Tourismusentwicklung Tourismusentwicklung: Vom Wein auf Wasser umgeschaltet
Merseburg/MZ. - Der Tourismusverband Halle-Saale-Unstrut hat zunehmend zu kämpfen. So ist es dem Entwurf eines neuen Marketingkonzepts für die Jahre 2003 bis 2006 zu entnehmen, das am 10. April in der Mitgliederversammlung des regionalen Verbandes beraten und beschlossen werden soll.
Ziel für Zweiturlaub
Die Inhalte und Ziele sind klar. In dem Konzeptentwurf orientiert der Verband, angelehnt an die Strategie der Landesmarketingsgesellschaft, inhaltlich auf die touristischen Höhepunkte dieser Jahre:
"Mit der Weinregion bricht uns ein wichtiges Standbein weg." Ekkehard Bornschein Geschäftsführer
Zehnjähriges Bestehen der Straße der Romanik, das Blaue Band mit den Naturerlebnissen an Flüssen und Seen der Region, die tausendjährige Bergbautradition in Gestalt der Glück-auf-Tour, die Landesgartenschau in Zeitz nebst der Aktion Gartenträume und die 1200-Jahrfeier der Stadt Halle. Hinzu kommen die vielen Möglichkeiten des Bildungs-, Industrie- und Tagungstourismus in der Region.
Klar ist auch, dass es hier vorwiegend um Tages-, man kann auch Entdeckungstourismus sagen, geht. Für viele Deutsche ist es der Zweit- oder Dritturlaub im Jahr nach dem längeren Auslandsaufenthalt unter Sonne und Palmen. Man muss also schon das kompakte, in wenigen Tagen erfassbare Erlebnis für die Tagestouristen bieten, um mehr von ihnen für Tage zu binden.
Mitgliedsbeiträge rauf
Nun, da die touristische Infrastruktur schon recht gut ausgeformt ist, wird es zunehmend schwierig, das alles weiträumig ins Gespräch zu bringen. Weil in den öffentlichen Kassen das Geld fehlt und Städte und Kommunen sowie Anbieter mit dem Thema Tourismus mehr allein gelassen werden. Laut Konzeptentwurf des Tourismusverbandes eine "äußerst komplizierte Situation". So geht das Magdeburger Wirtschaftsministeriums von der bisherigen Förderung der Verbände zur Projektförderung über, gepaart mit dem Angebot an die Regionalverbände, Gesellschaftsanteile an der Landesmarketinggesellschaft zu erwerben. "Für unseren Tourismusverband besonders problematisch, da wir seit seiner Gründung 1993 das niedrigste Eigenaufkommen an Mitgliedsbeiträgen im Vergleich zu den anderen vier Landesverbänden haben", sagte Geschäftsführer Ekkehard Bornschein der MZ. Die Folge: Die Beiträge der dem Tourismusverband angehörenden Städte und Gemeinden müssen ab 1. Januar 2004 von bisher vier Cent pro Kopf der Einwohner auf 20 Cent erhöht werden.
Weiter erschwerend wirkt, dass aus der bisherigen Struktur des Tourismusverbandes Halle-Saale-Unstrut die Weinregion im Burgenlandkreis heraus gelöst und dort ein eigenständiger Verband mit dem Namen Saale-Unstrut-Tourismus e.V. gebildet wurde. Also muss sich der in Merseburg ansässige Verband einen neuen Namen geben. Vorschlag: Tourismusverband Mitteldeutschland Halle, Saale, Elster. "Mit der Weinregion bricht uns ein wichtiges Standbein weg", sagte Bornschein. Vom Wein wird auf das Wasser der Elster und die Auenlandschaft umgeschaltet.
Hundert Briefe
Mit dem neuen Namen ist allerdings auch eine klar definierte, dynamische Strategie mit dem Ziel verbunden, für die Region ein unverwechselbares mitteldeutsches Markenimage herauszuarbeiten. Der seines Erachtens für die touristische Belebung der Region schädlichen Zersplitterung will der Geschäftsführer über das neue Marketingkonzept hinaus gegensteuern. "Die Lasten müssen auf mehr Schultern verteilt werden", ist er überzeugt. Deshalb habe er 100 Briefe an potenzielle Mitglieder des Tourismusverbandes geschrieben, um sie zum Beitritt zu bewegen. "Wer den wirtschaftlichen Nutzen aus dem Tourismus haben will, sollte auch dazu beitragen, die Angebote besser bekannt zu machen", sagte er.