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Den Mitbewerber im Blick

Von GERD STÖCKEL 16.01.2011, 16:49

LAUCHA. - Für Till Kirchhoff, den Viertklässler aus Freyburg, gab es am Sonnabend manchen Insidertipp. Als sich der Zehnjährige mit seinen Eltern das Gymnasium Laucha ansah, hatte er einen kundigen Führer. Nils Standke. Mit dem spielt er beim RSK Fußball, und der geht hier schon in die Sechste. Die Kirchhoffs gehören zu den Eltern, die in Kürze zu entscheiden haben, was für eine Schule ihr Sprössling im nächsten Schuljahr besucht.

Für Eltern von Schülern aus den Verbandsgemeinden An der Finne und Unstruttal, die sich für ein staatliches Gymnasium entscheiden, ist meist das Gymnasium Laucha die künftige Bildungsstätte. Es hatte sie zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. "Wir wollen unsere erprobten Konzepte und unsere neuen Angebote vorstellen", so Dieter Setzer, promovierter Pädagoge und Oberstudiendirektor, der das Gymnasium leitet.

Seine Schule biete, was er für die Schulbildung generell fordert: Sie müsse für alle Kinder optimal und kostenlos sein. Zumindest letzteres wird allein von staatlichen Schulen geboten. Ein Vorzug, der am Gymnasium in Laucha in jüngster Zeit besonders gern hervorgehoben wird. Gab es nämlich in früheren Jahren auf dem gymnasialen Bildungsweg für Eltern an Unstrut und Finne kaum eine Alternative zu staatlichen Gymnasium, sieht das heute anders aus. Das Gymnasium Roßleben im Thüringer Kyffhäuserkreis ist seit 2009 Privatschule, und in Mücheln im Saalekreis wirbt seit zwei Jahren das private Gymnasium Geiseltal um Schüler auch aus dem Burgenlandkreis. Roßleben, für das der Raum Nebra und die Finne-Region traditionell Einzugsgebiet ist, hat derzeit 21 Schüler aus dem Burgenlandkreis. Als es in private Trägerschaft ging und Schulgeld erhoben wurde, wechselten etliche Schüler nach Laucha. Andererseits entschieden sich im vorigen Jahr die Eltern zweier Kinder aus dem Burgenlandkreis erneut für Roßleben.

Im erst jüngst gegründeten Privatgymnasiums Geiseltal werden bereits 13 Schüler aus hiesigen Gefilden unterrichtet. Im vorigen Jahr immerhin hatten sich neun Eltern aus dem Raum Freyburg entschieden, ihre Kinder nach Mücheln zu schicken. So konnte Laucha von der für Roßleben geltenden Schulgeldpflicht kaum profitieren, hatte 2010 mit 63 Fünftklässlern einen zahlenmäßig eher schwachen Jahrgang (2009: 79 Fünftklässler). Das Interesse der Eltern für Privatschulen ist umso bemerkenswerter, da dort die öffentliche Hand nicht für den Schülertransport aufkommt. Zudem kann die Schule in Mücheln nicht auf eine Tradition verweisen, wie etwa die Schule in Roßleben.

Weil vergleichende Werbung auch im Bildungswesen als nicht eben fein gilt, werden Mitbewerber am Tag der offenen Tür direkt nicht erwähnt. Doch Schulleiter Setzer hat sie natürlich im Blick, wenn er hervorhebt, dass die Lehrerschaft seiner Schule langjährige Erfahrung in der gymnasialen Bildung habe. 95 Prozent der Zwölfer schaffen hier das Abitur, was mit Spitze sei im Lande. Für Mücheln entschieden sich bisher nicht zuletzt Eltern, deren Kind keine Schullaufbahnempfehlung fürs Gymnasium erhalten hatte, verlautet aus Grundschulen. Fürs staatliche Gymnasium musst das Kind in einem solchen Fall einen Test bestehen. Private Gymnasien, so heißt es, verlangen den nicht.

Schüler und Lehrer in Laucha gaben sich am Sonnabend alle Mühe, die Bildungs- und Erziehungsangebote ihrer Schule ins rechte Licht zu rücken. Familie Kirchhoff, für die es zu diesem Gymnasium schon deshalb keine Alternative gibt, weil hier Tills Freunde aus dem Sportverein lernen, fühlte sich jedenfalls in ihrem Auffassung bestärkt: Für ihren Sohnemann soll es das Gymnasium Laucha sein.