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Janisroda Janisroda: Weiterhin Stillstand

26.01.2014, 09:13
Zirkus Renz: Vom Pächter geduldet, von der Stadt Naumburg zum Räumen aufgefordert.
Zirkus Renz: Vom Pächter geduldet, von der Stadt Naumburg zum Räumen aufgefordert. torsten biel Lizenz

naumburg - Wer noch unsere Berichterstattung über das Problem der Janisrodaer mit einem aufsässigen Wanderzirkus im Hinterkopf hat, mag dies für eine einmalige Geschichte gehalten haben. Doch Geschichte wiederholt sich manchmal. Und momentan - vielleicht - in Naumburg: Hier stehen seit vergangener Woche am Steinkreuzweg, neben dem TWN-Sitz, etliche Zirkuswagen samt großem Zelt. „Zirkus Renz“ lesen wir auf den Planen während eines Vor-Ort-Besuches. Dabei lädt Zirkuschef Alfons Renz gerade Heu von einem Hänger. Gebracht hat es ihm Albert Schwager aus Leißling, der Pächter des verschneiten Bodens. „Ich lasse die Zirkusleute hier Station machen. Sie sind ja bald wieder weg“, sagt Schwager. „Wir sind uns einig geworden“, meint Alfons Renz und grinst. So weit, so gut.

Weniger begeistert sind alle anderen Beobachter und Beteiligten. So hat die Stadt Naumburg, als Eigentümerin der Fläche, durch Pressesprecher Felix Prescher erklärt: „Der Zirkus erzählte uns, er habe einen Auftritt in Weißenfels. Als er uns das aber nicht, wie verlangt, belegen konnte, haben wir ihn zum Verlassen des Grundstücks aufgefordert.“ Gegenüber Tageblatt/MZ meinte Alfons Renz: „Wir würden gerne auftreten. Aber das Winterwetter lässt das leider nicht zu.“

Ebenfalls Alarm schlugen Tierschützer, die auf das offiziell nur vorläufige Winterlager aufmerksam wurden. Sie schalteten das Veterinäramt des Kreises ein. Volkmar Schurig, stellvertretender Amtsleiter, schaute sich am Dienstag vor Ort um: Bei den zehn Pferden, drei Kamelen und dem Lama konnte Schurig „keine relevanten Mängel in puncto Haltungsbedingungen oder Zustand der Tiere“ feststellen. Lediglich wies er darauf hin, dass ein Außengehege aufgebaut werden müsse. Drei Tage später meint Alfons Renz, man habe noch vor, dieses zu errichten.

Während zu den weiteren Kritikern des Zirkus-Treibens auch ein Bewohner der Lutherstraße gehört, der unsere Zeitung darauf hinwies, dass die Zirkusmitarbeiter bereits auf Betteltour gehen, erheben die Technischen Werke erhebliche Vorwürfe. „Wir konnten beobachten, wie Zirkusmitarbeiter am Abend illegal mit einem eigenen Standrohr einen Hydranten mitten auf der Kreuzung angezapft haben, um Trinkwasser zu bekommen. Das ist kreuzgefährlich“, so TWN-Sprecherin Sabine Zimmer. Der Hydrant wurde nun gesichert. Auch wird beklagt, dass die neuen Nachbarn ihre Notdurft auf dem Gelände verrichten.

Was den Zirkus von dem in Janisroda unterscheidet, ist, dass im Internet durchaus positive Berichte über deutschlandweite Vorstellungen in der jüngeren Vergangenheit zu finden sind. Aber auch solche wie aus Rottach-Egern, wo „Zirkus Renz“ deutlich länger auf Gemeindegelände blieb als vereinbart.

Sucht man hingegen ganz generell nach „Zirkus“ und „Renz“, bekommt man den Mund kaum zu. Handelt es sich doch um einen Nachfolger des 1842 von Ernst Jakob Renz gegründeten, ältesten Familienzirkus Deutschlands. Ernst Jakobs Nachfahren und damit auch Alfons Renz’ Brüder und Cousins gerieten zuletzt oft in die Schlagzeilen. So fasst die Wetterauer Zeitung zusammen: „Mal ging es um die Elefantenkuh Maja, die nach einer Erkrankung starb, mal um einen Braunbären, der bei einem Gastspiel in Kassel ausriss, einen Polizisten anfiel und erschossen werden musste. Zuletzt sorgte René Renz, Betreiber der Ockstädter Alligatorenfarm, für einen Eklat, nachdem die Elefantenkuh Mädi bei einem Gastspiel in Estland verendete.“ Ein Youtube-Video zeigt René Renz, wie er auf dem ertrinkenden Elefanten herumtanzt.

Nun kann sich keiner seine Familie aussuchen: Doch ob Pächter Albert Schwager all dies wusste, als er sich mit Alfons Renz „einig“ wurde?

Pächter Albert Schwager (r.) bringt Zirkus-Chef Alfons Renz Heuballen vorbei. Zehn Pferde, drei Kamele und ein Lama werden im großen Zelt gehalten.
Pächter Albert Schwager (r.) bringt Zirkus-Chef Alfons Renz Heuballen vorbei. Zehn Pferde, drei Kamele und ein Lama werden im großen Zelt gehalten.
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