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Kandidatur An der Finne Großer Handlungsbedarf

Die Verbandsgemeinde wählt am 26. September einen neuen Bürgermeister. Um das Hauptamt bewirbt sich auch Frederik Sandner.

20.09.2021, 10:55
Frederik Sandner.
Frederik Sandner. Foto: R. Just

Bad Bibra - Frederik Sandner (parteilos) ist einer der drei Bewerber um das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde (VG) An der Finne. Der Unternehmer und ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt Bad Bibra stellt sich am 26. September zur Wahl. Frederik Sandner antwortet auf die Fragen von Redakteurin Jana Kainz.

Was hat Sie zu Ihrer Kandidatur bewogen?

Frederik Sandner: Ich bin ein Mensch, der Dinge bewegen will. In meiner derzeitigen Position als ehrenamtlicher Bürgermeister stoße ich da oft an meine Grenzen. Als Verbandsgemeindebürgermeister ergeben sich mir mehr Möglichkeiten, Aufgaben und Projekte umzusetzen. Gespräche mit Einwohnern, Unternehmern und Politikern bestärkten mich zusätzlich in meinem Entschluss, zu kandidieren. Ich denke, dass meine unternehmerische Denk- und Handlungsweise positiven Einfluss auf die anstehenden Herausforderungen haben kann. Als Bürgermeister der Gemeinde Bad Bibra konnte ich dies in den vergangenen fünf Jahren auch unter Beweis stellen. Ich lebe mit meiner Familie in unserer schönen Verbandsgemeinde und möchte diese mit Herzblut und Engagement vertreten und voranbringen.

Welche zusätzlichen kommunalpolitischen Erfahrungen haben Sie über das Ehrenamt des Bürgermeisters hinaus gemacht?

Mehrere Jahre gehörte ich dem Verwaltungsrat der Sparkasse Burgenlandkreis an und konnte hier viele Einblicke in Themen rund um kommunale Finanzen gewinnen. Zudem war ich im Sozial- und Gesundheitsausschuss im Kreistag des Burgenlandkreises aktiv. Seit 2014 gehöre ich dem Stadtrat Bad Bibra an und 2016 wurde ich dann in das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters gewählt. Weiterhin nahm ich an Seminaren bei kommunalen Trägern zu den Themen Finanzen, Fördergelder und zur doppelten Haushaltsführung teil. Seit 2019 bin ich im Verbandsgemeinderat An der Finne aktiv und konnte hier weitere Einblicke, gerade auch in die aktuellen Belange der Verbandsgemeinde, gewinnen.

Was würden Sie als Verbandsgemeindebürgermeister sofort anpacken wollen?

Die Sanierung der kommunalen Straßen ist mir ein großes Anliegen. Gemessen an der großen Fläche und des folglich großen Straßennetzes, haben wir hier viel zu tun. Besonders für die Straßen zwischen Eckartsberga und Herrengosserstedt oder zwischen Bad Bibra und Wallroda besteht Handlungsbedarf. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Abwasserbeseitigungskonzept. Es gibt die ein oder andere Gemeinde, für die noch die zentrale oder dezentrale Entsorgung geregelt werden muss. Hier ist die Verbandsgemeinde bereits aktiv und es gab schon erste Informationsveranstaltungen. Die Kindertagesstätte Herrengosserstedt benötigt dringend einen Neubau. Die Raumaufteilung ist für die Betreuung der Kinder eher suboptimal. Hoch anzurechnen ist die Eigeninitiative der Eltern, die die nötigsten Arbeiten und Restaurierungen in Eigenregie übernahmen. Entsprechend enttäuscht waren die Eltern, als der geplante Neubau nicht mit in den 2021er-Etat aufgenommen und somit verschoben wurde. Unverhandelbar ist, wie es Ratsmitglied Detlef Hartung ausdrückte, die Erhaltung aller Kindertagesstätten und der drei Schulstandorte in Eckartsberga, Saubach als Kneippgrundschule und Bad Bibra. Wichtig ist, dass unsere Kinder weiterhin in Wohnortnähe betreut werden können. Hier stehen aber noch einige Sanierungsprojekte an, denn manche Objekte sind bereits in die Jahre gekommen. Im wirtschaftlichen Bereich sollte es, sofern es gebraucht und gewünscht wird, darum gehen, Unternehmen zu unterstützen und zu fördern. Man kann den Unternehmen in verwaltungstechnischen Belangen zur Seite stehen und keine zusätzlichen Hürden aufbauen. Für kleine und mittelständische Unternehmen sind Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie sich in der Region ansiedeln. Dazu gehört auch die Verbesserung der digitalen Anschlusssituation. In unserer ländlichen Region gibt es bereits viele schöne touristische Angebote und Erlebnisse. Dennoch ist es von Vorteil, neuen touristischen Anreizen gegenüber aufgeschlossen zu bleiben, um die Attraktivität unserer Verbandsgemeinde für Gäste zu erhalten und zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist mir der Ausbau des Rad- und Wanderwegenetzes im Verbandsgemeindegebiet auch nach Thüringen hin ein persönliches Anliegen. Gerade für den Familienausflug mit Kindern stellen die vielen Unterbrechungen der Radwege und damit das erzwungene Befahren von Bundesstraßen eine große Gefahr dar.

