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Unternehmensgründer Thomas Müller aus Merseburg tüftelt gern an DDR-Fahrzeugen

Der 35-Jährige hat seinen Posten als Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft in Querfurt gekündigt, um sein Hobby zum Beruf zu machen. Ein Besuch in seiner Garage

Von Anke Losack 13.08.2022, 18:00
Thomas Müller zeigt seinen Wartburg 311 Coupé, der noch weiter aufgearbeitet werden muss.
Thomas Müller zeigt seinen Wartburg 311 Coupé, der noch weiter aufgearbeitet werden muss. Fotos: K. Sieler

Merseburg/Querfurt/MZ - Etliche DDR-Sammelobjekte wie Fahnen und Bilder schmücken die Garage von Thomas Müller am Nulandtplatz in Merseburg. Und zwei top in Schuss erscheinende, tiefergelegte Trabis 601 in blau und weiß sind dort abgestellt. Ein weiteres Auto ist von einer Plane bedeckt. „Mein Schmuckstück“, so der Besitzer aus Merseburg. Er entfernt die Verhüllung. Ein Wartburg 311 Coupé im Rohzustand kommt zum Vorschein. „Es gab knapp 5.000 Exemplare, davon, so schätzt man, dass ungefähr die Hälfte ins Ausland ging und die andere in der DDR verblieb“, sagt er. Seinen kaufte er in Holland.

Der 35-Jährige kommt ins Schwärmen, wenn er über den Wagen erzählt. Überhaupt sind Oldtimer aus der DDR seine Leidenschaft. Das Hobby, daran zu tüfteln, hat Thomas Müller vor kurzem zu seinem Hauptberuf gemacht. „Thomas’ Ifa-Garage“ heißt sein Unternehmen, ein Online-Handel für Ersatz- und Tuningteile für Oldtimerfahrzeuge. Neben dem Vertrieb von klassischen Ersatzteilen, die heute noch nachproduziert werden, habe er sich darauf spezialisiert, Nischenprodukte anzubieten. „Beispielsweise Anlasser oder Lichtmaschinen, die aus modernen Autos stammen, modifiziere ich so, dass sie in die alten Autos wieder passen“, erklärt er. An seiner Tüftelei in der Werkstatt lässt er ein breites Publikum teilhaben, indem er davon Filme produziert und sie auf seinem eigenen Youtube-Kanal zeigt. „Ich habe fast 12.000 Abonnenten. Mein Kanal hat im Monat etwa 100.000 Klicks.“

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Sieler

Vor allem in der Stadt Querfurt ist Thomas Müller vielen Leuten auch persönlich bekannt, allerdings wohl eher im Anzug gekleidet als mit Shirt und Arbeitshose wie in seiner Garage. In der Quernestadt war er seit 2017 Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft. Überraschend reichte er im Oktober 2021 seine Kündigung ein, um eben sein Hobby zum Beruf machen. „Ich bin jetzt 35 und in zehn Jahren würde ich es wohl nicht noch einmal wagen“, sagt der studierte Betriebswirt, dessen erste Arbeitsstelle nach dem Studium in einer Online-Versandapotheke war. Seine Leidenschaft zu Ostfahrzeugen wuchs in seiner Jugend. „Ich bin wie viele andere Jugendliche früher Simson gefahren.“ 2010, als er in der Trabi-Heimat Zwickau studierte, kaufte er sich seinen ersten 601er Trabant. „Dichter als in Zwickau hätte ich an der Trabant-Geschichte nicht dran sein können“, meint er. Nie hat ihn das Interesse zu Ostfahrzeugen losgelassen.

Sein allererstes Zweitakt-Projekt auf vier Rädern war der Umbau des blauen Trabant 601 auf einen Drei-Zylinder-Wartburgmotor. „Meine Freundin hat damals gesagt: Wenn du so etwas nochmal baust wie das Auto, dann mache es wie alle heute und stell das ins Internet“, erzählt Thomas Müller, der daraufhin anfing, jeden Mittwoch 17 Uhr auf seinem Kanal eine Episode aus seiner Garage zu zeigen. Er habe auch ein Kleinunternehmen angemeldet, um Werbeeinnahmen, die er über YouTube generiert, ordentlich zu versteuern. „Die Absicht, mich später selbstständig zu machen, hatte ich da noch nicht“, sagt er. Der Funke sei übergesprungen, als als Reaktion auf die Videos die Nachfrage nach dem, was er in seinen Autos verbaut oder daran getüftelt hat, stetig wuchs. Zugleich stieg damit auch der Zeitaufwand für sein kleines Unternehmen. „Es wurde mit meiner Arbeit in Querfurt zusammen dann so viel, dass ich mich entscheiden musste“, schildert er.

Das Büro in seiner Ifa-Garage ist im DDR-Stil eingerichtet.
Das Büro in seiner Ifa-Garage ist im DDR-Stil eingerichtet.
Sieler

Nun ist Thomas Müller Unternehmensgründer. In der angemieteten Garage am Nulandtplatz tüftelt und bastelt er, hat einen Besucherraum mit Bar eingerichtet sowie ein Büro im DDR-Stil. Wenn Bekannte morgens gegen 9 Uhr bei ihm anrufen, werde er manchmal gefragt, ob er gerade ausgeschlafen habe. Da kann Thomas Müller nur lachen. Er sagt: „Ich bin ganz normal halb 7 hier, genauso wie in Querfurt bloß mit dem Unterschied, dass ich meine 40-Stunden-Woche meistens Donnerstag schon voll habe - nicht weil ich das muss, sondern weil es mir richtig viel Spaß macht.“ An zukünftigen Ideen und Projekten mangelt es dem Merseburger nicht. Darüber, wie er sie umsetzt, wird er regelmäßig auf seinem Youtube-Kanal aus seiner Werkstatt berichten.

Weitere Informationen auf der Internetseite https://thomas-ifa-garage.de