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Grundschule Stößen Eltern sehen der Einschulung ihrer Kinder mit gemischten Gefühlen entgegen

Die Grundschule Stößen lädt Eltern der Abc-Schützen zum Info-Abend ein. Während diesem werden sie mit drohendem Lehrermangel und sanierungsbedürftigen Räumen konfrontiert.

Von Jana Kainz 27.06.2024, 12:13
Grundschule in Stößen: Die Fassade des Klinkerbaus aus der Gründerzeit wurde bereits saniert. Im Inneren gibt es indes noch einiges zu tun.
Grundschule in Stößen: Die Fassade des Klinkerbaus aus der Gründerzeit wurde bereits saniert. Im Inneren gibt es indes noch einiges zu tun. (Foto: Archiv/Torsten Biel)

Stößen. - Zuckertüten in Geschäften künden bereits von der Zeit der Einschulungen. Doch während die großen Kindergartenkinder ihrem neuen Lebensabschnitt entgegenfiebern, schauen manche Eltern dieser Zeit eher beklommen entgegen – zumindest jene, die ihre Sprösslinge ab August 2024 der Stößener Grundschule anvertrauen. Der erste Eindruck während des ersten Elternabends machten einige Mütter und Väter sprachlos: Der Hort präsentiere sich zwar von Gebäude und Inventar her intakt, indes mangele es im Schulbereich, seien die Räume sanierungsreif, sei das Inventar in die Jahre gekommen. Größte Sorge bereite ihnen aber die sich zum Elternabend abzeichnende Aussicht auf den drohenden Lehrermangel.

Eine Klasse ohne Lehrer?

So sei den Eltern einer der beiden ersten Klassen in spe eine Klassenleiterin vorgestellt worden, von der klar ist, dass sie sich bald in die Rente verabschiedet. Klingt nicht gut, aber noch besser als das, was die Eltern der anderen ersten Klasse zu hören bekamen: Für diese gebe es noch keine Klassenlehrerin. Man könne froh sein, hieß es auf Nachfrage der Eltern, wenn zum ersten Schultag überhaupt ein Lehrer vor den Kindern stünde, berichteten Eltern Tageblatt/MZ.

Leiterin geht in Rente

Damit bricht sich allzuleicht die Spekulation Bahn, dass die 35 künftigen Erstklässler als eine Klasse geführt werden könnten. Nicht auszudenken, welche Belastung dies für Schüler wie Lehrer gleichermaßen bedeute. Aus dem Landesschulamt war indes auf Nachfrage unserer Zeitung zu erfahren, dass nach aktueller Planung die künftigen Stößener Erstklässler in zwei Klassen mit 17 und 18 Kindern unterrichtet werden würden. An dem Personalproblem werde gearbeitet.

Bestätigt wurde, dass die Grundschulleiterin, die die eine erste Klasse als Lehrerin übernehmen wird, voraussichtlich im September aus dem Schulbetrieb ausscheidet. „Die Bemühungen zur Nachbesetzung laufen bereits. Eine mögliche Lücke bis zur Neubesetzung würde durch eine mit den Leitungsaufgaben beauftrage Lehrkraft geschlossen“, heißt es weiter. Dem „planbaren Personalabgängen in den Ruhestand wird mit rechtzeitigen Ausschreibungen begegnet“, so das Landesschulamt. Schwer zu sagen sei, laut der Behörde, ob ein nahtloser Ersatz gelinge. Offen blieb die Frage, wie man dem Lehrermangel an der Schule begegnen wolle.

Für das sanierungsbedürftige Innere des Schulgebäudes zeigten die, wenn davon auch wenig begeisterten Eltern Verständnis: Es sei ein altes Gebäude, und nicht alle Schulen könnten gleichzeitig auf Vordermann gebracht werden. Das Inventar jedoch gehöre ihrer Meinung nach längst erneuert.

Hort gut ausgestattet

Die Tische mit den „angeknabberten Rändern“ seien gefühlt aus den 1990er-Jahren. „Die Kinder“, so eine Mutter, „sollten doch ein ordentliches Umfeld und ordentliche Materialien und damit Freude am Lernen haben.“ Ein Trostpflaster: Der Hort „ist recht neu und gut ausgestattet“, wie sie hinzufügte.

Viel Geld sei vor zirka acht Jahren in den Ausbau des Schulnebengebäudes geflossen, „das sind sehr schöne Räume geworden“, so Kerstin Beckmann, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde (VG) Wethautal (Träger der Schule), zu unserer Zeitung. Intakt sei auch der Schulhof, der vor Jahren gepflastert worden ist.

Zwei geplante „Baustellen“

Die Fassade des Gebäude selbst, ein Klinkerbau aus der Gründerzeit, war in den 1990er-Jahren teils mit Geld aus dem Städtebauförderprogramm saniert worden, erinnert die VG-Chefin. „Im Herbst haben wir einen Klassenraum erneuert, der bis dahin als Computerkabinett diente“, sagt sie. Damit könne der Schule ein Klassenraum entzogen werden, um diesen für den Hort einzurichten, da es für diesen weitere fünf Plätze brauche.

Demnächst werde ein Abstellbereich zum barrierefreien Unisex-Sanitärbereich umgebaut. Die nächsten beiden Baustellen seien im Seitenbau für die Sanierung der Sanitäranlagen und die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes geplant. Großen Nachholebedarf sieht Kerstin Beckmann bei der Turnhalle. Allerdings könne sich die VG die Sanierung nicht leisten.