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Ur-merseburgische Mundart Ur-merseburgische Mundart: "Gampf dr Gonsonanden"

Von Undine Freyberg 06.08.2017, 06:00
Werner Wolff mit zwei sprachlichen Herausforderungen.
Werner Wolff mit zwei sprachlichen Herausforderungen. Peter Wölk

Merseburg - Vergessen Sie Ihr Hochdeutsch, machen Sie den Mund locker und dann versuchen Sie einfach mal, das auszusprechen: „Zuggerriemgambanche“ oder auch „Gonnfrsahzjons-Leggsigon“. Und wenn Sie jetzt auch noch wissen, was das bedeutet, haben Sie Ihre Prüfung in Merscheborscherisch schon beinahe bestanden. Falls nicht - fragen Sie einfach Werner Wolff. Der 75-jährige Ur-Merseburger ist einer von wenigen Menschen, die noch im alten Dialekt babbeln können.

„Manchmal hört man die Leute noch so sprechen, aber es wird immer weniger“, meint Wolff und erklärt, was es mit den Merscheborcher Babeleien auf sich hat. „Es ist eine obersächsische Mundart, denn schließlich gehörte Merseburg ja bis 1815 zu Sachsen, erst danach wurden wir preußisch.“ Seit wann gebabbelt wurde, könne er allerdings nicht sagen.

Warum der Dialekt verschwindet

Warum der Dialekt verschwindet, lasse sich allerdings leicht erklären. „Grund sind zum Beispiel viele äußere Einflüsse. Die Anlagen der großen Industriewerke in Leuna und Schkopau und die Kohlegruben im Geiseltal haben Menschen aus ganz Deutschland angezogen, die hier nicht nur Arbeit, sondern auch eine neue Heimat fanden. Ebenso wie die Umsiedler nach 1945.“

Wenn die Ur-Merseburger sprechen, benutzen sie zum Teil Worte, die wie aus einer anderen Sprache sind, oder aber sie sprechen normale Worte einfach etwas legerer aus. Die wichtigste Sprachregel lautet: „De weechen Gonsonanden besiechn de hardn“, schmunzelt Werner Wolff. Bei Texten hätte jeder Verfasser seine eigen Schreibweise. Worte, mit denen vielleicht nicht jeder etwas anfangen kann, wären zum Beispiel „Kwien“, was in Merseburg „Kleiner Junge“ im benachbarten Halle allerdings „Hund“ bedeutet. Oder auch „Karwenzmann“, was so viel heißt wie „großer Stein“.

„Was sich de Merscheborchr erzehln“

Werner Wolff beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Merseburger Mundart, hat alles gesammelt, was er dazu finden konnte - zum Beispiel die „Merscheborcher Babeleien“, die von Paul Kundt (1895-1991) alias der Baul von dr Soale von 1926 bis 1933 im „Merseburger Korrespondent“ veröffentlicht wurden. Wer mehr hören und wissen möchte, dem sei ein Mundart-Abend im Petrikloster ans „Herze jeleecht“.

Werner Wolf wird Texte von Kundt, aber auch von Angela Biemann oder Jürgen Jankofski zu Gehör bringen. Jankofski hatte zum Beispiel eine Veröffentlichung gemacht, als „dr Dschordsch Gluni nach Merscheborch jegommen war“. Während einer kleinen Pause, darf jeder selbst seine Mundart-Kenntnisse überprüfen, bevor es im Anschluss „Säggssches Allerlei“ gibt.

››12. August, 19 Uhr, Petrikloster Merseburg, „Was sich de Merscheborchr erzehln“, Der Eintritt ist frei, über Spenden würde sich die Klosterbauhütte freuen. (mz)