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Rückblick Rückblick: Mehrere Polizeibeamte im Einsatz

30.04.2015, 10:26
Wolfgang Hörig und Veterinäramtsleiterin Andrea Krüger auf der Weide, wo derzeit neun Pferde stehen.
Wolfgang Hörig und Veterinäramtsleiterin Andrea Krüger auf der Weide, wo derzeit neun Pferde stehen. biel Lizenz

naumburg - Der Fall nimmt mehrere Ordner ein. In einem befinden sich die jüngsten Protokolle und Gutachten. Der Naumburger Wolfgang Hörig hält Kreisveterinäramtsleiterin Andrea Krüger tüchtig auf Trab. Nach dem Spiegel-TV-Beitrag und der Berichterstattung unserer Zeitung will sie ausführlich Stellung beziehen. „Uns erreichen regelmäßig Anzeigen zu den Haltungsbedingungen. Wir gehen diesen als Behörde stets nach und erteilen regelmäßig Auflagen mit genauen Zeitangaben. Herr Hörig braucht klare Worte“, bemerkt sie mit Blick auf den häufig geäußerten Vorwurf der Untätigkeit.

Weitere Ärzte hinzugezogen

Ein Beweis sind eben jene Protokolle und Gutachten nach unangekündigten Vor-Ort-Besuchen, die nicht nur die Veterinäramtschefin, sondern auch frei praktizierende Kollegen, so Manfred Kohlmann aus Naumburg und Heinz-Rüdiger Poenicke aus Mücheln, erstellt haben. „Die Pferde sind weder abgemagert noch krank oder verhaltensgestört“, sagt Andrea Krüger. In der Vergangenheit wurde unter anderem jedoch fehlendes regelmäßiges Ausmisten, geringer Auslauf sowie ein fehlender trockener Platz auf der Weide bemängelt. „Wir fordern zudem einen fahrbaren Witterungsschutz“, so Krüger.

Zustand des Hofes nicht im Blick

Die 31 Jahre alte Apaloosa-Stute „Peppi“, die im Fernsehbeitrag ebenfalls zu sehen war, zeige altersbedingte Merkmale, so abgeriebene Kauflächen im Gebiss. Derzeit haare sie und verliere ihr Fell, was typisch für die Rasse sei, stellte der Naumburger Tierarzt Manfred Kohlmann in einem Gutachten vom 16. April fest. Zwei Jungtiere, im vergangenen Jahr zur Welt gekommen, stehen im Stall, weil sie entwöhnt werden. „Die Fohlen sind am heutigen Tag verkauft worden“, erzählte Kohlmann in einem gestrigen Gespräch mit Tageblatt/MZ.

Man sei allerdings nicht zuständig für den Zustand des Hofes, der „einem schon einen Riesenschreck einjagen kann“, meinte die Amtsleiterin. Mit ihr geht es schließlich zu einem Besuch auf das Areal in den Moritzwiesen, das mit baufälligen Ställen, kaputten Maschinen und verstreutem Müll einen rundherum verwahrlosten Eindruck macht. Ein Deckhengst, die alte Stute sowie jene Jährlinge stehen auf dem Hof-Gelände, auf zwei Koppeln beziehungsweise im Stall. Der Großteil der Pferde, neun Tiere unterschiedlichen Alters, befindet sich als Herde indes auf einer Weide an der Saale. Allgemein bescheinigen sowohl Manfred Kohlmann als auch Heinz-Rüdiger Poenicke den Tieren keinen schlechten Zustand. „Es gibt Schlimmeres. Die Tiere machen keinen leidenden Eindruck“, sagt Poenicke auf Tageblatt/MZ-Nachfrage. Allerdings möchte Kohlmann nicht verschweigen, dass der Fall des bereits 79-jährigen Hörig ein „Dauerbrenner“ sei. „Seit DDR-Zeiten ist es schon so, ich kenne es nichts anders“, so Kohlmann. Die Situation sei jedoch auch emotional aufgeladen, betont er weiter. In einer ausführlichen Stellungnahme des Burgenlandkreises, die auf der kreiseigenen Internetseite nachzulesen ist, heißt es, dass die „subjektive Beurteilung Dritter und Momentaufnahmen ohne ausreichende Sachkenntnisse nicht geeignet sind, grundsätzliche Schlüsse über den Zustand und das Wohlbefinden von Tieren zu ziehen“.

Der Naumburger Fall und die Geschehnisse rund um einen Hof im Droyßiger-Zeitzer-Forst seien nicht miteinander zu vergleichen, betont Andrea Krüger. Damals hatte der Kreis eingegriffen und 21 Tiere beschlagnahmt. Wegen mangelhafter Pflege und Ernährung der Tiere wurde ein Pferdehaltungsverbot für den Hof ausgesprochen.

Im März wurde laut der Amtsleiterin ein Hof im Weißenfelser Raum beräumt. „Diese Leute schaden den Tieren nicht vorsätzlich, aber sind einfach von der Situation überfordert, weil schlimme soziale Bedingungen herrschen oder es an Geld und Sachwissen fehlt“, so Andrea Krüger. Vor allem betrifft dies die Pferde- und die Hundehaltung. „Die Problemfälle häufen sich.“

Nach der Strafanzeige der Tierschutzvereine Vier Hufe und Silencio (wir berichteten) hat nun Wolfgang Hörig selbst einen Anwalt eingeschaltet und Anzeige erstattet. Diese richte sich gegen „Tierschützer unter Führung von Frau Hufnagel“, schreibt Rechtsbeistand Günther Weiße der Redaktion.

Vereine erhalten viel Zuspruch

Ihnen werde vorgeworfen, am 12. April das umzäunte Grundstück unberechtigt betreten zu haben. Außerdem sollen sie einen Terrier angekettet haben, der sich daraufhin erwürgte, sowie Hundepellets an Kaninchen verfüttert haben, worauf auch diese verendeten. Doch Nicol und Roger Hufnagel, in Lütjensee nahe Hamburg beheimatet, waren zu jenem Zeitpunkt gar nicht in der Domstadt, wie sie auf Tageblatt/MZ-Nachfrage berichteten. „Mit dem Spiegel-TV-Team haben wir erst Tage später Naumburg zum ersten Mal überhaupt besucht. Nach den Medien-Berichten haben wir einen großen Zuspruch erhalten“, so Roger Hufnagel. Auch auf Facebook geht die Diskussion weiter, mit Stimmen, die der Aktion der zwei Vereine zustimmen oder diese auch verurteilen.

Das Areal nahe der Naumburger Moritzwiesen macht einen ungepflegten Eindruck. Die dortigen Zustände sind seit Jahren bekannt.
Das Areal nahe der Naumburger Moritzwiesen macht einen ungepflegten Eindruck. Die dortigen Zustände sind seit Jahren bekannt.
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Zwei Jährlinge sind in einem Stall auf dem Hofgelände untergebracht. Mittlerweile sind die Tiere verkauft worden, so Tierarzt Manfred Kohlmann.
Zwei Jährlinge sind in einem Stall auf dem Hofgelände untergebracht. Mittlerweile sind die Tiere verkauft worden, so Tierarzt Manfred Kohlmann.
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