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Urnengemeinschaftsanlage auf Stadtfriedhof Stadtfriedhof Merseburg: Niemand soll vergessen sein keine namenlosen Bestattungen mehr

Von Undine Freyberg 24.11.2016, 10:45
Steinmetzmeister Andreas Eiman (r.) und sein Mitarbeiter Markus Buchmann setzen die erste Stele.
Steinmetzmeister Andreas Eiman (r.) und sein Mitarbeiter Markus Buchmann setzen die erste Stele. Peter Wölk

Merseburg - Vorbei die Zeit namenloser Bestattungen auf kirchlichen Friedhöfen der Stadt Merseburg. Der Grund dafür: Die evangelische Landeskirche hatte zum Juni 2016 die Satzung für Bestattungen geändert, und dieses neue Landeskirchenrecht wird nun umgesetzt. An der Urnengemeinschaftsanlage auf dem Merseburger Stadtfriedhof wurde jetzt die erste Stele aufgestellt, auf der die Namen der Verstorbenen eingraviert sind.

„Unsere Landeskirche hatte ein Umsteuern beschlossen was Bestattungen angeht“, sagt Dompfarrer Martin Eberle. „Die Namen der Verstorbenen sollen nicht vergessen werden. In der christlichen und biblischen Tradition heißt es zwar, der Name ist bei Gott im Himmel aufgeschrieben.“ Doch selbst wenn auf der Erde niemand mehr sei, der sich erinnern könnte, sollte der Name für andere sichtbar sein.

Preiswerter als eine andere Grabstelle

„Manche Menschen wählen ja die Urnengemeinschaftsanlage, weil sie niemandem zur Last fallen möchten und weil es preiswerter ist, als eine andere Grabstelle“, sagt Heike Ebel-Rehhahn von der Friedhofsverwaltung. Nur aus diesem Grund hätten viele damit auch in Kauf genommen, dass der Name des Verstorbenen nicht genannt wird. „Jetzt ist alles anders, die Namen werden genannt und die Nennung auf der Stele ist im Preis inbegriffen.“ Es sei zudem spürbar, dass den Menschen die Nennung des Namens wichtig ist. „Wir haben jetzt schon Nachfragen von Angehörigen, die wissen möchten, ob das auch noch für Verstorbene möglich ist, die bereits im vergangenen Jahr gestorben sind.“ Derzeit gebe es hierfür keine Pläne.

Auf dem Merseburger Stadtfriedhof gibt es rund 1.500 belegte Grabstellen auf der Urnengemeinschaftsanlage. Seit Juni ist die Namensnennung Pflicht. Auf der ersten Stele wurden deshalb die Namen von zwölf seit Juni Verstorbenen eingraviert zuzüglich ihres Geburts- und Sterbejahres. An der Stele haben Freunde und Angehörige auch die Möglichkeit Blumen abzulegen oder Grablichte aufzustellen. Die Stele wird für die Dauer der Ruhezeit dort stehen. Da es auf dem Stadtfriedhof auch die neue Bestattungsform der Wiesengräber gibt, die sehr gut angenommen wird, war die Zahl von Bestattungen auf der Urnengemeinschaftsanlage nach Aussage von Dompfarrer Martin Eberle gesunken.

Kosten für ein Urnenwahlgrab

Auf dem städtischen Zentralfriedhof, der ebenfalls eine Urnengemeinschaftsanlage hat, gibt es keine Bestrebungen, die Namensnennung einzuführen. „Dann bräuchten wir doch die ganzen anderen Grabformen gar nicht mehr. Deshalb machen wir für die Urnengemeinschaftsanlage auch keine besondere Werbung“, sagte Wolfgang Däne vom Grünflächenamt der Stadt gegenüber der MZ. Die evangelische Kirche hatte im Frühjahr die Bestattungsgebühren für die Friedhöfe St. Maximi (Stadtfriedhof) und St. Thomae deutlich angehoben.

Die Kosten für ein Urnenwahlgrab wurden von 761 Euro auf 832 Euro erhöht. Ein Einzelwahlgrab kostet jetzt 1.735 statt bisher 1.014 Euro. Ein Doppelwahlgrab hat sich um 413 Euro auf 2.776 Euro verteuert. Grabstätten in einer Urnengemeinschaftsanlage, die bisher 428 Euro kosteten, kosten jetzt 926 Euro. Die Preise bei der Stadt haben sich nicht verändert und sind damit günstiger. (mz)