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Immobilie Immobilie: 15 000 Euro Mindestgebot für Bahnhof

Von Constanze Matthes 19.08.2013, 07:28
Den historischen Festumzug zum 725-jährigen Stadtjubiläum Eckartsbergas führt der Fanfarenzug Bad Kösen an.
Den historischen Festumzug zum 725-jährigen Stadtjubiläum Eckartsbergas führt der Fanfarenzug Bad Kösen an. Biel Lizenz

Eckartsberga/Laucha - 725 Jahre Stadtgeschichte zogen am Sonnabend als Höhepunkt des Heimatfestes in einer Stunde durch Eckartsberga. Vor den Augen vieler großer und kleiner Zuschauer tauchten in 26 Bildern die wichtigsten Ereignisse auf - angeführt vom Fanfarenzug Bad Kösen.

Der historische Reigen wurde von drei besonderen Zeitzeugen eröffnet: Hinter der Stadtfahne flatterten die Flagge der Zimmerleute von 1884, die des Gesangvereins von 1864 und jene des Turnvereins von 1864 im Wind. Dann tauchten die Zaungäste tief in die Geschichte ein und fanden sich im Jahr 998 wieder, als die Eckartsburg gegründet wurde. An jene Zeit erinnerte die Burgmannschaft zur Eckartsburg gemeinsam mit dem Heimatverein Lißdorf, der vor allem die Handwerker und Bauleute darstellte, die einst die Veste errichteten. Dann trat die in der Stadtgeschichte entscheidende Person für Eckartsberga auf: Hoch zu Ross kam Albrecht der Entartete daher, der 1288 dem Ort das Stadtrecht verliehen hat - als Ersatz für die Einverleibung der Eckartsbergaer Pfarrkirche in das Moritzkloster, wie Festumzugsmoderator Hans Struwe erzählte.

Weiter ging es beispielsweise mit der Reformation 1539, die von Philipp Melanchthon in Eckartsberga vollendet worden sei. Martin Luther hielt sich viermal in der Stadt auf. Dreimal wütete während des 30-jährigen Krieges die Pest in der Stadt. 1632 rastete und betete Schwedenkönig Gustav II. Adolf auf dem Sachsenberg, bevor er in die Schlacht bei Lützen zog. Die Übernachtungen Friedrich II. und Napoleons, letztere wurde vom Verein „1806 Jena“ dargestellt, waren ebenso Teil des Zuges wie Goethes Aufenthalt. Erinnert wurde an die Gründungen der freiwilligen Feuerwehr 1881, der LPG 1953, des evangelischen Kindergartens „Sterntaler“ 1913 und der ersten Kinderkrippe „Rotkäppchen“ 1961. Beide Kitas kamen sommerlich geschmückt und kostümiert in Kremsern daher. Platz fanden auch das Handwerk sowie die Vereine von der Schützengilde über die Sport-, Kleingarten - bis hin zu den Züchtervereinen. Sogar der Heimatverein Herrengosserstedt war dabei.

Eigentlich hätte Christoph Agthe vom Heimatverein, der den Festumzug monatelang geplant und organisiert hatte, gern einiges mehr gezeigt wie ein Bild zum Weinanbau, der an den Hängen Richtung Buttstädt betrieben worden war. „Aber das ist eine Kostenfrage, wenn man die Ereignisse so originalgetreu wie möglich darstellen möchte“, so der 56-Jährige. Und das wollte er. Daher wurde der Großteil der historischen Kostüme ausgeliehen. 450 Kinder, Jugendliche (über deren Engagement sich der Heimatverein besonders freute) und Erwachsene erfüllten die Bilder mit Leben sowie sechs Pferde des Reit- und Fahrvereins Marienthal und eine Kutsche aus Kölleda. Eigentlich sollten zwei im Umzug mitrollen. „Kurz vor dem Start fehlte uns eine Kutsche - die Achse war gebrochen“, erzählte Agthe. In der sollten Landrat Harri Reiche und Bürgermeisterin Marlis Vogel angemessen gefahren werden. Glücklicherweise war ein Anhänger, der von einem „Fortschritt ZT 300-D“-Traktor gezogen wurde, groß genug, so dass die beiden dort Platz nehmen konnten. Noch mehr alte knatternde Technik war unterwegs - wie beispielsweise die Zweiräder der „Simsonfreunde Eckartsberga“, die sich erst vor Kurzem gegründet haben. Der Zug endete an der Holländerwindmühle, an der viel Unterhaltung und Kurzweil auf die Gäste wartete. Zum Sommernachtsball wurde schließlich bis früh 4 Uhr getanzt.

Im einige Kilometer von Eckartsberga entfernten Laucha gab es für Susanne Rothe keine Krone. Denn die hat sie bereits. Aber Blumen und viel Beifall gab es zum Heimat- Wein- und Schützenfest. Die 19-jährige Lauchaer Weinprinzessin will nach zweijähriger Amtszeit noch ein Jahr dran hängen. „Darauf freue ich mich schon“, sagte sie Bürgermeister Michael Bilstein, dem ein Stein vom Herzen fiel. „Denn“, so das Stadtoberhaupt, „trotz aller Bemühungen, hat die Stadt noch keine Nachfolgerin gefunden.“

Im alten Stadttor, dem Obertor, der Glockenstadt hatten Weinkönigin Tina Weinert und mit ihr die Weinprinzessinnen von Laucha, Bad Kösen, Freyburg und Höhnstedt sowie Weinbaupräsident Siegfried Boy ein fröhliches Publikum zu einer weinseligen Plauderei begrüßt. Zum Wein vom Weingut Beyer und aus der Winzervereinigung moderierten Weinprinzessin Susanne und Carolin Bilstein. Dabei gab es lustige Einlagen. So mussten Lauchaer aus dem Publikum mit verbundenen Augen, Weiß- und Rotweine und alkoholfreien Sekt erkennen.

Zu einem Rückblick auf zehn Jahre hatte der Heimatverein auf den Markt eingeladen. 2003 hatten elf Lauchaerinnen den Heimatverein gegründet. Ein Jahr später mieteten sie den Ratskeller als Vereinslokal und sanierten ihn. Heute zählt der Verein 17 Lauchaerinnen. Die 20- bis 70-Jährigen engagieren sich für ihre Stadt. Dazu gehört auch die Ausgestaltung des jährlichen Heimat-, Wein- und Schützenfestes. Zu diesem zeigten sie im Rückblick Bilder aus erfolgreichen Aufführungen. Die Brautmodenschau aus drei Jahrhunderten war dabei und mittelalterliches Treiben etwa in den Badstuben. Auch an das Schubkarrenrennen, früher Bestandteil jedes Heimatfestes, wurde erinnert. Lieder aus der Schlagerwelt sang Karin Busse, die Malermeisterin und Restauratorin aus Schmon. Reich bestückt war der Kuchenbasar, für den Erzieherinnen und Eltern der Kindertagesstätte „Glöckchen“ gebacken hatten. Der Abend klang mit Tanz aus.

Fesch in Uniform: 1834 fielen die Zollschranken zwischen Preußen und Sachsen. Das heutige Eckartshaus war einst Preußisches Hauptzollamt.
Fesch in Uniform: 1834 fielen die Zollschranken zwischen Preußen und Sachsen. Das heutige Eckartshaus war einst Preußisches Hauptzollamt.
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Weiter in Amt und Würden: Lauchas Weinprinzessin Susanne Rothe.
Weiter in Amt und Würden: Lauchas Weinprinzessin Susanne Rothe.
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