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Thematische Stadtführung Thematische Stadtführung: Campus-Bummler unterwegs

Von Petra Wozny 26.04.2004, 14:59

Merseburg/MZ. - Unter ihnen auch die rüstige Seniorin Ulse Weniger. Die 82-Jährige wohnt seit eh und je direkt in der Nachbarschaft der wissenschaftlichen Einrichtung. "Ach, was hatten wir damals für eine Angst, dass auch unsere Siedlung weg gebaggert wird", schildert die Merseburgerin. Der Ulmenweg blieb, die sich anschließenden rund 200 Gärten jedoch wurden Gelände der Technischen Hochschule. So halten die Campus-Bummler auch zuerst vor dem ehemaligen Vereinshaus der Gartenanlage. 1929 errichtet, trägt es noch heute das unverkennbare Zollingerdach. Heute befindet sich darin ein Studentenklub.

Am 1. September 1954 erfolgte die Grundsteinlegung für die Hochschule. In der Besuchergruppe erinnern einige an dieses Datum, gehörten sie doch zu den ersten Studenten. Mehr als 4 000 studierten früher Chemie in Merseburg, heute sind es rund 3 300 in vier Fachbereichen. Jetzt stehen ihnen etwa 330 wissenschaftliche Mitarbeiter zur Seite. "Damals waren es bedeutend mehr", schildert der 82-jährige Heinz Ohme, der früher Hochschullehrer war. Mit lockeren Bemerkungen spickt er die Schilderungen der Stadtführerin, die mit dem Lehrbertieb bestens vertraut ist. Mehr als 30 Jahre arbeitete Ingrid Hammerl hier als Chemikerin.

Im Hauptgebäude heißt es für die Männer und Frauen Treppen steigen und Probesitzen. Der Medienbereich hat in der früheren Bibliothek mit einem kleinen, sehenswerten Theater "TAC" Einzug gehalten und mit ihm bequemes Gestühl aus dem Magdeburger Landtag. Viel verändert hat sich ansonsten nicht, rauhnt einer.

In der Tat versprüht das Hauptgebäude innen wie außen eine kräftige Prise DDR-Charme. Alte Lampen, alte Hörsaalbänke - das half beim Wiedererkennen, ist Arne Mälzer anzumerken. Er drückte die Bank von 1959 bis 1965. "Ti amo" steht auf einem Klapptisch. Der Schkopauer lacht: "Das stammt garantiert nicht aus unserer Zeit." Kubaner und Koreaner hätten in den 60ern Einzug gehalten. In den Internaten sei ganz schön was los gewesen, feixt einer der Besucher. Nach dem Brand auf dem Campus 1993 wurde umfangreich saniert. Christa Walter ist begeistert, wie modern dieser Teil der FH geworden ist. Sie hatte einst Verfahrenstechnik studiert und dann als Physikerin in Merseburg bis 1996 gearbeitet. "Das Angebot, hier eine thematische Führung zu veranstalten, ist wirklich gut. Ich freue mich sehr, altes Vertrautes, aber auch Neues zu sehen", sagte sie und traf auch alte Bekannte wieder. Noch einen Zwischenstopp macht die Runde vor einem kleinen Flachbau. "Regenerative Energien" steht auf einem Schild an der Wand. "Früher war an dieser Stelle die Studenten-Sauna. Das war toll", erinnert sich Mälzer mit etwas Wehmut.