Hintergrund Hintergrund: Früher Ernst-Heinrich-Bethge-Heim
naumburg - An den Wänden hängen Fotos und Wochen-Kalender mit Terminen, die Einblick in den Alltag geben. In den Kinderzimmern herrscht das typische lebendige Durcheinander, wo ab und an Spielzeug oder persönliche Dinge im Raum verteilt sind. Nichts zeigt auf den ersten Blick, dass im Haus 12 am Naumburger Kirschberg ein anderes Leben als das einer großen Familie geführt wird.
Ziel: Rückkehr zu den Eltern
Doch in der markanten Villa leben Kinder und Jugendliche, die eben nicht das normale Familienleben kennen. Das Kinder- und Jugendheim „Edith Stein“, das seit nunmehr 20 Jahren in den Händen der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius liegt, ist ihr Zuhause geworden. Sie stammen aus dem Burgenlandkreis und anderen Landkreisen, aus einem von Problemen behafteten Elternhaus. „Ein Teil weist Verhaltensauffälligkeiten auf“, erzählt Doreen Rosenberger, die Leiterin der Einrichtung. „Unser Ziel ist es, sie zurück in die Familien zu bringen.“ Doch das ist manchmal nicht möglich. Manch einer bleibt bis zur Volljährigkeit oder darüber hinaus, weil den Eltern das Sorgerecht entzogen wurde, eine Amtsvormundschaft besteht. Andere sind Rückkehrer, bei dem der Versuch der Integration in der eigenen Familie gescheitert ist.
Engagierte Mitarbeiter mit Herz
40 stationäre Plätze gibt es im Jugendheim, auf die Standorte am Kirschberg sowie in der nahe gelegenen Charlottenstraße verteilt. Außerdem betreut die Caritas-Trägergesellschaft eine Tagesgruppe am Naumburger Kramerplatz. „Wir bieten alle Formen der Jugendhilfe an“, erläutert die Hauschefin weiter. Und das ist ein weites Feld, das unter anderem neben der stationären Heimerziehung eine intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung und Familienhilfe, Erziehungsbeistand, die Unterstützung junger Volljähriger sowie die Inobhutnahme umfasst. Gerade jene letztere Aufgabe habe zugenommen, bei der in einem Notfall Leitstelle oder Polizei um eine Aufnahme eines Kindes im Heim bittet. Obwohl das Haus mehr als gut ausgelastet sei, wie Doreen Rosenberger unterstreicht: „Ich weiß nicht, wann wir einmal unterbelegt waren. Aber wir weisen in einem solchen Fall ein Kind nicht ab.“
Wenn die Leiterin über die Betreuung der Kinder und Jugendliche spricht, verbindet sie dies auch mit einem Lob an ihre Kollegen. 40 Mitarbeiter sind insgesamt an den drei Standorten beschäftigt. Rosenberger: „Einige der Erzieher arbeiten seit über 20 Jahren hier. Für sie ist es eine Berufung, ein Stück geteilte Lebenszeit.“ Das sieht man nicht nur an der liebevollen Gestaltung der Zimmer und Gemeinschaftsräume. Manchmal bleiben Kontakte bestehen, besuchen ehemalige Bewohner ihr einstiges Zuhause. Regeln, ein Punkte-System und ein geregelter Tagesablauf bestimmen das gemeinsame Leben unter einem Dach. Nach der Schule werden Hausaufgaben gemacht, wird die Zeit mit den Angeboten eines Freizeit- sowie eines Musikpädagogen sinnvoll genutzt. Ab und an werden für spezielle Projekte Jugendhäuser besucht.
Doch auch andere Verbindungen nach außen - zu Ärzten, Psychologen und Psychotherapeuten - bilden ein wichtiges Fundament der Betreuung und individuellen Förderung der Kinder, die von Förderschule bis Gymnasium verschiedene Bildungseinrichtungen besuchen. „Unterstützung erfahren wir von vielen Seiten. So sorgte unter anderem der Naumburger Herrenverein für einen Basketballplatz“, betonte die Leiterin.