Tambour-Major gab den Takt an
Schkopau/MZ. - Das möchte der Nachfolgeverein, die Musikvereinigung Halle / Saale 68 mit ihrem Vorsitzenden Roland Biering, zum Anlass nehmen, alle ehemaligen Mitglieder im wahrsten Sinne des Wortes zusammenzutrommeln, alte Freunde wiederzutreffen, in Erinnerungen zu schwelgen und einen schönen Abend zu verleben.
Das Wiedersehen soll am 3. Mai in der Gaststätte "Gartenlaube" (Erholung II) in der Querfurter Straße in Merseburg stattfinden. Doch das "Klassentreffen" ist nicht alles, was derzeit vorbereitet wird. Gleichzeitig arbeiten die ehemaligen Musiker an einer Internetseite über ihr Ensemble, das immerhin von der Gründung im Februar 1968 bis zur Wende bestand und dem in dieser Zeit schätzungsweise 1 200 Mitglieder angehörten.
Die Zeit Revue passieren zu lassen, fällt Wilfried Bittner nicht schwer. Er ist nicht nur Gründungsmitglied und war fünf Jahre lang Leiter des Fanfarenzuges, sondern arbeitet auch immer noch in der Berufsausbildung - heute allerdings bei der Arbeit und Leben BWZ gGmbH in Schkopau. Für das Interview mit der MZ blättert er wieder einmal in den Bänden der von ihm selbst zusammengestellten Chronik, erzählt, wie 1967 die Idee entstand und das unter Lehrmeister Jürgen Bogler schließlich die Proben mit gebrauchten Instrumenten begannen. Junge Lehrlinge der Betriebsberufsschule - 15, 16 Jahre alt - wagten bereits im April 1968 in weißen Maurerhosen und FDJ-Blusen den ersten Auftritt.
Die Erfolge der Blütezeit des Fanfarenzugs in den 70er Jahren waren hart erarbeitet. Lächelnd erzählt Wilfried Bittner, dass von genervten Zuhörern schon mal Kartoffeln geflogen kamen. Doch mit regelmäßigen Proben, Trainingslagern, Unterstützung des Fanfarenzugs Wittenberg und einer immer besseren Ausstattung sowohl bei der Kleidung als auch bei den Instrumenten gab es einen großen Sprung in der Entwicklung der Bunaer Laien-Musiker. "Schon optisch machten wir was her. Denn ganz vorn marschierten die Mädchen mit ihren Trommeln in ihren kurzen Röcken", zeigt er die Schwarz-Weiß-Aufnahmen von einst.
Zig Urkunden und Zeitungsausschnitte, Ehrennadeln und -plaketten sowie natürlich die privaten Fotos geben dem Betrachter einen Einblick in die Vielzahl von bedeutenden Veranstaltungen, die der Fanfarenzug umrahmte. Rund 600 waren es allein in den ersten zehn Jahren. Die Auswahl reicht vom Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig über das Fußballspiel zwischen der DDR und Mexiko im Leipziger Zentralstadion 1971 bis zum jährlichen internationalen Boxturnier um den Chemiepokal. Auftritte beim Winzerfest in Freyburg oder zum Naumburger Hussitenkirschfest waren aus dem Terminplan nicht wegzudenken. Mit dem Erfolg wuchs das Interesse, beim Fanfarenzug dabei zu sein. "1971 zählten wir fast 100 Musiker", weiß Wilfried Bittner. Ab 1975 erlernten einige von ihnen zusätzlich das Posaunen- und Trompetenspiel. Aus dem Fanfarenzug wurde ein Fanfarenorchester.
Für die Freizeitgestaltung gab es einen eigenen Jugendclub. Freundschaften entstanden, sogar mehrere Ehen wurden unter den Musikern geschlossen. Nur ein Problem gab es von Anfang an: die enorme Fluktuation. Hatten die Lehrlinge ausgelernt, gingen sie weg. "Jedes halbe Jahr im Schnitt wurden Neue ausgebildet", verdeutlicht Wilfried Bittner die unglückliche Situation. Hinzu kam laut seiner Schilderung, dass Ende der 80er Jahre die jungen Leute lieber anderen Hobbys nachgingen. Das 20-jährige Bestehen war praktisch für das Ensemble der letzte große Höhepunkt. "Und als dann mit der Wende die Geldgeber wegbrachen, ging alles den Bach runter", bedauert er.
Weitere Informationen unter: www.fanfarenzug-buna.de/