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Umwelt Umwelt: Naturschützer sehen Vögel am Geiseltalsee in Gefahr

Von GERT GLOWINSKI 26.05.2009, 18:37

BRAUNSBEDRA/MZ. - Das verstößt nach Ansicht des Nabu gegen Natur- und Artenschutzrecht. "Niemand darf in Deutschland während der Brutzeit die Aufzucht der Jungen oder die brütenden Altvögel seltener und gefährdeter Vogelarten stören oder gar zerstören", so Martin Schulze, Vorsitzender des Nabu Merseburg-Querfurt.

Betroffen seien viele Kilometer Uferlinie, an denen in diesen Tagen mit schwerer Technik Wasserbausteine auf mehr als 20 Meter Breite verlegt werden, so Schulze. "Dabei werden zuvor mit Planierraupen Dutzende Nester seltener und gefährdeter Brutvögel schlichtweg unter den Erdmassen begraben." Selbst geschützte Biotope, wie Schilfröhrichte, oder Gehölzgruppen würden hierbei rücksichtslos vernichtet. "Wir prüfen derzeit, ob hier Straftatbestände vorliegen", sagte Schulze.

Dass dies auch in einem faktischen Vogelschutzgebiet geschieht, setze dem Ganzen noch die Krone auf, so Nabu-Chef Schulze. Denn Arten wie Weißsterniges Blaukehlchen, Brachpieper, Neuntöter, Grauammer, Rohrweihe, Flussregenpfeifer oder Schwarzkehlchen zählten zu den "besonderen Schutzgegenständen" dieses Gebietes und seien typisch für die Bergbaufolgelandschaft. "Auch die in Mitleidenschaft gezogene Wechselkröte, welche in den Flachwasserbereichen am Ufer laicht, ist streng geschützt."

Die LMBV weist jedoch die Kritik der Naturschützer zurück. Naturschutzrechtliche Genehmigungen für Arbeiten im Naturschutzgebiet seien erteilt worden. Zudem könne man nicht an einem willkürlich bestimmten Punkt die Arbeiten abbrechen und den erreichten Stand der Sanierungsarbeiten wieder in Frage stellen. "Das wäre der Fall, wenn die Wellen des Sees die ungeschützten Ufer zerstören und die sich bildenden Abbrüche Wege oder gar die Bebauung am See bedrohen", sagte LMBV-Sprecherin Karin Franke. Die Herstellung des Geiseltalsees stelle aufgrund seiner Größe bezüglich Böschungshöhen und Seefläche Anforderungen an die Sicherung der Ufer, welche mit Fließgewässern oder natürlichen Seen nicht vergleichbar seien. "Eine noch flachere Gestaltung des Ufers am Geiseltalsee, wie sie für die zu erwartenden Wellenhöhen erforderlich wären, ist aufgrund der Nähe der Ortschaften und der enormen Böschungshöhen finanziell und zeitlich nicht vertretbar", so Franke. Die Sanierung und Flutung des Gewässers hätte mehrere Jahre länger gedauert, und damit hätte sich auch die Ansiedlung der Pflanzen- und Tierwelt verzögert. "Aus diesen Gründen wurde eine Sicherung des Ufers, angepasst an die speziellen Erfordernisse jeden Uferbereiches entwickelt. Dabei erfolgt die Belegung mit Wasserbausteinen nur an Uferbereichen, die einem hohen Risiko ausgesetzt sind", so die Firmensprecherin. Die Arbeiten zur Ufersicherung müssten nach LMBV-Angaben aufgrund des Füllungsstandes des Sees bis Ende des Jahres 2009 abgeschlossen werden.