Historie Historie: Die preußische Hauptarmee vernichtend geschlagen

Hassenhausen - In Hassenhausen verwundert es schon lange nicht mehr, wenn Truppen aus den napoleonischen Kriegen von 1806 in voller Montur durchs Dorf ziehen. Am Wochenende war es wieder einmal so weit. In der Flur zwischen Hassenhausen und Taugwitz hämmerte Trommelwirbel, knallten Gewehrschüsse, stieg Pulverrauch empor, stürmten Soldaten in farbenfreudigen Uniformen mit aufgepflanzten Bajonett durchs Gebüsch. 80 Mitglieder aus sieben Traditionsvereinen aus Jena, Auerstedt, Weißenfels und Leipzig stellten Gefechte zwischen Franzosen auf der einen Seite und Preußen mit verbündeten Sachsen auf der anderen dar. So, wie das am 14. Oktober 1806 in authentischer Gegend geschah. Bekanntlich wurden die Preußen dabei von den Franzosen geschlagen.
Diesmal versammelte man sich friedlich nach dem Kriegsspektakel, die Akteure aller Waffengattungen und Nationen samt den vielen Zuschauern am Herzog-von-Braunschweig-Denkmal, wo Marketenderinnen ein Blumengebinde niederlegten. Denn damals wurde in der Schlacht von Hassenhausen nicht nur der Herzog von Braunschweig, als Oberbefehlshaber der preußischen Armee tödlich verwundet, sondern auch 13000 Preußen getötet oder verwundetet und 7000 Franzosen. Das ist der ernste Hintergrund zu den Gefechtsdarstellungen von heute.
Weniger martialisch ging es im Biwak am Rande von Hassenhausen zu. Dort konnte jeder mit den Männern und Frauen aus den militärhistorischen Vereinen ins Gespräch kommen und manches über Lebensweisen vor über 200 Jahren erfahren. Mit viel Akribie werden die Uniformen und Ausrüstungsgegenstände angefertigt, werden die damaligen Kommandos einstudiert. Und wenn da Französisch gesprochen wurde, steckte nicht immer ein Franzose in der bunten Uniform. Die Männer, die ihre Gewehre vor den Zelten reinigten und eine kräftige Erbsensuppe über dem Feuer kochten, hatten mit zehn Stunden die weiteste Anreise nach Hassenhausen. Sie kamen aus Polen und stellten Franzosen vom 33. Kaiserlichen Regiment dar. Und ein sächsischer Krieger fiel durch seinen Dialekt aus dem Rahmen. „Ich komme aus Hessen“, sagte Klaus Hoym. Ganz aus der Nähe war dagegen Christian Javert, der durch die imposante Uniform der Gendarmerie Imperiale auffiel, er gehörte zu den fünf Weißenfelsern des Militärhistorischen Vereins.
Unter den Zuschauern aus Hassenhausen war auch ein Mann, der sich bereits zu DDR-Zeiten für die Instandsetzung des Herzog-von-Braunschweig-Denkmals eingesetzt hatte: Martin Kirste. Sein damaliger Mitstreiter Hans-Dieter Braune betreute Besucher im alten Pfarrhaus, dem heutigen Museum. Dort führte Günter Eichstedt durch seine sehenswerte Waffensammlung von 1806. Vor dem Pfarrhaus war ein Zelt mit Speis und Trank errichtet.
Am Sonntag gab es in Hassenhausen einen Vortrag des mit dem Hassenhausener Verein „Gedenkstätte 1806“ eng verbundenen Braunschweiger Professors Gerd Biegel unter dem Titel „Auf dem Weg nach Waterloo“ sowie eine Kranzniederlegung vor dem Hauptdenkmal. Abgehalten wurde ein Erntedank- und Friedensgottesdienst.
