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Umzug der Lichtmessgesellschaft Umzug der Lichtmessgesellschaft: Spektakel im Morgengrauen in Spergau

Von nico grünke 03.02.2013, 18:45

spergau/MZ. - Es ist fast noch Nacht und beinahe stockfinster, da spielen sich mitten in Spergau merkwürdige Szenen ab. Ein bizarres Gespann jagt zum Aufgalopp für ein besonderes Ereignis wie wild im Ortskern hin und her. Als Pferde verkleidete Männer ziehen im Laufschritt eine Art Pflug. Das Metall klappert derart laut über den Asphalt, dass sich Langschläfer in aller Herrgottsfrühe genervt fühlen müssten.

Langschläfer scheint es am Sonntagmorgen in Spergau aber kaum zu geben. Aus allen Nebenstraßen kommen Leute zusammen. Groß und Klein sammelt sich. Keiner will die alljährliche Spergauer Lichtmess versäumen. Mit dem weit zurückreichenden Brauch, durch den der Winter ausgetrieben werden soll, scheint sich der ganze Ort zu identifizieren.

Infiziert vom Lichtmess-Fieber ist auch Lea-Kristin Zimmermann. "Ich hatte einen Albtraum. Ich habe geträumt, dass ich verschlafen und alles verpasst habe", scherzt die 15-Jährige. Verpasst habe sie das Spektakel in der Realität aber seit Jahren nicht. Und das obwohl sie gar nicht aus Spergau komme. "Meine Mutter stammt aber von hier", sagt das Mädchen aus Weißenfels.

Währenddessen hat sich direkt vor dem Gasthof "Zur Linde" ein beachtlicher Zug formiert. Von der Spitze her wendet sich Stefan Koblenz der verkleideten Meute zu. Figuren wie etwa Wurststangenträger, Pritscher oder auch der Guckekastenmann sind zu entdecken. Ausstaffiert als Registrator geht Stefan Koblenz voll und ganz in seiner Rolle auf. Allerhand seltsame Namen verliest er, und nach jedem Fantasienamen kann der Registrator aus zahlreichen Kehlen ein "Hier!" vernehmen.

Dann setzt sich der Zug unter Begleitung von Blasmusik in Bewegung. An der Spitze marschiert der so genannte Bändermann. Blickfang ist auch der Erbsbär, der in einem der aufwändigsten Kostüme unterwegs und augenscheinlich kaum zu bändigen ist. Den Straßenrand säumen zahlreiche Schaulustige. Fotoapparate werden gezückt, und sogar Fernsehteams verfolgen das bunte Treiben, das in der Region einmalig ist. Erster Anlaufpunkt ist wenig später der Bäckerplatz, auf dem bereits ein großes Feuer lodert.

Hier gehört Volker Schmidt zu den neugierigen Beobachtern. Was bei der Lichtmess im Einzelnen wie und warum geschieht, das weiß der 33-Jährige ganz genau. "Ich war jahrelang Mitglied der Spergauer Lichtmessgesellschaft", erzählt er. Mit jeder Figur sei eine bestimmte Symbolik und eine Aufgabe verbunden, damit der Winter verjagt werde.

Bevor er geheiratet habe, sei er oft mit von der Partie gewesen. "Ich musste dann aufhören, weil nur Unverheiratete zur Lichtmess-Gesellschaft gehören dürfen", sagt Volker Schmidt, dessen sechsjähriger Sohn Florian nun als Schwarzmacher unterwegs ist. Die Woche zuvor war der Steppke schon bei der Kleinen Spergauer Lichtmess dabei, bei der die Kinder im Ort unterwegs sind.

Der Schwarzmacher schmiere den Leuten Ruß ins Gesicht, um ebenfalls den Winter auszutreiben, "weil Schnee ja weiß ist", ist von Hendrik Pinkert und Robert Wartgenstedt zu erfahren. Die 15-Jährigen zählen zu den Jüngsten der Gesellschaft. Nachdem das Feuer heruntergebrannt ist, geht die Lichtmess-Gesellschaft zum Heischegang über.

Dabei werden viele Häuser aufgesucht, wo von den Familien Lebensmittel wie etwa Eier, Milch und Würste eingefordert werden. "Bis heute Abend werden wir damit zu tun haben", sagt Sven Hartung, der als Oberster Küchenbursche vorgibt, wo es bei der Spergauer Lichtmess langgeht.