Wie schätzen Sie die Situation in der Verbandsgemeinde ein?

Unsere Verbandsgemeinde ist eine der flächengrößten im Kreis. Hier wird die Herausforderung sein, alle zugehörigen Gemeinden einzubinden und auch vor Ort zu agieren. Die Verwaltung der Verbandsgemeinde ist mit ihren zwei Verwaltungssitzen Eckartsberga als Außenstelle und Bad Bibra als Hauptsitz gut aufgestellt, die Struktur der Mitarbeiter ist nach aktuellen Untersuchungen ausgeglichen. Natürlich gibt es immer Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, um Dinge zu optimieren. Die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeistern der Gemeinden und der Verbandsgemeinde hat in den letzten Jahren stark gelitten. Ein konstruktives und vertrauensvolles Miteinander ist aber essenziell für erfolgreiche kommunale Arbeit.

Was ist Ihrer Meinung nach in der Verbandsgemeinde bisher gut gelaufen?

Viel wurde im Bereich des Hochwasserschutzes in Memleben/Kaiserpfalz erreicht. Die Schulsanierung in Eckartsberga wurde abgeschlossen und diverse Straßenbaumaßnahmen im Bereich der Verbandsgemeinde wurden erfolgreich umgesetzt. Für den geplanten Neubau der Kindertagesstätte Herrengosserstedt wurde ein Grundstück erworben und somit ein wichtiger Schritt in Richtung Neubau getätigt.

Was lief Ihres Erachtens bisher nicht so optimal?

Die Beschaffung von Fördermitteln ist aus personaltechnischen Gründen eher suboptimal gelaufen. An dieser Stelle muss sich dringend etwas tun, gerade im Bereich der Wirtschaftsförderung. Die Gemeinden sind auf Fördertöpfe und deren gezielte Inanspruchnahme angewiesen, denn mit eigenen Mitteln ist hier nicht viel zu stemmen. Es sollte Aufgabe des Verbandsgemeindebürgermeisters sein, zu Fördermittelgebern, mit Landes- und Bundespolitikern enge Kontakte zu knüpfen, diese zu pflegen und Gespräche über Fördermöglichkeiten zu führen. In den letzten 17 Jahren konnte ich gute Kontakte zu Abgeordneten und Ministern aufbauen. Wirtschaftlich ist es in meinen Augen auch nicht so optimal, nur auf große Unternehmen oder Konzerne zu setzen. Bestes Beispiel ist die Molkerei in Bad Bibra. Kleine Unternehmen mit fünf bis zehn Mitarbeitern, die hier verwurzelt sind, schaffen Arbeitsplätze, unterstützen unsere Vereine und bringen letztlich mehr Gewerbesteuern ein als Konzerne. Der Mittelstand muss gefördert werden. Kontinuierlich und vorausschauend geplant werden muss künftig für die, flächenmäßig bedingt, vielen Feuerwehren. Die Wehren sind hinsichtlich der Ausstattung mit Technik und Kleidung in den vergangen 20 bis 30 Jahren ins Hintertreffen geraten - ebenso die Feuerwehrhäuser. Die Wehren wurden teils stiefmütterlich behandelt, das fällt uns jetzt auf die Füße. Um das wieder ins Lot zu bringen, wurde ein Arbeitskreis gebildet. Künftig sollte jedes Jahr im Etat für die Wehren ausreichend Gelder eingeplant werden.