Ein Rätsel mehr, eins weniger
Naumburg. - Einer der kleinsten Funde, die auf dem archäologischen Grabungsfeld unterhalb des Naumburger Doms entdeckt wurde, gibt Rätsel auf, scheint aber auch eines zu lösen. Es handelt sich um ein kleines Metallstück aus dem Mittelalter, das einer Münze ähnlich ist. Darauf ist das Bildnis eines Bischofs mit Mitra, Krummstab und Buch zu sehen. Auf der anderen Seite das Naumburger Wappen: Schlüssel und Schwert. Deutlich erkennbar ist, dass das Schwert über dem Schlüssel liegt. Damit könnte allen, die meinen, dass im ursprünglichen Stadtwappen der Schlüssel über dem Schwert lag, der Wind aus den Segeln genommen sein. Ob es sich bei diesem Fund um ein Schmuckstück, eine Tuchplombe oder ein Pilgerzeichen handelt, wird derzeit noch untersucht. Darüber informierte Grabungsleiter Oliver Damm vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege im Rahmen einer Pressekonferenz, die gestern unter anderm im Beisein von Oberbürgermeister Hilmar Preißer stattfand.
Im zweiten Teil der archäologischen Untersuchungen, die im Oktober begonnen haben und Ende Februar endeten, wurden noch weitaus mehr Entdeckungen gemacht. Neben hunderten Tonscherben aus der Eisenzeit bis ins 19. Jahrhundert stieß man auf einen gut erhaltenen Schlüssel aus den 13. Jahrhundert, Lederreste von einem Schuh aus dem Mittelalter und einen bearbeiteten Knochen, aus dem Paternosterperlen heraus gearbeitet wurden.
"Dieses aufschlussreiche Fundspektrum vermittelt zusammen mit den archäologischen und baugeschichtlichen Befunden einen interessanten Einblick in die Naumburger Geschichtete", schlussfolgerte Damm. In Verbindung mit den Schrift- und Bildquellen ergebe sich nun ein anschauliches Bild der Veränderungen, die sich im Verlauf der Jahrhunderte an der südlichen Domfreiheit und ihren Bewohnern vollzog, so der Archäologe. Ein Schwerpunkt der Untersuchungen bildete der ehemalige Wohnturm mit der einst angesetzten Johanneskapelle, die bereits im 19. Jahrhundert abgebaut und auf dem Domfriedhof wieder errichtet wurde (wir berichteten). Der romanische Wohnturm wurde durch Um- und Überbauung stark verändert, so dass die ursprüngliche Bausubstanz heute nur noch fragmentarisch erhalten ist. Entdeckt wurde ein Zugang zum Keller des Wohnturms. Neue Erkenntnisse gibt es insofern als man nun festgestellt hat, dass die Johanneskapelle einen Vorgängerbau besaß, die den Eingang zum Turm baulich berücksichtigte. Nicht alle im Boden befindlichen Kulturschichten wurden archäologisch untersucht. Ein Großteil der mittelalterlichen Überreste bleibt als Bodendenkmal der Nachwelt erhalten und wird von der Bebauung des Touristenempfangs versiegelt, so Damm. Die Bauarbeiten für den Touristenempfang beginnen im April und sollen im November abgeschlossen sein.