Wegen Corona mehr Gewalt?: Wegen Corona mehr Gewalt?: Mehr Frauen suchen Schutz im Frauenhaus Merseburg

Merseburg - „Seit Juli ist das Frauenschutzhaus in Merseburg überbelegt. Das ist schwierig in der Sache, aber auch ein Indiz für den Bedarf“, erklärt Christine Heusch. Sie leitet zusammen mit Michael Kogel den Verein, der seit Juli der neue Betreiber des Frauenschutzhauses ist. Der Ascherslebener Verein Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) sammelt erstmals Erfahrungen mit einer solchen Einrichtung. Bauen kann Heusch aber auf die Frauen, die bereits unter dem alten Betreiber die Betreuung vor Ort übernommen haben.

Daher lassen sich auch schon wenige Wochen nach der Übernahme erste Erfahrungen aus den vergangenen Monaten darstellen, die Heusch Kreistagsmitgliedern im Ausschuss präsentiert. Es zeichnet sich ab, dass die Anfragen in den vergangenen Monaten zugenommen haben. Seit März, so berichtet Heusch, habe es allein 32 Anfragen von Frauen aus dem Saalekreis mit 25 betroffenen Kindern gegeben.

Aber auch aus Halle gab es für 24 Frauen mit neun Kindern und aus dem Burgenlandkreis und Mansfeld-Südharz insgesamt fünf Frauen Anfragen. Aus anderen Regionen hätten 19 Frauen Plätze gesucht. Die Gründe für den Anstieg lassen sich dagegen nicht so klar umreißen. „Es ist nur eine Mutmaßung, belegen kann ich es nicht, aber gewisse Zustände könnten sich während Corona zugespitzt haben“, sagt Heusch.

So unterschiedlich wie die Gründe für Frauen sind, Schutz in der Einrichtung zu suchen, so unterschiedlich sei auch die Verweildauer. Manche Frauen bleiben über Monate in der Einrichtung, andere nur zwei oder drei Tage.

Das Spektrum ist laut Heusch breit und jede Situation individuell zu bewerten. Nicht ganz einfach ist dagegen die Finanzierung des Hauses. Wenn Heusch einen Wunsch äußern dürfte, wäre es eine landeseinheitliche Regelung, die dem Bedarf gerecht werde. (mz)