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Hintergrund Hintergrund: Über die ganze Welt verbreitet, in Deutschland aber nur selten anzutreffen

07.11.2013, 09:04
Im Unstrut-Trias-Land von Autor Herbert Vökler und Pilzfreund Udo Richter wiederentdeckt: der Sieberdstern.
Im Unstrut-Trias-Land von Autor Herbert Vökler und Pilzfreund Udo Richter wiederentdeckt: der Sieberdstern. privat Lizenz

Bei der Begehung eines Erdsternbiotopes mit meinem Pilzfreund Udo Richter aus Freyburg am Rande der Stadt Nebra fanden wir einen übergroßen Erdstern. Die Erdsterne sind nicht genießbare Pilze und sehr selten in Wald und Flur anzutreffen. Diese eigenartigen Gestalten erregen manchmal die Neugierde von Wanderern oder Pilzsuchern. Von den etwa 24 Erdsternarten gibt es zur Zeit im Unstrut-Trias-Land 14. 18 von den 24 in Europa vorkommenden sind in Sachsen-Anhalt nachgewiesen.

Unter diesen seltenen Pilzarten ist seit kurzer Zeit der hier abgebildete „Mega“-Sieb-Erdstern Myriostoma coliforme. Als der Standort bei Nebra 2010 von Helene Helm beim Spaziergang gefunden worden war, war dieser nach über 50 Jahren wieder der erste belegte Fund seiner Art für Sachsen-Anhalt. Seitdem konnten wir beide einen zweiten Standort, etwa 50 Meter entfernt, auffinden. Von besonderer Bedeutung ist, dass der bisher einzige Standort auf dem Kirchhof von Altenweddingen bei Magdeburg letztmalig 1960 entdeckt wurde und seit dem in unserem Bundesland nicht wieder belegt werden konnte.

Der nunmehr aktuelle Standort dieser Rarität befindet sich am Westabhang von Nebra, bei 160 Metern NN, hinunter zur Unstrut. Ein wenig begangener Wanderweg führt durch Gebüschstrukturen mit hauptsächlich Flieder und einigen darin eingestreuten Bäumen wie Eiche, Kiefer und Roninie, welche auf Bundsandstein stehen.

Das Besondere an diesem Biotop ist, dass wir weitere Erdsternarten hier nachweisen konnten. So sind es: Kragen-Erdstern, Geastrum striatum; Großer Nest-Erdstern, G.formicatum; Zitzen-Erdstern, G.corallinum; Dunkler-Erdstern, G.coronatum und Haar-Erdstern, G.melanocephalum.

Fast alle dieser Erdsternarten befinden sich auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Pilze in Sachsen-Anhalt oder sogar für ganz Deutschland. Von ganz besonderer Bedeutung ist weiterhin, dass auf zwei Standorten in ihrer Nähe der ebenfalls sehr seltene Stelzen-Stäubling (auch Stelzen-Bovist genannt), Battaraea phalloides, gefunden wurde. Zur Ergänzung des Fotos ist zu sagen, dass die Abmaße von der Lappenspitze zur gegenüberliegenden Seite 16 Zentimeter Spannweite aufweist und somit dreimal die Größe eines normal ausgebildeten Sieb-Erdsternes aufweist. Alle genannten Erdsternarten befinden sich in meinem Herbar.