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Seit mehr als 30 Jahren fast nur im stillen Kämmerlein

Von UNDINE FREYBERG 06.04.2009, 16:09

MERSEBURG/MZ. - Alle lachten und setzten sich fröhlich wieder.

So oder zumindest so ähnlich ist es einmal im Monat, wenn die Meuschauer Sängerinnen und Sänger zusammenkommen, und das tun sie mittlerweile schon seit mehr als 30 Jahren.

Horst Güttel (78) weiß noch ziemlich genau wie alles anfing. "1975 hatte meine Frau Gudrun Aushänge gemacht. Wir wollten so etwas ähnliches auf die Beine stellen wie bei 'Alles singt', der berühmten Sendung im DDR-Fernsehen." Auch sie hatten sich einen vollen Saal mit Sängern gewünscht und damals ins Kulturhaus "Eiche" nach Meuschau eingeladen. Doch gekommen sind leider nur 25 Leute - fast alles Ehepaare. Und die meisten sind heute noch dabei - wie zum Beispiel Doris (64) und Waldemar Böttcher (66), Eva Sperber (75) oder Dorothea Petzold, die mit ihren 82 Lenzen die "Alterspräsidentin" der Truppe ist. "Früher hat auch mein Mann mitgesungen", erzählt sie. Doch Rolf Petzold, der von 1970 bis 1982 Bürgermeister von Meuschau war, ist 1992 gestorben.

Ein herber Schlag war es für die Gruppe auch, als 2003 der Mann starb, der alles zusammenhielt und die Sänger auch auf seinem Akkordeon begleitete: Eberhard Meister, der 1993 die Ehrennadel des deutschen Sängerbundes für sein Engagement bekommen hatte. "Wir wussten damals nicht aus noch ein", erinnert sich Doris. "Es war einfach keiner mehr da, der uns begleiten konnte und die Gruppe drohte auseinander zu fallen." Bis ihr 2003 bei einer Probe der Domkantorei eine Sangesschwester ein Foto zeigte und sagte: "Schau mal, die mit dem Akkordeon, das bin ich." Schon wenig später gehörten Irene Petschick (76) und ihr Akkordeon ebenso dazu wie Ehemann Ulrich Petschick.

Die Gruppe, die, nach dem eigenen Namen gefragt, etwas überlegen muss und dann den Titel "Singegemeinschaft Meuschau" nennt, singt so ziemlich alles - Frühlingslieder, Jagdlieder, Volkslieder, Trinklieder und Lieder von Herbert Roth. Das Meuschauer Heimatlied "Wo die Aue träumt" von 1950 gehört ebenso dazu wie "An der Saale hellem Strande", "Mein Vater war ein Wandersmann" oder auch volkstümliche Lieder.

"Sie haben mich sogar dazu gebracht, dass ich den 'Holzmichl' spiele und auch mitsinge", lacht Irene Petschick, die keinen anderen Chor kennt, der fast nur aus Ehepaaren - im Augenblick sind es zehn plus drei Singles - besteht.

Im Laufe der Jahre haben die Liederbücher der Gruppe Rekordmaße angenommen, und trotzdem - zu einem öffentlichen Auftritt wird man die Gruppe nicht bewegen können. "Wir singen nur für uns - aus Spaß an der Freude", erzählt Bärbel Köder (65). "Wir singen vielleicht mal, wenn jemand einen runden Geburtstag oder ein Jubiläum feiert, aber zum Heimatfest unter freiem Himmel auftreten? Das würde gar nicht klingen. Wir singen nur einstimmig und haben auch gar keine Technik für solche Auftritte." Am Tag nach einem Gesangabend, der manchmal bis weit nach 23 Uhr dauere, fühlten sich alle beschwingt und unheimlich gut gelaunt, strahlt Bärbel Köder. Und bevor alle wieder gemeinsam zu singen beginnen, meint Horst Güttel noch: "Wer bei uns mitmachen möchte, ist herzlich willkommen."

Nächstes Treffen der Singegemeinschaft am 8. Mai um 19.30 Uhr