Stille Einkaufsfreude bei Nova Eventis
Günthersdorf/MZ. - Eine fast schon gespenstische Ruhe war hier in den letzten beiden Stunden zu vernehmen. Erstmals blieb am Donnerstagabend das Einkaufszentrum in Günthersdorf bis 22 Uhr geöffnet. Möglich machte dies das neue Ladenschlussgesetz, welches das Land Sachsen-Anhalt kürzlich beschlossen hatte. Doch nur wenige hatten sich zum Nacht-Shopping in den riesigen Einkaufstempel verlaufen.
Die 18-jährige Ann-Katrin Martin aus Roßbach war mit ihrem Freund Steve Peller aus Lützen spontan nach Günthersdorf gefahren. Und die beiden genossen die Ruhe: "Das erlebt man in der Vorweihnachtszeit ja oft anders", so der 21-jährige Peller. "Ich finde es toll, dass wir uns jetzt auch noch zur später Stunde zum Spontaneinkauf entscheiden können", stimmte Ann-Katrin Martin zu.
Ein Ehepaar aus Mücheln ist gleichfalls von der Möglichkeit begeistert: "Für uns als selbständige Unternehmer ist es toll. Wir haben unter der Woche sonst kaum die Möglichkeit mal so wie heute Abend in Ruhe einzukaufen. Und am Wochenende ist immer das große Gedränge, gerade wenn es auf Weihnachten zugeht", begrüßten die beiden Geiseltaler die verlängerten Öffnungszeiten. Mit den Angestellten der Geschäfte haben sie aber auch mitleidvolles Verständnis: "Sie müssen jetzt länger ran. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, vor allem, wenn es so leer ist wie heute Abend."
In der Tat sind viele Händler nicht unbedingt zu hundert Prozent mit der neuen Regelung einverstanden. "Bis zehn Uhr einen Laden zu bewachen, halte ich für sinnlos", war einer der Geschäftsführer besonders verärgert. Seine harte Meinung fand nicht die direkte Zustimmung bei seinen Kollegen und Kolleginnen. Dennoch sehen wenige einen sonderlichen Nutzen darin, donnerstags und freitags bis 22 Uhr geöffnet zu haben. "Gerade der Donnerstag ist ohnehin schon der schwächste Tag", meinte etwa die Leiterin des Eiscafe Borsalino. Sie bereitete sich mit ihren Angestellten aber selbst einen angenehmen Abend. "Jeder hat heute in unserer Küche ein Gericht aus seiner Heimatregion in Italien gekocht. Das machen wir sonst nur zu Weihnachten und Silvester", nahm sie es mit Humor.
Martina Rothe, Mitarbeiterin im Blumengeschäft Mühe-Gartenbau sah ihren ersten "Nachtdienst" ähnlich gelassen. "So lange keine Kundschaft im Laden ist, kann ich schon mal Arbeiten erledigen, die morgen ohnehin angestanden hätten", erzählt die 23-jährige Floristin. Immerhin habe sie zu später Stunde doch einige Interessierte im Geschäft begrüßen können. "Da waren dann sogar recht außergewöhnliche Wünsche dabei", freute sich die Leipzigerin.
Centermanager Andres Kube meinte, dass sich die Verbraucher erst einmal an die neuen Zeiten gewöhnen müssen. "Das war der Auftakt zu einer Testphase. Letztendlich entscheidet der Kunde, ob wir dauerhaft diese Regelung beibehalten", will der 43-jährige nach dem zähen Anlauf nicht gleich kapitulieren. "Der lange Donnerstag hat sich seinerzeit auch erst durchsetzten müssen", bleibt er optimistisch, dass es im Laufe des Dezembers mehr Zuspruch geben wird.