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Kunst Kunst: Neue Kirschen-Sage

Von albrecht günther 31.03.2014, 08:25
Sie verbindet der Sport: Siegfried Eichner, Rolf Ziller, Frank Wege und Helmut Schmidt (v. l.).
Sie verbindet der Sport: Siegfried Eichner, Rolf Ziller, Frank Wege und Helmut Schmidt (v. l.). Kramer Lizenz

Der Rennsteiglauf erlebt in diesem Jahr im Mai seine 42. Auflage. Und dem Naumburger Frank Wege fehlen dann ganze fünf Teilnahmen, um immer dabei gewesen zu sein. In der langen Liste der Traditionsläufer wird er sich diesmal „Start Nummer 37“ eintragen lassen. Wieder möchte der 65-Jährige, wie bereits in den letzten Jahren, sich selbst und die Halbmarathondistanz bezwingen. Angefangen hat alles 1977, wie sich der ehemalige Steinsetzer und Tiefbauer erinnert. „Gemeinsam mit Helmut Schmidt, meinem Laufkumpel aus Lok-Leichtathletik-Zeiten, haben wir uns ziemlich unbedarft an den Supermarathon über 72 Kilometer von Eisenach bis Schmiedefeld herangemacht“, erzählt er. Und Helmut Schmidt fügt eine heute noch schmerzhafte Erinnerung an: „Meine Füße und die Zehen haben damals besonders gelitten. Hinterher sind mir nach und nach sämtliche Zehennägel ausgefallen.“

Blütezeiten der Leichtathletik

Auch heute noch kommen die alten Kämpen zum gemeinsamen Laufen zusammen. Neben Wege und Schmidt auch Rolf Ziller, Siegfried Eichner und andere. Sie haben 1995 mit ihrem langjährigen Vorsitzenden Günther Groh die LG Rudelsburg Bad Kösen gegründet. Eichner (Jahrgang 1944), Ziller (45), Schmidt (45) und Wege (49) waren in Summe an die 100-mal beim Rennsteiglauf aktiv dabei und können fast 275 Lebensjahre in die Waagschale legen.

Und sie haben viel über die letzten 50 Jahre regionaler Sport- und Leichtathletik-Geschichte zu erzählen. Als sie als junge Kerle in vollem Saft standen, da erlebten auch die Leichtathletik und das Laufen hierzulande Blütenzeiten. Die Naumburger Sportgemeinschaften Lokomotive, Einheit und später Aufbau und ASG beförderten sie. Auch die Dynamo-Handballer des Bezirkes kamen regelmäßig zu Leistungsvergleichen im Leichtathletik-Vierkampf zusammen.

Da das Erinnern an sportliche Vergangenheit die eine Seite der Medaille ist, das genaue Wissen darüber eine zweite, heute meist verschwommene, sind Zeugnisse in schwarz und weiß wichtig. Hans Beschorner, auch ein Naumburger aus der Eckardtstraße und ehemaliger Lok-Leichtathlet, kann da aushelfen. Er hat aus den hintersten Ecken seines Schrankes alte Bestenlisten und damals übliche Broschüren herausgekramt und sie Siegfried Eichner übergeben. Vom Wettkampfjahr 1960 datiert die früheste, doch auch die weiteren Jahre bis 1967 und 1969 kann der selbst beteiligte und interessierte Betrachter Revue passieren lassen. Die Listen, die damals vom Statistiker der Leichtathletik im Bezirk Halle, Ignaz Jankiewicz, auch einem Naumburger aus der Charlottenstraße, geführt wurden, gingen von Eichner an Rolf Ziller, und daraus ist nun diese Betrachtung entstanden.

Und da tauchen 1960 bekannte Namen auf. Werner Czäczine, der Profener, zum Beispiel, zudem später langjähriger Berichterstatter für unsere Zeitung. In jenem Jahr wurde er Bezirksmeister im 7500-Meter-Waldlauf und gehörte dem SC Chemie Halle an. Dieter Risch, der Naumburger von der BSG Einheit, leider viel zu früh verstorben, stand über 100 Meter mit 11,4 Sekunden zu Buche. Ebenso schafften es 1960 Gernot Lips, Wilfried Wittenbecher oder Dieter Schied unter die Besten. Natürlich auch die Geher Dieter Lindner und Horst Astroth. Als B-Jugendlicher wurde Rolf Ziller (Lok) damals im 1000-Meter-Lauf mit seiner Zeit von 2:42,0 min als Dritter notiert. Siegfried Eichner (Einheit) ist da mit 2:51,0 verzeichnet.

Weit nach vorn gearbeitet

Rolf Ziller ging bald zum SC Chemie Halle, legte 1964 am Sportgymnasium Halle das Abitur ab. Er verbesserte seine 1000-Meter-Bestzeit um acht Sekunden und kratzte über 1500 Meter an der Vier-Minuten-Marke. Ziller wechselte nach Leipzig an die Deutsche Hochschule für Körperkultur, wurde Diplom-Sportlehrer und musste seine aktive Karriere aber wegen einer Verletzung bald an den Nagel hängen.

Auch Rosemarie Thom und Irmgard Knörrich arbeiteten sich in jener Saison als B-Jugendliche weit nach vorn. Die jüngsten Nachweise gibt es vom Jahr 1969. Da hatte Bärbel Podeswa (Weidlich) ihre Glanzzeiten im Hürdenlauf und Sprint. Auch Siegfried Eichner und Hans Beschorner tauchten da gemeinsam mit Dieter Risch in einer 4x100-Meter-Staffel auf. Eckart Lindner, der ehemalige Gymnasial-Lehrer, heute 75-jährig, hat sich bereits einen Namen als 3000-Meter- Hindernis-Läufer gemacht. Helmut Schmidt bringt auf der 800-Meter-Distanz 2:01,6 Minuten zu Buche.

Steckenpferd Rudelsburglauf

Heute trifft man die „Sportsenioren“ meist am Rande von Wettkämpfen. Ziller, Schmidt, Wege und Eichner zeichnen mit ihrer LG Rudelsburg übrigens seit mehr als 20 Jahren für den Rudelsburglauf und den Berglauf maßgeblich mit verantwortlich. Mit ihren früheren Taten und Leistungen gehen sie zurückhaltend um. Aber sie erinnern sich halt gern daran.

Auch an die Tatsache, dass sich der Silbermedaillen-Gewinn in Tokio von Dieter Lindner im 20-km-Gehen in diesem Sommer zum 50. Male jährt. Auch der taucht immer mal bei Wettkämpfen als Beobachter auf. Zuletzt mit seinem Bruder Eckart beim Waldlauf im Naumburger Buchholz.