Gerade mal 166 Euro pro Person Stadtführungen in Merseburg: Sind die Gruppentickets zu günstig?

Merseburg - Kann man hier nicht mehr rausholen? In Halle kostet eine Altstadtführung 8 Euro pro Person. In Merseburg zahlt man für 90 Minuten Eintauchen in die Geschichte gerade mal die Hälfte. An jedem Samstag bieten die Stadtführer die Führung „Erlebnis Merseburg“ an, die zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie Dom und Schloss, Ständehaus und Krummes Tor, Altes Rathaus, Entenplan und Stadtkirche führt. Dabei wechseln sich die elf Stadtführer ab.
1,66 Euro für Fürhung durch Merseburg: verkauft sich die Stadt unter Wert?
Buchen Gruppen eine klassische Führung durch die Stadt der Zaubersprüche wird das Ganze noch billiger: Bis zu einer Anzahl von 30 Personen kostet die klassische Stadtführung nur 50 Euro. Bei 30 Personen zahlt also jeder nur 1,66 Euro. Ein echtes Schnäppchen für die Touristen. Aber verkauft sich Merseburg damit nicht unter Wert? Zumal bei jeder Führung auch 25 Euro Aufwandsentschädigung für den jeweiligen Stadtführer abgehen. Bei den Preisen für die Gruppenführung würden die Leute ja schon drüber lachen, sagte eine Stadtführerin.
„Wir alle machen hochwertige Führungen“, gibt Lieselotte Witte zu bedenken. Man habe dafür eine Ausbildung gemacht, sich ständig weitergebildet. „Fast jeder von uns hat auch sein eigenes Kostüm“, erzählt Thomas Schültke, der als Mönch Thomasius seiner Freizeitbeschäftigung nachgeht und Gästen seine Stadt zeigt.
Bei Führungen werden auch Anekdoten erzählt
Christel Tippelt sieht man um die Osterzeit als Eierfrau oder ansonsten als Lampenrese. Lutz Brückner ist als Nächtwächter unterwegs und Angela Biemann als Stadthauptmann. Und hier werden nicht einfach nur Geschichtszahlen heruntergebetet, es gibt immer auch Anekdötchen aus der Stadtgeschichte zu hören.
Zum Beispiel wenn es darum geht, woher die Ölgrube ihren Namen hat. Dass es nämlich nichts mit Ölfunden, sondern mit den Aalen in den Gruben der Fischhändler zu tun hatte. Da der Merseburger seine eigene Aussprache hat, waren es natürlich „Eelgruben“, woraus dann Ölgrube wurde. Die Rabensage spielt natürlich ebenso eine Rolle, wie die Geschichte vom armen Offizier, der am Nikolaustag des Jahres 1757 tot im Franzosenbrunnen aufgefunden wurde.
Und dass die Bewacher des Neumarkttores häufig so tief ins Glas schauten, dass sie nicht zum Dienst erscheinen konnten, erfährt man auch. „Wir merken, dass die Touristen Geschichte lieber auf unterhaltsame Weise erleben und wollen das rüberbringen“, sagt Thomas Schültke.
Sie machten ihre Arbeit sehr gern für die Stadt. „Aber 1,66 Euro manchmal für eine Führung?, fragt Lieselotte Witte. Für alles mögliche hätte die Stadt die Gebühren erhöht. „Vielleicht sollten auch die Stadtführungen zu anderen Preisen angeboten werden.“ (mz)