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Splitter Splitter: Viel Spektakel

06.09.2009, 17:14

Halle/MZ. - In der Domstraße drehte Dietmar Eger seine 20er Notenbandorgel mit ihren sieben Registern und spielte die Toselli-Serenade und lud immer wieder Flanierende zum Mitdrehen an der Kurbel ein. Als Kind sei er so von den damals gebräuchlichen Karussellorgeln auf dem Jahrmarkt fasziniert gewesen, das er diese immer selbst mit gedreht habe. "Da gab es dann manchmal auch vom Besitzer eine Freifahrt", erinnerte er sich. Der Sebnitzer war seit 30 Jahren das erste Mal wieder in Merseburg und hatte sich vor dem Zauberfest schon den Dom angeschaut. "Einfach wunderbar!", sagt er. Das Schloss wollte er am Sonntag erkunden.

Zum Buchverkauf fanden sich viele Besucher in der Willi-Sitte Galerie ein. Autoren stellten auch Ausschnitte aus Werken vor. Der Merseburger Nils Wiesner las dabei aus seinem historischen Buch "Das Raunen der Runen", in dem zwei Schwestern als Geister durch die Zeiten irrlichtern und die Merseburger Geschichte bis zur Entdeckung der Zaubersprüche 1841 Revue passieren lassen.

Im Kunsthaus "Tiefer Keller" war der Karikaturist Achim Jordan nicht zu bremsen. Als Schnellzeichner konterfeite er in den Ausstellungsräumen, wo gerade ein Schau mit seinen Werken zu sehen ist, in zwei bis drei Minuten unentwegt die Besucher wie Rita Keller und Hannelore Götze. Und er ließ dabei lockere Sprüche vom Stapel. "Als es Haare gab, haben Sie zehn Mal hier gerufen", meint er zu einer Dame mit Wuschelkopf. Die lachte und nahm es heiter. Auch Merseburgs Bürgermeisterin Barbara Kaaden ließ sich abbilden.

Im Atelier neben dem "Tiefen Keller" waren die beiden Künstler Kai Viehweger und Irene Buchanan dabei, mit Besuchern unter anderem Lineolschnitte und Tuschzeichnungen mit Merseburger Motiven zu fertigen. Sie luden andere zum Mittun ein.

Am Spielplatz auf dem Weg zur Oelgrube hatten die "Lützower Jäger" aus Leuna ein Zelt aufgebaut. Dort zeigte die uniformierte Truppe um Peter Muchau Zinnfiguren und Bücher zur Historie aus napoleonischer Zeit. Die beiden Haflinger Peggy und Hanni wurden ständig von Kindern in Beschlag genommen, die auf den Pferden kleine Runden drehten. In Abständen böllerten die Leunaer mit ihrer 64-Millimeter-Vorderladerkanone ohrenbetäubendes Krachen in die Luft, so dass sich alle schreckhaft die Ohren zuhalten mussten, und die Rauchwolken kräuselten sich.

Damit der Regen nicht ihre wertvollen Instrumente zerstört, mussten die Drehorgelspieler leider das traditionelle Aborgeln auf dem Entenplan zum Abschluss des 13. Drehorgelfestes nach etwas mehr als 30 Minuten abbrechen. Der bis dahin rappelvolle Entenplan, leerte sich aufgrund des Regengusses blitzschnell. Nur etwa 70 Zuschauer waren dann beim abendlichen Live-Konzert der "Two Riders", die übrigens auch die Marathon-Hymne "Wir sind Marathon" geschrieben haben, dabei. "Das macht uns nichts aus", lächelte Gitarrist Thomas Fahnert. "Am Mittag haben wir an der Goitsche gespielt - da war es so stürmisch, da war überhaupt niemand, der zugehört hat."

Mehr als 400 Besucher waren zu den Präsentationen rund um die Zaubersprüche in den Dom gekommen. "Das Singen der Zaubersprüche war besonders schön", sagte Domführerin Beate Tippelt. "Das werden wir wiederholen." Etwas sehr Seltenes und Stimmungsvolles gab es ab 21 Uhr zu erleben: Der Dom war lediglich mit Kerzen erleuchtet und es erklangen gregorianische Gesänge. Um 22 Uhr fand sich dann ein kleiner Kreis zu den Horen-Gesängen zusammen.