in ihren Schuhen "mittlerweile gebadet werden kann. Die Leiterin des Zentrums für frühe Musik, seit dem Morgen mit Start in Freyburg unterwegs, wird bis Eckartsberga laufen und den Pilgerstab tragen, den sie aus der Hand von Verbandsgemeindebürgermeister Götz Ulrich erhielt.

Er hat gemeinsam mit Amtsleiterin Andrea Knopik ab Städten einen Teil der Strecke zwischen Freyburg und der Finnestadt absolviert. Der Holzstab, an dem bunte Bänder hängen, ein Stift und ein Leimstick befestigt ist, um das Pilgerbuch mit Notizen und Bildern zu füllen, bringt Nancy Thym zum Nachdenken: "Ich wundere mich, wie viele Hände ihn getragen haben." Ihre Idee, den Weg durch Wald und Flur zu legen, und ihre intensive Vorbereitung dafür zeigen nun mit Blick auf den Regen ihre Schattenseite. Die Pilger sind tapfer. Sonja Ladosch setzt sich wieder ihren großen Rucksack auf.