Kritik an Planungen für Neubau Bürger fordern Behelfsübergang - Protestmarsch zieht über Karsdorfer Unstrutbrücke
Einwohner der Gemeinde Karsdorf befürchten, dass sie während der zweijährigen Bauzeit für den dringend erforderlichen Brückenneubau von lebenswichtiger Infrastruktur abgeschnitten sind. Ihrer Forderung nach einer Behelfsbrücke verleihen sie nun mit einer Kundgebung Nachdruck.

Karsdorf - Ein Kaffee- und Kuchenkränzchen mitten auf einer stark befahrenen Brücke, wo gibt’s denn so etwas? Auf der Unstrutbrücke zwischen den Ortsteilen Wetzendorf und Karsdorf war es am Donnerstag tatsächlich so, als über 60 Karsdorfer die Brücke für eine angemeldete Demonstration etwa eineinhalb Stunden dichtmachten und damit ihren Unmut und Protest kundtaten, dass im Zuge des Brückenersatzneubaues für Fußgänger und Radfahrer keine Behelfsbrücke in die Planung konzipiert wurde.
Die Bürgerinitiative (BI) Großgemeinde Karsdorf unter Vorsitz von Iven Jede hatte die generationsübergreifende Demo organisiert. Insbesondere für Kinder und Senioren bedeutet eine rund zweijährige Sperrung der Brücke während der Bauzeit und damit dem Kappen der Verbindung zwischen den Ortsteilen einen herben Einschnitt. Vor allem die Senioren befürchten, von lebenswichtiger Infrastruktur hinsichtlich Betreuung und tägliche Versorgung abgeschnitten zu sein.
Polizei sichert Kundgebung ab
Abgesichert durch eine polizeiliche Sperrung setzte sich der Protestmarsch zunächst aus Richtung Wetzendorf in Bewegung. Auf der Brücke stellten Mitglieder der BI und weitere Helfer, unter anderem Mitarbeiterinnen der Wetzendorfer Tagespflege „Oase“, Sitzgarnituren auf und verteilten Kaffee und Kuchen. „Mit der kurzzeitigen Sperrung der Brücke möchten wir ein deutliches öffentliches Zeichen setzen, dass es so während der Bauzeit sein wird, wenn wir keine Behelfsbrücke bekommen“, sagt Iven Jede.
Während der Verkehr über die Umleitungen Nebra oder Burgscheidungen fließen wird, sind besonders Senioren und Kinder betroffen, die noch fußläufig oder per Rad die „Oase“, die Kindertagesstätte, das Mehrgenerationenhaus, ärztliche Versorgung und Verkaufseinrichtung in Wetzendorf nutzen. So war auf Pappschildern der Senioren zu lesen „Ortsverbindung ohne Brücke ist wie wir ohne Krücke“, „Über wenigstens eine Brücke müssen wir geh’n“, „Baut ihr noch so schnell, ist die Lösung ohne Behelfsbrücke nicht so hell!“ und die Frage „Wo ist das Rettungskonzept?“

Allein zwölf Personen in Karsdorf benötigen täglich den häuslichen Krankenpflegedienst aus Wetzendorf, kommen regelmäßig zur Tagespflege „Oase“ nach Wetzendorf, Kinder laufen und radeln täglich nach der Schule über die Brücke zu ihren Großeltern im jeweiligen Ortsteil. Dass es für die sehr eng vernetzten Ortsteile keine Behelfsbrücke geben soll, frustriert die Menschen vor Ort und führte zur Gründung der Bürgerinitiative – insbesondere mit Blick darauf, dass beim Unstrutbrückenneubau in Nebra die alte Brücke während dieser Zeit nutzbar blieb beziehungsweise es in Burgscheidungen eine Fußgängerbrücke gab.
Besteht weiterhin ein Nadelöhr?
Iven Jede und den Mitgliedern der Bürgerinitiative ist in der Planung zum Ersatzneubau der Brücke noch etwas aufgefallen: Nach derzeitigem Stand ist es nicht vorgesehen, zwei leerstehende Häuser direkt an der „Karsdorfer Rampe“ genannten Brückenauffahrt durch Ankauf und Abriss einzubeziehen, um in dem baulich engen Kreuzungs- und Kurvenradius die anschließende Straße soweit auszubauen, dass sich größere Transportfahrzeuge gefahrlos begegnen können. „Sollte nach dem Brückenneubau dieses Nadelöhr weiter bestehen bleiben und erneut der Verkehr über Ampelregelung laufen, dann würde das kein Mensch verstehen“, so Jede, der dies eine Steuermittelverschwendung nennt und noch erhebliches Verhandlungspotenzial sieht. Hier müsse unbedingt die Landespolitik sowohl hinsichtlich der Behelfsbrücke als auch in der Planung aktiv zu werden. Er betont zugleich: „Wir stehen natürlich klar dazu, dass ein Brückenneubau kommt.“

Iven Jede, der sich zufrieden mit der Teilnehmerresonanz zeigte, dankte im Namen der BI der Polizei für die Absicherung der Demonstration, Standortleiterin Stefanie Kaczmarek-Bartsch und ihrem Team vom Häuslichen Krankenpflegedienst Müller für das aktive Mitwirken und die Unterstützung mit Kaffee und Kuchen sowie André Mirau für seine Teilnahme als Vertreter des Gemeinderats Karsdorf.