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Ein tödlicher Rachefeldzug

Von ROLAND LÜDERS 14.11.2011, 12:44

NAUMBURG. - Sie, Intendantin Susanne Schulz und Dramaturg Heiko Griesel als Moderator sowie die Akteure Manuela Stüßer und Martin Pass plauderten über das Stück mit Überraschungsgast Holger Kunde und den Zuschauern. Kunde, Historiker und Kurator der gerade zu Ende gegangenen Landesausstellung, erwies sich auch als profunder Kenner des historischen Kontextes, in dem dieser Roman entstand.

Zurück zur Grundfrage: Kein Lesestück sollte es sein, das da im zu einer Art Amphitheater umfunktionierten Burgenlandsaal über die Bühne oder genauer gesagt, einen sie ersetzenden großen fahrbaren Tisch gehen wird (Tageblatt / MZ berichtete). Um aus dem Briefroman ein spielbares Zwei-Personen-Stück zu machen, setzte Krumscheidt konsequent auf Text-Reduktion, inszenierte das Wesentliche dieses Intrigenspiels in Form einer fragmentarischen Collage.

In deren Zentrum steht der tödlich endende Rachefeldzug der Marquise Merteuil gegen ihren Ex-Liebhaber Comte de Gercourt, bei dem Vicomte Valmont als Freundschaftsdienst de Gercourts Verlobte Cécile de Volanges verführt. Dabei schlüpfen die Schauspieler auf offener Bühne über ihre Kostümierung in verschiedene Rollen. Damit wird die Verwandlung in einen anderen Protagonisten des Stücks verdeutlicht: Stüßer, eben noch die Marquise, wird zur Klosterschülerin Cécile. Während der Proben hatten sie und Pass beim Umziehen mit allerlei Tücken der Objekte zu kämpfen, angefangen von Knöpfen über Perücken bis hin zu Mikrofonen, gibt die Schauspielerin zur Erheiterung der Gäste zu.

Ancien Régime (alte Regierung), so nennt man die im Sittengemälde von de Laclos beschriebenen Jahre vor der 1789er Revolution in Frankreich. Der Begriff, so Kunde, ist negativ besetzt. War doch diese Endzeit geprägt von Dekadenz, einem politisch unfähig gewordenen Absolutismus und wirtschaftlichem Niedergang, der neben Bürgertum vor allem Bauern traf.

In dieser Epoche hatte der Adel vor allem zweierlei: Geld und noch mehr Zeit. Intrigen, Liebschaften und Positionskämpfe am Königshof wurden zu Daseinsprinzipien einer saturierten Aristokratie. Wobei, darauf verwies Krumscheidt, in ihrer Liebschaften-Version durchaus Assoziationen zur heutigen Zeit zu finden sind. Und das nicht nur bei den Kostümen . . .