Zahlen voller Symbolik Zahlen voller Symbolik: 3 mal 4 gleich 12 gleich Dom in Merseburg

Merseburg - Die 1.000 wird Ihnen in diesem Jahr sehr häufig begegnen, wenn es um den Merseburger Dom geht. Schließlich erhielt der am 1. Oktober 1021 nach sechs Jahren Bauzeit unter den Augen von Kaisers Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde seine Weihe – also vor 1.000 Jahren. Doch es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Zahlen, die Bedeutung für die Kirche haben, aber nicht dem Lauf der Zeit geschuldet sind, sondern bewusst verbaut wurden.
Die Zahlensymbolik nahm ihren Anfang bereits vor 1.006 Jahren. Damals nahm der berühmte Bischof und Chronist Thietmar von Merseburg die Grundsteinlegung vor. „Thietmar berichtete selbst, dass er am 18. Mai 1015 die Grundsteine gelegt hat“, sagt Domstiftsarchivar Markus Cottin. Die Betonung liegt auf „die“ Grundsteine. Anders als heute üblich nur einer, seien damals offenbar gleich zwölf Grundsteine gesetzt worden. „Das entspricht der Zahl der Apostel, aber auch der zwölf Tore des himmlischen Jerusalem, durch die man nach bestandener Prüfung beim Jüngsten Gericht einzieht.“
Immer wieder die Drei
Cottin vermutet, dass die zwölf Grund- zugleich auch die zwölf Ecksteine waren, die sich aufgrund des kreuzförmigen Grundrisses von Haupt- und Querschiff ergeben. „Weil Jesus als Eckpfeiler der Kirche gilt. Thietmar schrieb, dass er es in Form des Heiligen Kreuzes angelegt hat.“
Apropos Grundriss. Auch der bietet reichlich Zahlensymbolik. Zur Erläuterung legt Domführerin Beate Tippelt diesen auf quadratischen Steinplatten nach: „Der Grundriss setzt sich aus Quadraten zusammen.“ Fünf in Längsrichtung, drei quer. „Die Vorgabe für die Größe war das Quadrat in der Mitte. Die hatten damals ja noch kein Maßband.“ Die drei Quadrate des Querschiffs stünden für die Dreieinigkeit, erklärt Tippelt. Cottin ergänzt: Nimmt man die vier Quadrate des Längsschiffs bis zur Schnittstelle hinzu, habe man sieben: „Die Schöpfungszahl.“
Von Weitem gut zu erkennen sind die vier Türme des Doms. Zu den ursprünglichen zweien kamen bereits 1040 die übrigen beiden hinzu. „Vier Türme, vier Evangelien“, sagt Cottin. Ursprünglich habe auch das Kloster neben dem Dom, wie üblich, vier Gänge gehabt. Seit dem 16. Jahrhundert sind es jedoch nur noch drei. Der vierte Gang musste dem von Thilo von Trotha ausgebauten Langhaus des Domes weichen.
Ein symbolträchtiger Leuchter
Die Drei findet sich auch an anderer Stelle am Dom. Das Querschiff hat auf jeder Seite drei große Fenster. „Dem religiösen Menschen des Mittelalters war die Zahlensymbolik klar“, sagt Cottin. Die setzt sich auch im Inneren der Kirche fort. Gleich im Eingangsbereich hängt linker Hand eine große zweiteilige Steintafel mit den zehn Geboten. „Die Zehn gilt als Vollzahl“, erläutert der Archivar.
Die Zwei (zwei Teile) gelte dagegen als antagonistisch: Frau-Mann, gut-böse. Im Fall der Merseburger Gebotstafel hat die Zweiteilung aber auch praktische Gründe. Denn die biblischen Grundregeln sind dort sowohl auf Latein als auch auf Deutsch eingemeißelt. „Also für jedermann lesbar.“ Das ist bemerkenswert, denn die Tafel stammt bereits aus dem Jahr 1515, also zwei Jahre, bevor Luther seine Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg nagelte und damit die Reformation vom Zaun brach.
Königsstück in Sachen Zahlensymbolik
Das Königsstück in Sachen Zahlensymbolik hängt jedoch in der Nordostecke des Doms. Ein vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammender Radleuchter, der erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Er besteht natürlich aus drei Ebenen. Die oberste hat vier, die mittlere zwölf, die unterste 24 Kerzen, zusammen also 40. Cottin dechiffriert: „Die Zahl findet sich in der Bibel ganz oft. Bevor Jesus sein öffentliches Leben beginnt, verbringt er 40 Tage in der Wüste, wo er vom Teufel versucht wird.“
Die Israeliten wanderten der Bibel zufolge gar 40 Jahre durch die Wüste, bis zwei von ihnen das Gelobte Land erreichten. 40 Tage dauert heute die Fastenzeit. Ursprünglich, so berichtet Tippelt, seien die Kerzen zu Weihnachten entfacht worden, denn auch das Fest dauere bis Lichtmeß 40 Tage. „Jetzt werden sie zu Ostern entzündet.“ (mz)
