Heikles Thema, viel Kritik
BAD KÖSEN. - Wie sehr beeinträchtigt die Produktion des Kalkwerkes Bad Kösen die Lebensqualität in der Kurstadt? In der Vergangenheit standen eine zunehmende Staub- und Lärmbelästigung durch das Unternehmen in der öffentlichen Kritik (wir berichteten), die nicht nur Pegelmessungen bei Sprengungen zur Folge hatten, sondern auch immer mehr ein Thema für die Politik wurden. Am Mittwoch beschäftigte sich der Bauausschuss des Gemeinderates mit dem Thema. Er war gefolgt einer Einladung von Kalkwerke-Geschäftsführer Arwet Link auf das Betriebsgelände. Dorthin kamen auch viele Anwohner und Interessierte.
Jürgen Leps, der den Campingplatz auf der anderen Saaleseite betreibt und maßgeblich die Debatte angestoßen hatte, erneuerte seine Vorwürfe gegenüber dem Unternehmen. Seit letztem Jahr würden Lärm- und Staubbelästigung immer mehr zunehmen. "Es wird produziert ohne Rücksicht auf Verluste", so Leps. Weniger drastisch, aber ähnlich äußerten sich Anwohner, die den Kalkwerken ankreiden, zu wenig zu tun, um den Lärm beim Verladen zu minimieren, die Staubbelästigung durch den Verkehr auf dem Gelände zu reduzieren sowie Lkw ohne Abdeckung und direkt durch die Stadt fahren zu lassen, obwohl es die Kalkwerkstraße als Alternative gebe. Ausschussvorsitzender Reiner Zippließ sprach von Staubwolken, die sich bei trockenem Wetter über die Stadt ausbreiteten.
Starker Tobak für Kalkwerke-Geschäftsführer Arwet Link. Er hatte darauf verwiesen, dass der Abbau immer wieder seit seiner Existenz Kritik ernte, zugleich aber eingeräumt, dass sich der Produktionsumfang mit Auftragsvergabe durch die Bahn für den Finnetunnel auf 400 000 Tonnen pro Jahr vervielfacht habe. Gleichwohl seien Vorkehrungen getroffen worden, die Belastungen zu reduzieren. Tore zur Anlage würden nunmehr fest verschlossen, Pieper an den Radladern habe man durch leise Rückfahrwarner ersetzt. Nach 22 Uhr liefen keine Anlagen mehr mit einem Geräuschpegel von über 60 Dezibel. Auch würde regelmäßig gewässert. "Allerdings ist nicht der von uns produzierte Grobstaub für Bad Kösen das Problem, sondern der Feinstaub", will Link klargestellt wissen. Thomas Groth, Geschäftsführer der mit auf dem Kalkwerkgelände angesiedelten Thübau (Verkauf und Vertrieb) gab seinem Kollegen Schützenhilfe. Das Handling mit Kalk sei immer problematisch, man könne aber keine Glocke über den Betrieb stülpen. Groth betonte, dass die Spediteure angehalten seien, mit Plane zu fahren, allerdings könne man das nur auf dem Gelände prüfen. Er sprach sich für schärfere Kontrollen aus.
Bürgermeister Gerd Förster (parteilos) appellierte an alle Beteiligten, eine sachliche Debatte zu führen. Das Kalkwerk müsse als gegeben hingenommen werden, andererseits sei der Betrieb in der Verantwortung, den Bedingungen eines Kurortes Rechnung zu tragen.
Förster sprach von schnellen Maßnahmen, die getätigt werden müssten. Beispielsweise die Kontrolle von durch die Stadt fahrenden Lkw. Förster: "Wenn einer Richtung Eckartsberga will, soll er die Kalkwerkstraße nutzen." Förster kündigte an, im Saalebereich Laubgehölze anpflanzen lassen zu wollen, um einen wenn nicht kurz-, so doch langfristigen Effekt gegen Schmutz und Lärm zu erzielen. Maik Leibiger (CDU) forderte, den Einbau einer Wanne an der Werksausfahrt zu prüfen. Bei Passage dieser würden die Transporterachsen gereinigt. Förster erneuerte seine Absicht auf ein Gespräch mit der Geschäftsführung des Kalkwerke-Mutterbetriebes Mitteldeutsche Hartstein-Industrie (MHI) in Hanau. Der Diskussion schloss sich eine Tagebaubesichtigung an.