Sicherheit bei Veranstaltungen Sicherheit bei Veranstaltungen in Merseburg: Enrico Stahl ist mehr als ein Türsteher

Merseburg - Es ist Montagabend. Im Ratskeller Merseburg kann in den Mai getanzt werden. Hier lädt Gastronom Ingolf Kresinsky zur „Merseburger Schlagerparty“ ein. Höhepunkt des Abends wird der Auftritt eines Wolfgang-Petry-Doubles. Da erwartet der Chef ein volles Haus.
Ab 20 Uhr ist Einlass. Das ist auch der Arbeitsbeginn von Enrico Stahl. Der Mitarbeiter der Firma Save Security aus Halle ist für die Sicherheit zuständig. Noch ist wenig los. Es bleibt Zeit für ein kleines Schwätzchen. Der Hallenser erzählt, dass er seit drei Jahren in der Branche arbeitet, allerdings nur im Nebenjob. Tagsüber ist der 30-Jährige als Zimmermann tätig. Der Sicherheitsdienst-Job ist für ihn die Chance, sich zu seinem Lohn noch etwas dazuzuverdienen.
Thaiboxen ist die große Leidenschaft von Enrico Stahl
Kampfsport, speziell Thaiboxen, ist die große Leidenschaft von Enrico Stahl und für ihn gleichzeitig ein wichtiger Ausgleich zur Arbeit. Sein Trainer gab ihm damals den Tipp, sich doch bei der Sicherheitsfirma zu bewerben. Das hat der Hallenser bis heute nicht bereut. Seine Aufgaben seien vielfältig, begründet er das.
Beim Fußballspiel im halleschen Stadion werde er ebenso eingesetzt wie bei einem Konzert der Toten Hosen oder einem Abend mit Mario Barth, bei Festivals wie den „Sommernachtsträumen“ in Mücheln oder jüngst in der halleschen Oper, als das Comedy-Gespann „Elsterglanz“ zu Gast war. „Man trifft ganz viele tolle Leute, und man kommt in ganz Sachsen-Anhalt und bis nach Leipzig herum“, erzählt er, zückt sein Handy und zeigt ein wenig stolz seine Erinnerungsfotos mit einigen Promis. Mit dem einen oder anderen komme man als Personenschützer nämlich auch in Kontakt, ist zu erfahren.
Kleinere Veranstaltungen wie im halleschen „Club No 12“ gehörten zu seinen Aufträgen dazu, aber auch große Höhepunkte mit mehreren tausend Besuchern wie das alljährliche Laternenfest auf der halleschen Peißnitz. Bei einigen Aufträgen wie im Merseburger Ratskeller sei er allein unterwegs, bei anderen Teil eines großen Teams. Der Job sei vielseitig und schön, fasst Enrico Stahl zusammen. Er habe aber auch seine schlechten Seiten, weshalb seine Mutter immer Angst um ihn habe. Ihm selbst sei noch nie etwas passiert, aber Kollegen von ihm schon.
Enrico Stahl: „Ich achte generell auf die Hände und auf die Augen“
Denn es gehe in seinem Arbeitsalltag nicht nur um Einlasskontrollen, Stempel verteilen oder in die Taschen gucken. Er rede vielmehr von den Leuten, die auf Krawall gebürstet sind und meist zuvor ein paar Bierchen zu viel hatten. „Ich achte generell auf die Hände und auf die Augen“, verrät der Sicherheitsmann. Er müsse seine Augen quasi überall haben und seine Nerven zusammenhalten. Werde jemand aggressiv, versuche er zu deeskalieren. „Es bringt nichts, mitzuschreien“, erklärt Enrico Stahl seine Taktik. „Ich versuche dann denjenigen abzulenken. Er soll runterkommen.
Das geht am besten, wenn man fair und freundlich ist“, so seine Erfahrung. Klar funktioniere das nicht immer. Dann helfe ihm seine langjährige Erfahrung im Kampfsport und sein Wissen um Selbstverteidigung. Fit müsse man in seinem Job schon sein. Doch wenn er eingreifen müsse, handele es sich meist um medizinische Notfälle. Dann leiste er Erste Hilfe, rufe die Rettung und müsse sich leider auch immer öfter um Gaffer kümmern, die Fotos und Videos machen, anstatt zu helfen.
Der 30-Jährige hat als Sicherheitsmann schon viel erlebt. So mancher Angetrunkene hat ihm an der Tür zu einem Lokal ungefragt seine Lebensgeschichte erzählt. Vor diesem Job hätte er auch nie gedacht, dass Frauen wie Furien aufeinander los gehen können. Doch er wurde Zeuge von solchen Vorfällen. Andersherum erlebte er Frauen, die ihm ungefragt ihre Telefonnummern zugesteckt haben.
Zeit, um selber in Clubs zu gehen, bleibe trotz der Hauptarbeitszeiten nachts und an Wochenenden, versichert der Hallenser. Beim Aufstellen des Dienstplans würden seine Wünsche berücksichtigt. Dennoch sei es nicht einfach, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, gibt der Vater einer fünfjährigen Tochter zu. Auch Samstagnacht endet seine Schicht erst um 4 Uhr. Immerhin bleibt alles ruhig. Jeder Besucher genießt die Veranstaltung. Es wird bis zum Ende friedlich gefeiert.
So hat es sich Ingolf Kresinsky gewünscht. Warum er Security gebucht hat? „Es geht um die Sicherheit der Gäste. Da muss man schon am Einlass gucken, wer rein möchte. Und wenn es doch mal zu einer Auseinandersetzung kommt, muss jemand die Parteien trennen“, begründet er. Schließlich sollen die Besucher nicht angemacht oder angepöbelt werden, sondern einen schönen Abend verbringen und sich gut aufgehoben fühlen. Alles andere würde dem Image der Veranstaltung schaden. Wichtig sei aber, dass die Security bis zu einem gewissen Maß lieb und nett sei. „Denn der Gast ist König.“ (mz)

