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Retter für Fenster der Schlosskirche

Von MICHAEL HEISE 12.12.2008, 17:35

BAD KÖSEN. - 158 Einzelteile aus mundgeblasenem Echt-Antikglas, eingefasst in ein zwei Quadratmeter großes Fenster - das ist die abschließende und anspruchsvollste Arbeit, die die Burgenländer Kunst- und Bauglaserei in der Schlosskirche zu Wittenberg erledigt. Das Bad Kösener Unternehmen hatte vor einem Jahr den Auftrag erhalten, sämtliche aus dem Jahr 1890 stammenden Bleiglasfenster zu restaurieren, mithin eine Gesamtfläche von rund 300 Quadratmetern. Rechtzeitig vor Weihnachten sollen die Arbeiten beendet sein.

Dabei dürfen sich die Bad Kösener als Retter in der Not verstehen, denn die Verglasungen drohten einzustürzen und eine Gefahr für die vielen Besucher der berühmten Kirche zu werden. Thomas Pulz: "Anfang der 90er Jahre sind die Fensterfelder überarbeitet und neu eingesetzt worden, allerdings sehr unfachmännisch, so dass sie sich immer mehr lösten. Orkan Kyrill tat ein Übriges." Auch waren die Fenster durch die Luftverpestung des einstigen Chemiewerkes Piesteritz völlig verschmutzt, ließen kaum noch Licht durch.

Die meisten Arbeiten in Wittenberg hat das Unternehmen aus Bad Kösen, das sich auf die Neuanfertigung und Restaurierung von Fenstern und Türen spezialisiert hat, vor Ort erledigt. Anders bei oben erwähntem Fenster, das nicht restauriert, sondern komplett neu gefertigt werden musste - eben in der Bad Kösener Werkstatt. Hintergrund ist, dass es in den 90er Jahren ohne jeglichen Bezug zum Gesamtbild (Titel: "Die Sendung des Gottesgeistes zu den Aposteln") eingesetzt wurde. "Wir haben diesen oberen Teil des Bildes komplett neu gestaltet, freilich nach Vorlagen aus der Kirche", verdeutlicht Thomas Pulz' Lebensgefährtin Janett Rodehau, die neben sechs Angestellten und einem Lehrling zum Team des 1994 gegründeten und seit 2002 in Bad Kösen ansässigen Betriebes zählt. Part der aus Meißen stammenden Glaser- und Porzellanmeisterin ist unter anderem das kunstvolle Bemalen der mundgeblasenen Stücke mit Glasbeize.

Auch nach Abschluss des vom Landesbetrieb Bau für die Schlosskirche Wittenberg vergebenen Großauftrages mangelt es der Burgenländer Kunst- und Bauglaserei nicht an Arbeit. Unter anderem sind die Fachleute auf der Augustusburg in Chemnitz tätig, wo Fenster und Türen zu restaurieren sind; im Frühjahr folgt Ähnliches für die Heidecksburg in Rudolstadt. Die öffentliche Hand ist damit Hauptpartner des Unternehmens, Aufträge von privat führen eher ein Nischendasein. Wenn es nach Thomas Pulz und Janett Rodehau geht, soll sich das ändern. Klares Ziel: In diesem Bereich möchte man nächstes Jahr verstärkt Fuß fassen. An entsprechenden Referenzen jedenfalls mangelt es nicht.