Bildung Bildung: Wenn Kinder mit Fingern addieren

Bad Kösen - Was macht ein Bad Kösener Karnevalist, wenn er den Naumburger Kollegen 11 Uhr 11 bei der Arbeit zuschaut? Sich langweilen. „Leute, Leute. Bei uns dauert ja schon die Eröffnungszeremonie so lange wie bei denen das ganze Programm.“ Gardegeneral Axel Krunig, der am 11.11. sozusagen von Berufs wegen mal nach Naumburg guckte, musste diesen Querschläger loslassen. Hat ja auch schon Tradition, so eine Salve über die Windlücke. Gerd Förster kann er da nur beglückwünschen: „Sei froh, dass du dort nicht Bürgermeister bist.“ Ja, der Kösener Karnevalsverein ist mit ordentlich Pfeffer und einem knackigen Abendprogramm nicht nur in die närrische Saison, sondern auch in sein Jubiläumsjahr gestartet. 60 Jahre hat die Truppe zu feiern, da geht schon was.
Vor dem „Mutigen Ritter“ ward ab 19.11 Uhr erneut das Lager aufgeschlagen, wie üblich mit einer Bühne, diesmal aber sogar mit einigen Verköstigungsbuden ringsherum. Glühwein, Bierchen, Bratwurst - an den üblichen Karnevalszutaten mangelte es nicht. Eröffnet von Sitzungspräsidenten Frank Rößler und Vereinschef Rolf Kappler, nahm die erste „Sitzung“ ihren Lauf. Konfettis, Funkengarde, Tanzmäuse, Majoretten, Hofpolizei Fanfarenzug und Co. machten ihre Aufwartung und Axel Krunig weiter im Text. Politisch nicht ganz sauber, aber für einen Karnevalisten und sich sorgenden Bad Kösener kein Tabu: „Ich weiß, wo die Asylbewerber untergebracht werden. Nicht in der ’Puppe’ oder im Renn-Heim. Nee, hier im ’Ritter’! Mindestens für zehn Jahre wär’ das Ding ausgebucht, da braucht sich Schache keine Gedanken machen.“ Allerdings müsse dann auch die Plüschtierproduktion aufgegeben werden. „Doch dafür werden dann hier Teppiche geknüpft“, weiß Krunig, der damit die Lacher auf seiner Seite hatte. Und was die Brücke am Therapiezentrum angeht, frotzelte er mit Walter Ulbricht: „Niemand hat die Absicht, eine Brücke abzubauen. Doch wenn, dann wäre mein Vorschlag, sie in Richtung Naumburg aufzuschlagen. Brücken sollen ja verbinden.“ Wenn das keine Handreichung ist.
Andererseits: Bad Kösen und Naumburg sind ja so ziemlich auf Augenhöhe, wie zumindest Bürgermeister Gerd Förster zur Schlüsselübergabe meinte, denn Bad Kösen sei wieder Stadt und er nicht etwa nur Ortsbürgermeister wie bisher, sondern Bürgermeister. Nun, dass das richtige Stadtrecht weiter fehlt, ließ er geschmeidig außen vor - künstlerische Freiheit.
Gefeiert haben die Bad Kösener und Gäste - eine karnevalistische Abordnung aus Naumburg, wie sonst üblich, war diesmal nicht gesichtet worden - bis nahe Mitternacht. „Kühn & Band“ powerte das tanzende Publikum mit Popklassikern durch die neblige Nacht, während andere schon an der „Ritter“-Theke Platz genommen hatten.
Im Epi-Zentrum der guten Laune - das ist zu spüren - hat der Geigerzähler wieder ausgeschlagen.

