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Vorbereitungen für Lutherjahr Vorbereitungen für Lutherjahr: Kunstschätze kehren aus den USA zurück nach Merseburg

Von Robert Briest 10.02.2017, 12:11
Papst Gregor der Große bei der Einreisekontrolle: Restaurator Björn Stahl hat keine Schäden gefunden.
Papst Gregor der Große bei der Einreisekontrolle: Restaurator Björn Stahl hat keine Schäden gefunden. Peter Wölk

Merseburg - Georg und Hieronymus hatten einen guten Flug. Wohlbehalten sind die beiden Kirchenväter von ihrer Stippvisite in den USA zurückgekehrt. Auf den letzten Metern erhielten sie dabei am Donnerstag Hilfe von Mitarbeitern einer Spezialfirma für Kunsttransporte.

Flügelalter zurück in der Schatzkammer des Merseburger Doms

Mit großer Vorsicht hoben sie die Holzflügel mit den Bildnissen der beiden Kleriker aus der weißen Kiste mit dem großen Warnhinweis „fragile“ (zerbrechlich) und hängten sie zurück an ihren angestammten Platz: einen Flügelaltar in der Schatzkammer des Merseburger Doms.

Die vergangenen vier Monate waren die beiden Flügel, wie auch ein Gemälde der Gregorsmesse und der Albrechts Kasel, ein von Luther-Gegner Kardinal Albrecht getragener Gottesdienstumhang, als Leihgaben in den USA. Sie bildeten einen kleinen Bestandteil der Dreifachausstellung „Here I Stand...“ (Hier stehe ich) in New York, Atlanta und Minneapolis, für die die Organisatoren unter Federführung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle historische Exponate von 30 Leihgebern aus Mitteldeutschland versammelt hatten.

Das Ziel der Expositionen, die sich allesamt mit Luthers Biografie befassten: Die Werbetrommel für das 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr rühren.

Dieser Plan sei aufgegangen, findet Tomoko Emmerling: „Die Museen waren begeistert vom positiven Feedback. Insgesamt kamen 195.000 Besucher“, berichtete die Projektleiterin von „Here I Stand“. Allein das Minneapolis Institute of Arts im Norden der USA verkaufte 110.000 Tickets. Das Haus öffnete angesichts der großen Nachfrage auch erstmals in seiner Geschichte montags.

Nach Besuchererfolg in den USA: Touristenstrom wird nun auch in Merseburg erwartet

Hier waren auch die Flügelbilder und die Albrechts Kasel ausgestellt. „Die Flügel standen gemeinsam mit dem Altar von Naumburg und Textilien aus dem Halberstädter-Domschatz in einem Bereich zur vorreformatorischen Frömmigkeit. Er sollte zeigen, wie die Kirche aussah, mit der Luther aufgewachsen ist“, sagte Emmerling, die die Rückkehr der Werke vor Ort beobachtete.

Sie ist angesichts der Begeisterung, die in den USA geherrscht habe, optimistisch, dass den Exponaten bald auch Touristen folgen werden: „Das Bewusstsein für Mitteldeutschland als Ursprung der Reformation wurde je nach dem geweckt oder verstärkt. Viele Besucher waren beeindruckt, welch reiche Kulturschätze es bei uns gibt.“ Bei einem ähnlichen Termin in der Eisleber Andreaskirche, aus der die Lutherkanzel verliehen war, hätten ihr die Verantwortlichen bereits von Touristen berichtet, die zuvor die US-Schauen besucht hatten.

Auch Björn Stahl war in in New York und Minneapolis zugegen – und begeistert: „Es war grandios, weil hervorragende Stücke zusammengetragen worden waren.“ Stahls Aufenthalt in den Staaten war allerdings dienstlicher Natur.

Als Restaurator der Vereinigten Domstifter überwachte er den Hin- und Rücktransport der Leihgaben und konnte am Donnerstag ein positives Fazit ziehen: Die Reise hat keine größeren Schäden an den Objekten hinterlassen. „Die sind natürlich nicht für den Transport gemacht, deswegen geht der nie ganz ohne Schäden ab. Aber die waren in diesem Fall marginal.“ Ein paar Splitter hätten sich aus den Rahmen gelöst. Die will Stahl nun nacharbeiten.

Warum die Domschätze anfangs nicht geöffnet werden durften

Damit hätte der Restaurator theoretisch schon vergangene Woche beginnen können. Denn die Kisten mit den Exponaten lagen nach Lkw-, Luft- und erneutem Lkw-Transport bereits seit Tagen wieder in Merseburg.

Allerdings durften sie nicht geöffnet werden. Es fehlte die Zollfreigabe. Die ist nun mit Verzögerung erfolgt, so dass Gregor und Hieronymus wieder in der Kälte der Merseburger Schatzkammer ihrem wohl nicht mehr ganz so großen Publikum entgegenblicken können.

(mz)

Auch der Albrechts Kasel wurde genau untersucht.
Auch der Albrechts Kasel wurde genau untersucht.
Peter Wölk