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Energieversorger Millionenverluste: Naumburger Stadtwerke geraten in Schieflage

Die TWN fahren wegen Energiepreis-Krise Millionenverluste ein. Nun soll der Rat über eine Bürgschaft der Stadt abstimmen. Was bedeutet das für die Kunden?

Von Michael Heise Aktualisiert: 04.01.2022, 10:51
Verträge mit Großkunden drücken Bilanz der TWN ins Millionen-Minus - Sitz des Versorgers am Hohen Stein in Naumburg.
Verträge mit Großkunden drücken Bilanz der TWN ins Millionen-Minus - Sitz des Versorgers am Hohen Stein in Naumburg. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Der seit Mitte des vergangenen Jahres drastische Anstieg der Einkaufspreise für Strom und Gas bringt nun auch die Technische Werke Naumburg GmbH (TWN) in finanzielle Schieflage. Das Tochterunternehmen der städtischen Kurbetriebsgesellschaft Naumburg/Bad Kösen wird für 2021 erstmals in seiner 30-jährigen Geschichte ein negatives Betriebsergebnis ausweisen - einen Verlust, den nun theoretisch die Kubi als Mutterbetrieb ausgleichen muss. Praktisch aber ist sie selbst ein Sorgenkind mit einem zuletzt ausgewiesenen Jahresdefizit von 1,2 Millionen Euro. Den Schwarzen Peter hat somit die Stadt, die nicht nur für die vorgenannte Summe, sondern auch die nun plötzlich zu Buche stehenden Verluste der TWN in der Verantwortung steht.

Keine konkrete Aussage zu Verlusten

Doch wie hoch sind diese? Stadt und TWN wollten sich dazu bei einem Pressegespräch unter Verweis auf noch genau zu machende Erhebungen nicht in die Karten gucken lassen, doch sprach Detlef Apel, zusammen mit Ulrich Klose Geschäftsführer von TWN und Kubi - die wiederum das Sport- und Freizeitbad Bulabana und das Kurmittelzentrum Kösalina betreibt - von einem „nicht zweistelligen“ Millionenbetrag. Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt sich aber allein darin, dass noch im alten Jahr kurzfristig sowohl die Gesellschafter und der Aufsichtsrat der TWN einberufen wurden als auch der Ältestenrat des Gemeinderates. Und der Rat ist es auch, der möglichst schnell darüber entscheiden soll, ob und wie die Stadt in die Pflicht genommen werden kann.

Einen Termin für eine Sondersitzung gibt es bereits, den 19. Januar. Und abzustimmen ist dann über eine von der Stadt zu übernehmende Bürgschaft für die Kurbetriebsgesellschaft. Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Armin Müller (CDU): „Unser Ziel ist ja, den Haushalt 2022 möglichst im März zu beschließen. Dort müssen wir jetzt nachsteuern und die Bürgschaft entsprechend darstellen.“ Es sei aber nicht damit zu rechnen, deswegen in die Haushaltskonsolidierung gehen zu müssen. Müller sagte, man befinde sich bereits in Gesprächen mit der Kommunalaufsicht des Kreises.

„Die Verluste bewegen sich nicht im zweistelligen Millionenbereich.

Geschäftsführer Detlef Apel

Technische Werke Naumburg, Geschäftsführer Detlef Apel
Technische Werke Naumburg, Geschäftsführer Detlef Apel
(Foto: Torsten Biel)

Laut den TWN-Geschäftsführern Ulrich Klose und Detlef Apel resultieren die nun aufgelaufenen Verluste maßgeblich aus langfristig mit Großkunden abgeschlossenen Lieferverträgen, für die bestimmte Strom- beziehungsweise Gasmengen nachgekauft werden mussten - zu bis in der Spitze sich verzehnfachten Preisen. Hinzu kämen etliche Kunden, die durch die Insolvenz ihrer Anbieter in die sogenannte Grundversorgung fallen, die die TWN als Netzbetreiber leisten müsse. Für diese könne kaum kalkuliert werden. „Wir wissen nicht, wie lange sie bei uns bleiben - und haben im Umkehrschluss vielleicht teuer eingekauft“, so Apel.

Versorger kündigt Tarifanpassungen an

Was bedeutet das alles für die Tarifkunden der Technischen Werke Naumburg GmbH, zumal das Unternehmen wegen der Verbandelung mit der Kubi keine Rücklagen bilden konnte? Eine unmittelbare Auswirkung gibt es laut Apel nicht, auch weil für die Technischen Werke in den kommenden Jahren wieder positive Ergebnisse erwartet würden. Allerdings werde man wegen der „äußerst angespannten und nicht abschätzbaren“ Energiepreisentwicklung nicht umhinkommen, Tarifanpassungen vorzunehmen. Die letzte hatte der Versorger zu Beginn dieses Jahres umgesetzt.

Ob die TWN beim Einkauf von Gas und Strom an den volatilen Börsen im zurückliegenden Jahr unter Umständen selbst Fehler gemacht haben - diese Frage bleibt zum aktuellen Zeitpunkt unbeantwortet. Aufsichtsratsvorsitzender Armin Müller zumindest verdeutlichte: „Ich sehe im Moment nichts, was der Geschäftsführung vorzuwerfen ist.“