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Kommentar zur Streichung von Fernzügen in Naumburg und Weißenfels Die bedenkliche Schieflage der Bahn

Die Bahn konzentriert sich immer stärker auf Metropolen, ländliche Räume lässt sie links liegen.

Von Alexander Schierholz 26.06.2025, 20:00
Viele in der Region werden sich in ihrem Gefühl bestätigt sehen, abgehängt zu sein, meint unser Kommentator.
Viele in der Region werden sich in ihrem Gefühl bestätigt sehen, abgehängt zu sein, meint unser Kommentator. (Foto: MZ / Stedtler)

Naumburg/Halle/MZ - Die Entscheidung der Bahn, den Fernverkehr im Süden Sachsen-Anhalts auszudünnen, offenbart eine bedenkliche Schieflage. Der Konzern konzentriert sich mit seinen IC- und ICE-Zügen seit Jahren immer stärker auf Metropolen, kleinere Orte und den ländlichen Raum lässt er links liegen. Der Rückzug aus der Fläche wächst mit dem Schuldenstand, der finanzielle Spielräume einengt. In die Bresche springen müssen die Länder, die qua Gesetz für den Nahverkehr zuständig sind.

Die Folgen bekommen Reisende täglich auch im Land zu spüren. Halle ist ICE-Knoten, in Magdeburg stoppen ein paar Intercitys. Ansonsten quetschen sich Fahrgäste in überfüllte Regionalzüge, weil der Fernverkehr als Alternative fehlt. Demnächst im Saaletal, schon jetzt zwischen Halle und Kassel, Magdeburg und Berlin.

Man kann streiten, ob gerade Naumburg und Weißenfels mit drei gut erreichbaren Fernbahnhöfen in der Nähe (Halle, Leipzig und Erfurt) IC-Anschluss brauchen. Das Problem aber liegt tiefer: Viele in der Region werden sich in ihrem Gefühl bestätigt sehen, abgehängt zu sein. In unserer zunehmend polarisierten Gesellschaft ist das fatal. Die Bahn als wirtschaftlich handelndes Unternehmen muss das nicht interessieren. Der Bund als ihr Eigentümer aber hat nicht nur eine unternehmerische, sondern auch eine politische Verantwortung. Er sollte diese Schieflage dringend korrigieren.