Hintergrund Hintergrund: Drittwichtigstes Nutztier des Menschen

Naumburg - Das kleine Wort erbeutet erhält im Fall des Naumburgers Jens-Peter Zander eine beängstigende Doppel-Bedeutung. Dem Hobby-Imker wurden in der Nacht zum 15. April zwei Beuten mit Bienen gestohlen. „Ich verstehe die Welt nicht mehr“, sagt der Domstädter mit Enttäuschung und Wut im Bauch. Nicht nur, weil der bisher unbekannte Täter zwei Völker sowie Schutzschleier und diverses Imker-Zubehör entwendet hat. Er muss den verborgenen Ort mit dem Unterstand, zwischen Naumburg-Henne und Schellsitz in einem eingezäunten Gelände gelegen, ausspioniert haben. „Da war kein Amateur am Werk. Er wusste genau, was er machte“, schätzt der 52-Jährige ein. Denn der Dieb wusste von dem Unterstand und hat gerade jene zwei Beuten mit der größten Bienenmasse mit sich genommen, nachdem er zuvor den Maschendrahtzaun des Areals aufgeschnitten hatte.
In der Zeit der Umsiedlung
Insgesamt waren bis zu jenem Tag sechs Völker im Besitz des Naumburgers. In jenen Tagen hatte der Hobby-Imker begonnen, die Völker von der veralteten Hinterbehandlung in hölzernen Kästen auf moderne Magazine in Styropor-Beuten umzusiedeln. Da er nur fünf von sechs Beuten am Vortag des Diebstahls bewältigt hatte, blieb eine Styropor-Kiste leer. An der zeigte der Dieb allerdings kein Interesse. Sie blieb zurück. Auch das ist für Zander ein Zeichen, dass der Täter zielgerichtet auf die Bienen aus war.
Der Naumburger hat nicht nur Anzeige bei der Polizei erstattet. Er setzt zudem eine Belohnung von 250 Euro aus, wenn die Diebe gefunden werden. Weitere 250 Euro, wenn deren Namen bekannt werden. Solche Bienen-Diebstähle häufen sich, betont Falko Breuer, der Vorsitzende des Landesimkerverbandes. Schätzungsweise sind in Sachsen-Anhalt bisher zehn bis 15 Völker betroffen. „Es ist immer ärgerlich“, sagt Breuer. Er glaubt, dass in den meisten Fällen ein anderer Imker zum Täter geworden ist. Denn eine Reihe Imker hat in den vergangenen Monaten große Verluste hinnehmen müssen.
Eine nützliche Beschäftigung
Doch der Negativ-Trend scheint ein bundesweites Phänomen zu sein. Landauf landab werden Diebstähle von Völkern vermeldet. Im baden-württembergischen Kirchheim unter Teck konnte jedoch ein Dieb im Nachhinein gestellt werden. Eine versteckte Kamera hatte seine Tat aufgenommen.
Zander und seine Frau Christiane wollen nicht so recht glauben, dass ein Imker der Übeltäter ist. „Ein richtiger Imker sollte doch wissen, wie groß die Arbeit ist, Bienen zu halten.“ Der Naumburger hatte vor vier Jahren mit der Imkerei begonnen, besuchte im Vorfeld eine Ausbildung. „Ich wollte ein Hobby finden, das auch nützlich ist“, so Zander. Den vergangenen Winter habe er ohne Verluste überstanden. Neben dem Diebstahl schmerze ihm die Tat noch aus einem weiteren wichtigen Grund: „Ich habe das Vertrauen in diesen Standort verloren. Er war ein kleines Biotop, wo ich mich zurückziehen konnte.“ Seine vier verbliebenen Völker hat er zu einem „eilends hergerichteten Ausweichstand“ gebracht. Falls der Dieb aus der Imkerschaft ist und ermittelt wird, drohe ihm Ächtung in den eigenen Reihen, so der Landesverbandschef. „Er wird seinen Honig nie mehr verkaufen können.“