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Strichlisten-Zeit am Markt

Von Undine Freyberg 25.11.2005, 17:28

Bad Lauchstädt/MZ. - "Wir haben seit Beginn der Bauarbeiten ungefähr 40 Prozent weniger Kundschaft", schätzt Konditormeisterin Angelika Röhr, deren Café nun oftmals leer ist. "Seien wir doch mal ehrlich - die Leute sind nun mal bequem und wollen direkt vor dem Geschäft parken. Wenn sie das nicht können gehen sie woanders hin." Dass die Bauarbeiten gemacht werden müssen, sehe sie natürlich ein. "Es ist nur schade, dass uns dadurch das Weihnachtsgeschäft entgeht." Sie fürchtet sogar, dass weniger Besucher zum Christkind'l-Markt kommen könnten.

Auch Ismet Keski vom Bosporus-Döner klagt über zu wenige Kunden: "Normalerweise kommen etwa 50 Kunden am Tag, jetzt vielleicht noch die Hälfte." Und selbst die Bauarbeiter kämen nur selten.

Zum Schlecker-Markt kommen zwar auch weniger Leute zum Einkaufen, beklagen will sich Verkaufsstellenleiterin Birgit Wachtel jedoch nicht. "Die Einbußen sind nicht so schlimm. Die Ortsansässigen und Stammkunden kommen immer noch. Die Auswärtigen, die sonst mal schnell angehalten haben, die fehlen allerdings jetzt."

Andreas Fiedler, Vorsitzender des Vereins Bad Lauchstädter Board und gemeinsam mit seiner Frau Betreiber einer Physiotherapie-Praxis am Markt, will wissen, wieviel Kunden weniger es tatsächlich sind und hat eine Zählaktion ins Leben gerufen. "Ich habe mit allen, die am Markt ein Geschäft haben, persönlich gesprochen und Info-Blätter verteilt auf denen die Strichlisten geführt werden können. So dass wir am Ende ziemlich genau wissen, wieviele Leute zum Beispiel von auswärts ins Geschäft gekommen sind."

Die Zählaktion dauert bis zum 10. Dezember. Im kommenden Jahr, wenn die Bauarbeiten und damit auch das Umgehungsstraßen-Prinzip beendet sind, soll es eine zweite Aktion geben. "So dass wir einen Vergleich haben", erklärt Fiedler. "Und ich nehme an, dass viele zu dem Schluss kommen werden, dass eine Umgehungsstraße schädlich fürs Geschäft sein würde."

Das sieht Angelika Röhr schon jetzt so. Seit 1980 betreibt sie ihr Café: "Zeit zum Strichliste führen hatte ich noch nie."