Ziegelrodaer Forst Ziegelrodaer Forst: Kälte stoppt Parasiten im Wald
ziegelroda/MZ - „Uns hat der lange Winter sehr überrascht“, sagte Holger Koth, Leiter des Forstbetriebes Süd. Im Ziegelrodaer Forst bei Querfurt ist der Schnee immer noch im Weg. Das Holzmachen sollte laut Koth schon im März beendet sein: „Normalerweise fangen wir mit den Arbeiten im November oder Dezember an. In dieser Zeit hatte es aber sehr viel geregnet, die Böden waren aufgeweicht und unsere Arbeit wurde erschwert.“ Dazu kamen ab Februar die häufigen Schneefälle, wodurch die Bäume nur mühsam zu erreichen waren. „Es ist viel Aufwand, aber wir müssen ja trotzdem liefern“, erläuterte Koth. Das Zellstoffwerk Stendal beispielsweise ist auf das Holz angewiesen. Christian von Itzenplitz ist dort Leiter des Holzeinkaufes, der Querfurter Forst fällt in seinen Bereich: „Wir merken das schon, dass der lange Winter zu unüblichen Beeinträchtigungen im Einkauf geführt hat“, ist von ihm zu erfahren.
Immerhin ist das feuchte und kühle Wetter hilfreich gegen einen Schädling, der mit Vorliebe Eichen, wie sie im Ziegelrodaer Forst stehen, befällt. Die Rede ist vom Eichenprozessionsspinner, einer Schmetterlingsart, deren Raupen Fraßschäden an Eichen verursachen und auch gefährlich für den Menschen werden können. Die giftigen Haare der Raupen lösen bei Menschen Allergien aus, die zu Hautausschlag mit Juckreiz oder Brennen führen können.
„Dem Wald geht es gut“
Doch noch gibt es den Eichenprozessionsspinner im Ziegelrodaer Forst nicht. „Dem Wald geht es gut“, sagte Jürgen Hartung, Leiter des Betreuungsforstamtes Naumburg. Das Amt betreut private und kommunale Waldbesitzer. Sein Zuständigkeitsbereich schließt auch den Ziegelrodaer Forst ein. „Aber früher oder später kommt der Schädling auch zu uns“, glaubt Hartung.
In Sachsen-Anhalts Norden gibt es den Eichenprozessionsspinner bereits. Der Schädling hat im vergangenen Jahr rund 10 000 Hektar Eichenwald befallen. Laut Hartung unterscheiden sich die Böden im Norden von denen im Saalekreis, so dass sich der Schädling dort besser entwickeln kann: „Die Böden sind ein bisschen sandig, dadurch erwärmen sie sich schneller und schaffen beste Bedingungen für die Vermehrung des Schmetterlings“, so Hartung. Da Wärme die Ausbreitung des Schädlings begünstige, sei er sogar froh, dass es in letzter Zeit so kalt war. „Für den Wald ist es besser, wenn es feucht und kühl ist, nur die Besucher freuen sich darüber nicht.“ Aber auch die fortschreitende Klimaveränderung mache es dem Prozessionsspinner leichter, seinen Lebensraum zu erweitern. „Von Süd- und Norddeutschland kommt er in unsere Richtung“, erläuterte Koth. Um diese Entwicklung aufzuhalten, wird der Forst bei Querfurt durch eine Mischung der Bestände geschützt: „Wir haben zwar großflächig Eichen, aber auch andere Baumarten, damit sich der Schädling flächenmäßig nicht konzentrieren kann“, teilte er mit.
Momentan liege das Hauptproblem aber bei den Behinderungen in der Aufforstungsarbeit. In den Waldböden ist laut Koth zu viel Nässe, so dass keine Pflanzen gesetzt werden können. „Wir können nicht so agieren wie gedacht.“