1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Sechs Jahre im Dornröschenschlaf

Sechs Jahre im Dornröschenschlaf

Von UNDINE FREYBERG 17.01.2010, 16:17

MERSEBURG/MZ. - Ganz genau schaut Organist Andreas Marquardt immer wieder in den "Rückspiegel" über sich auf die Tempoanweisungen von Kantor Stefan Mücksch, denn das sanfte Orchestervorspiel hat viele Pausen, die Töne müssen exakt sitzen. Schließt man die Augen, könnte es genauso gut eine Filmmusik sein. Die Melodie lässt im Kopf beinahe Bilder einer wunderschönen grünen Landschaft im Sonnenaufgang erscheinen.

Kaum zu glauben, dass diese Kantate erst einen sechsjährigen Dornröschenschlaf hinter sich bringen musste, bevor sie am Sonntagabend beim Neujahrskonzert in St. Maximi neben anderen Werken und beinahe in der gleichen Besetzung wie damals wieder aufgeführt werden konnte.

"Das lag daran, dass wir nur handschriftliche Noten hatten, was Orchestermusiker meist nicht so mögen", lächelt Komponist Christian Quinque, dessen Kantate im Januar 2004 in der Stadtkirche uraufgeführt wurde. Der 26-Jährige, der 1998 Cantiamo mitbegründet hat, hatte sie 2003 geschrieben, nachdem Stefan Mücksch ihm gesagt hatte, dass er im Januar 2004 neben der fünften Kantate aus Bachs Weihnachtsoratorium auch gern ein Stück von ihm aufführen würde. "'Mach dir doch mal Gedanken' hatte er damals gesagt", erinnert sich Quinque, der sich als neunjähriger autodidaktisch Klavier beigebracht hatte. "Ich hab' irgendwann mal ein Keyboard zu Weihnachten bekommen und konnte dann einfach nicht mehr davon lassen." Erst mit 15 Jahren habe er dann richtigen Klavierunterricht bekommen. "Mit 16 habe ich dann bei Stefan Mücksch Orgelunterricht genommen."

Und obwohl er sich in der Schule noch eine "5" im Notendiktat eingefangen habe, seien Noten und das Komponieren immer mehr zu seiner Leidenschaft geworden. Dabei hat ihm die Chorarbeit in der Domkantorei und dann bei Cantiamo sehr geholfen. "Denn bei uns in der Familie spielt niemand ein Instrument. Ich falle da etwas aus dem Rahmen", erzählt Christian Quinque, der in Leipzig Musik und Russisch auf Lehramt studiert.

Die Texte seiner "Neujahrskantate", die er seinen Eltern Isolde und Lutz Quinque gewidmet hat und die nun endlich vom Leipziger Martin-Krämer-Verlag gedruckt wurde, sind eine Zusammenstellung von Worten des Neuen Testaments, von Texten aus dem evangelischen Gesangbuch wie auch freier Dichtung. Der Choral "Der Morgenstern ist aufgedrungen" taucht als eine Art Leitmotiv mehrfach auf.

Christian Quinque, der immer wieder kleine Klavierstücke und Chorsätze komponiert, bekam am Sonntagabend unheimlich viel Beifall für seine Kantate. Und er hat auch schon wieder etwas Neues vor. "Ich würde gern mal eine Adventsvesper komponieren. Die Ideen und Texte dafür habe ich schon in der Schublade", verrät er der MZ. "Allerdings mit den Noten wird das wohl noch etwas dauern."