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Spaziergang durch viele andere Kulturen

Von Marion Rohland 21.12.2007, 18:12

Querfurt/MZ. - Suchender Blick über den leeren Schulhof. Es ist kurz vor acht Uhr. "Wo findet denn hier die Projektpräsentation statt?", rätsele ich. "Kommen Sie einfach mit. Da will ich auch hin, sagt Antje van Hatten.

Sie ist Französischlehrerin am Querfurter Gymnasium und hastet mit einem CD-Spieler unter dem Arm in Richtung Speiseraum. Der quillt schon über: von Lehrern und Schülern aus vier sechsten und drei siebten Klassen. Sie alle warten auf den Beginn der Abschlusspräsentation zum jährlichen fächerübergreifenden Schulprojekt "Zusammenleben in anderen Kulturen". Die "Sechsten" nehmen es gelassen, sie sind die Gäste. Die Siebtklässler sind nervös, laufen hin und her, schleppen noch Requisiten.

In der Mitte des Saals steht Steffen Rahaus, stellvertretender Schulleiter, dahinter die Kameratechnik vom offenen Kanal Merseburg. Dort wird am Ende das Ereignis auf CD gebrannt und verschickt. Unter anderem auch an den Sänger Peter Maffay. Seine musikalisch-menschliche Botschaft "One Love...for children of the world" - "Liebe...für die Kinder dieser Welt" machen sich die Schüler als Chor zu eigen, eröffnen und beenden damit das Programm. Schulleiter Dr. Hans-Jörg Däumer begrüßt Bürgermeister Peter Kunert, bevor er anerkennende Worte für die Leistungen der am Projekt beteiligten Schüler, Pädagogen und Helfer in den vergangenen drei Tagen findet.

Von Montag bis Mittwoch dieser letzten Schulwoche im auslaufenden Jahr nahmen sich diese nämlich nichts geringes vor als einen Blick auf die so unendlich verschiedenen Weltkulturen unseres Planeten. Am Ende gibt es dadurch einen besonders lebendigen Anschauungsunterricht aus den Fächern Geografie, Deutsch, Englisch, Russisch, Französisch - und erstmalig - Musik. Die sprachlichen Präsentationen sind nicht nur beliebt, sie sollen den Sechstklässlern bewusst Orientierung gegeben für die Kurse in der nächsten Klassenstufe.

Es folgen gut neunzig Minuten Länderkunde und Wertevermittlung: via Landkarte, Rollenspiel, Gesang, Fakten, einem Hörspiel - engagiert und gut gemacht - und einer meterlangen Wäscheleine voll mit Länderinformationen und Bildern. Und wider allen Pisastudien gilt: Schule funktioniert doch! Und scheinbar am Besten, wenn sie von Schülern selbst gemacht wird.

So ist es überhaupt kein Problem, als eine Siebtklässlerin den Sechst-klässlern die russischen Zahlen abfragt und ein ganzer Saal gehorsam nachplappert. Auch erlebt man, dass Schüler noch lachen können, beispielsweise über ihre eigenen Vorurteile, Etwa dem, dass eine ausländische Mitschülerin grundsätzlich der deutschen Sprache weniger mächtig sein muss, als man selbst. Gekonnt in Szene gesetzt mit einem Rollenspiel. Bleibt zu hoffen, dass diese Botschaft in den Köpfen der Kinder weiterlebt, auch wenn aus ihnen erwachsene Denker geworden sind.

Während in dem einen Schulteil fröhliche Wissensvermittlung und Kultur angesagt sind, gibt es im anderen den prallen letzten Schultag der zwölften Klassen vor ihren letzten Weihnachtsferien: mit Nikolausmütze, Engelshemd und anderen Figuren dieser bunten Welt. Beides - das eigene Leben und die Wahrnehmung dieser Welt durch junge Menschen - hatte an diesem Tag seine Berechtigung.