Biografie Biografie: Ausbildung in Berlin und Mailand

Naumburg - Einigen ist er als Schauspieler („Unter uns“, „St. Angela“, „Nicht ohne meinen Anwalt“) bekannt, andere verbinden seinen Namen mit der Welt der Musik. Als Tenor kommt Björn Casapietra am 28. Juni nach Naumburg - für ein Konzert im Naumburger Dom. Mit dem 44-Jährigen sprach Constanze Matthes. Leider ist es an dieser Stelle nicht möglich, das Interview in seiner Vollständigkeit zu veröffentlichen. Gern hätte Tageblatt/MZ auch die Beispiele seiner Sangeskunst, die er während des Gespräches und auf einer Fahrt nach Düsseldorf trotz Erkältung präsentierte, an dieser Stelle weitergegeben.
Meist sind es Presseagenturen, die sich vor einem Konzert mit der Redaktion in Verbindung setzen. Sie rufen persönlich bei uns an.
Casapietra: Ja, das mache ich immer wieder gern, wenn mir ein Konzert am Herzen liegt. Und das ist das Konzert im Dom, für das ich nach Naumburg kommen werde.
Warum?
Casapietra: Ich kenne die Stadt und den Dom aus meiner Jugend durch einen Besuch mit meinem Vater, dem Dirigenten und Leiter der Dresdner Philharmonie, Herbert Kegel. Ich gebe viele Konzerte in Kirchen. Da ist ein Dom schon etwas Besonderes. Doch der Naumburger ist nicht irgendein Dom.
Worauf kann sich denn das Publikum freuen?
Casapietra: Auf ein Feuerwerk romantischer Liebeslieder mit spanischen Melodien, italienischen Romanzen, deutschen und jüdischen Volksliedern, aber auch modernen Klassikern wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen, „Unchained Melody“ von den Righteous Brothers oder „Als ich fortging“ von Dirk Michaelis. Ich hoffe, dass ich mit meinen Liedern das Publikum glücklich machen und auch vom Alltag ablenken kann. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass ich mit der Musik und der Kraft der Musik die Welt verbessern kann.
Wollen Sie mit ihrem internationalen Programm auch eine besondere Botschaft vermitteln?
Casapietra: Nichts ist für mich schlimmer als Deutschtümelei und Engstirnigkeit. Ich liebe einfach Multi-Kulti und bin es mit einem deutschen Vater und einer italienischen Mutter ja auch selbst. Ich sehe mich als Europäer. Natürlich wird sich durch das Programm auch ein roter Faden ziehen, und das ist die Liebe.
Gibt es auch Liebeslieder, die Sie als kitschig empfinden?
Casapietra: Mit Volksmusik kann ich nicht so viel anfangen.
Einen Tenor verbindet man meist mit der Klassik. Wie erreichen Sie damit ein jüngeres Publikum?
Casapietra: Indem ich die Leute auch zum Lachen bringe. Gern mit einem Scherz, einem gewissen Augenzwinkern und meiner Berliner Schnauze, aber ohne gleich jemanden verarschen zu wollen. Es ist wichtig, authentisch zu wirken und zu zeigen, dass die Musik von Herzen kommt. Aber auch das Repertoire sollte stimmen, so dass für jeden etwas dabei ist. Ich wünsche mir ein lockeres Publikum, und da können die Zuhörer in Naumburg gern ein bis zwei Gläschen Wein vorher trinken.
Kennen Sie den Saale-Unstrut-Wein?
Casapietra: Ja, ich mag persönlich mehr die trockenen Weine mit einer guten Fruchtsäure. Wenn ich bei der Autogrammstunde eine Flasche Wein geschenkt bekäme, würde ich mich sehr freuen.
Werden Sie auf der Straße als Schauspieler oder als Sänger erkannt?
Casapietra: Nach fünf Alben und jährlich 100 Konzerten werde ich Gott sei Dank eher als Sänger wahrgenommen.
Warum Gott sei Dank?
Casapietra: Ich werde weiterhin schauspielern, und ich bin dankbar, dass ich es tun kann. Aber ich bin als Sänger glücklich - solange meine Stimme mitmacht. Nichts ist für mich schöner, als das Publikum mit der Musik zu berühren. Zu einem meiner Konzerte habe ich mal eine Frau in der dritten Reihe gesehen, die geweint hat, als ich „Ave Maria“ sang.
Welche Musik berührt Sie ganz persönlich?
Casapietra: Ich habe mich in den vergangenen Jahren intensiv mit der deutschen und der jüdischen Geschichte und mit dem Holocaust beschäftigt. Berührend finde ich deshalb die Filmmusik von John Williams zu „Schindlers Liste“.
Wie trainieren Sie Ihre Stimme?
Casapietra: Ich übe zwei- bis dreimal in der Woche mit einer Stimmtrainerin.
Sind Ihnen besondere Reaktionen aus dem weiblichen Publikum noch in Erinnerung?
Casapietra: Mein Publikum ist ja Gott sei Dank aus dem Alter, wo es Schlüpfer auf die Bühne wirft. Aber ich denke da an ein Konzert in Bautzen und eine besondere Dame zurück. Sie sagte zu mir: Ich kannte ihren Vater, ich kannte ihre Mutter. Sie übertreffen beide. Da war ich sehr gerührt. Ich habe sie in den Arm genommen. Persönlich glaube ich jedoch, dass ich an meine Eltern nie heranreichen werde.Tickets für das Konzert im Naumburger Dom am 28. Juni ab 19.30 Uhr gibt es unter 03445/27 31 25 sowie in der Tageblatt/MZ-Geschäftsstelle, Salzstraße 8: 03445/2 30 78 30