Angst vor Erdogan: Urlaubsreisen: Merseburger meiden die Türkei

Merseburg - Die angespannte Lage zwischen Deutschland und der Türkei bekommen auch die Reisebüros in Merseburg zu spüren. Immer weniger Merseburger planen ihren Urlaub in dem bisher beliebten Touristenziel - auch am Reisebüro Rackow in Merseburg ist diese Entwicklung nicht vorbeigegangen.

„Wenn man sich selbst unsicher fühlt, sollte man natürlich nach seinem Bauchgefühl gehen“, sagt Inhaber Oliver Rackow. „Für die meisten ist das ihr Jahresurlaub und den will man sich nicht von Angst verderben lassen. Der Konfliktherd liegt jedoch nicht in den Touristen- und Urlaubsgebieten, sondern in politischen Zentren.“

Das auswärtige Amt hatte in der vergangenen Woche seine Reisehinweise für die Türkei verschärft. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe der drastischeren Reisewarnung, die bislang noch nicht ausgesprochen wurde. Grund seien willkürliche Verhaftungen auch von Deutschen in der letzten Zeit.

Reisebüro-Inhaber Oliver Rackow sieht jedoch Urlauber nicht in unmittelbarer Gefahr, die Reise an die türkische Riviera hinter Gittern zu beenden. Solange sie sich von Demonstrationen fernhalten und auch sonst nicht politisch einmischen würden, hätten sie nichts zu befürchten, meint Rackow.

Trotzdem kriegen viele die Angst nicht aus dem Kopf und suchen sich neue Urlaubsplätze. Rackow bedauert diese Entwicklung: Die Türkei sei immer ein optimales Reiseziel gewesen, vor allem für Familien, die nicht so viel Geld haben.

„Die Preise werden sogar immer niedriger, aber viel geht da nicht mehr, schließlich wollen die Anbieter mit ihren Geschäften Gewinn machen und die Bediensteten vor Ort müssen auch bezahlt werden.“ Mittlerweile würden sogar schon Hotels geschlossen und auch Airlines bieten immer weniger Plätze an.

In den letzten Monaten sei sogar wieder ein leichter Anstieg der Buchungen zu verzeichnen gewesen, wie der Inhaber mitteilt. Nach den jüngsten Ereignissen geht er aber davon aus, dass wieder weniger Deutsche ihren Urlaub in der Türkei buchen werden.

Es könne sogar so weit kommen, dass Urlauber aus Angst kurzfristig umbuchen. Die fehlenden Kapazitäten seien ein echtes Problem: „Nur weil für viele die Türkei als Urlaubsziel ausfällt, heißt das nicht, dass sie auf ihren jährlichen Auslandsurlaub verzichten wollen. Nun zieht es viele in das bereits mit Touristen überfüllte Spanien. Ähnlich wie die Türkei ist es relativ nah gelegen und eine gute Alternative.“

Dies wird jedoch ausgenutzt und die Preise werden weiter in die Höhe getrieben. „Die Türkei war viele Jahre eine beliebtes Massenreiseziel. Es wird schwierig, jetzt einen würdigen Nachfolger zu finden.“ (mz)