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"Thietmars Flussreise" in Merseburg "Thietmars Flussreise" in Merseburg: Spektakel soll wiederholt werden

Von Undine Freyberg 31.08.2015, 18:51
Bischof Thietmar (Thomas Kirchhof) mit Mieszko (Mathias Graethe, l.) und der schönen Fala, gespielt von Cynthia Flug
Bischof Thietmar (Thomas Kirchhof) mit Mieszko (Mathias Graethe, l.) und der schönen Fala, gespielt von Cynthia Flug Marco Junghans Lizenz

Merseburg/MZ - „Wir müssen uns unseren Ruhm erst noch erarbeiten, bis die Leute uns hinterherlaufen. Aber das macht nichts - das wird schon noch“, sagt ein gelassener Bischof Thietmar, gespielt von Thomas Kirchhoff, der mit seinem Gefolge am Freitagabend den Merseburger Schlossgraben und Teile des Schlossgartens in ein mittelalterliches Lager verwandelt hat.

Nur rund 100 Gäste waren der Einladung zu dem Spektakel gefolgt. Wer nicht da war, hat schlicht etwas verpasst. Denn obwohl sie Laiendarsteller sind, haben die Mimen des Vereins „Geschichte(n) erleben“ ein sehr ausdrucksstarkes „Buchorakel“ gespielt, das verständlich erklärte, warum der Chronist von Merseburg, der vor 1 000 Jahren auch die Grundsteine für den Dom legte, dereinst von Merseburg nach Magdeburg zu seinem Erzbischof reiste. Nämlich weil ihm sein Pendel über der Heiligen Schrift immer wieder die Zahl fünf zeigte, welche er nicht zu deuten wusste.

Mathias Graethe (30) aus Gersdorf bei Hohenstein-Ernstthal spielte den Prinzen Mieszko mit dem losen Maul, der sich in die schöne Fala (gespielt von Cynthia Flug aus Halle, 28), die Muse des eher weltlichen Bischofs, verliebte. Mieszkos Vater, ein polnischer Fürst, hatte seinen Sohn beim Friedensschluss von Merseburg als Pfand in der Kaiserpfalz Merseburg gelassen. Das glückliche Ende der Liebe zwischen den beiden spielt das Team von „Thietmars Flussreise“ am Samstag, wenn der Tross mit seinem Flusssegler in Magdeburg ankommt. Dann wird auch wieder die Hymne des Thietmar erklingen, die die Folkrockgruppe Horch am Freitag in Merseburg uraufgeführt hat (MZ berichtete).

„Schade, dass die Resonanz nicht so groß war“, meinte Kulturamtsleiter Michael George. Vielleicht habe es daran gelegen, dass das Spektakel nicht in das Programm der Vereinigten Domstifter anlässlich „1.000 Jahre Kaiserdom“ eingebunden war. Aber sowohl er als auch OB Jens Bühligen versprachen, darüber nachzudenken, wie man dieses Spektakel so oder in ähnlicher Form nochmal in die Stadt holen könnte. „Das sollte ja auch keine Eintagsfliege sein“, meinte Rudenz Schramm, Chef des halleschen Steintor-Varietés und im Verein „Geschichte(n) erleben“ der Schatzmeister. „Der Thietmar ist eigentlich als Trilogie geplant, aber wir haben ja kein Geld.“ Da befand sich Schramm am Freitagabend in guter Gesellschaft, stand er doch ziemlich direkt neben Merseburgs OB Jens Bühligen, dessen Stadtsäckel ja bekanntermaßen auch recht leergefegt ist. Darauf angesprochen, lächelte Bühligen und meinte: „Wir werden bald wieder Geld haben. Die Wolken verziehen sich gerade.“ Hat der OB nur seinen Humor wiedergefunden, oder gibt es tatsächlich Licht am Ende des Tunnels? MZ wird versuchen, es herauszufinden.

Als Dank für die Gastfreundschaft Merseburgs erhielt der OB aus Thietmars Händen eine Urkunde. Bühligen: „Die werden wir im Rathaus aufhängen.“ (mz)

OB Jens Bühligen (mit Urkunde) an der Seite Thietmars (r.)
OB Jens Bühligen (mit Urkunde) an der Seite Thietmars (r.)
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