Schlaflose Nächte und neue Reiseziele
Merseburg/MZ. - Sie sind gerade dabei Ihr Büro auszuräumen. Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Heuer: Ich gehe ohne Wehmut. Der Abschied aus dem Amt war lange geplant und ich habe mich innerlich auf die Zeit danach eingestellt. Ohnehin musste ich in den vergangenen Wochen aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten.
So ganz werden Sie sich aus der Kommunalpolitik nicht zurückziehen, denn Sie haben ein Mandat im Kreistag gewonnen.
Heuer: Dieses Mandat werde ich auch annehmen, allerdings strebe ich keine Funktion im Kreistag an. Das will ich dem neuen Landrat Frank Bannert ersparen. Aber ich hoffe, dass ich der SPD-Fraktion behilflich sein kann. Ich erwarte, dass der neue Kreistag ein klares Zeichen für den Erhalt vor allem von Kultur im Saalekreis setzt. Das Geld dafür ist sicher da.
Wenn Sie zurückdenken, gab es jemals einen Moment in Ihrer Amtszeit, an dem Sie am liebsten alles hingeschmissen hätten?
Heuer: Nein. Aber es gab natürlich schwere Entscheidungen. Als in unserem Landkreis ein BSE-Fall auftrat, hat mir das schlaflose Nächte beschert. Denn ich musste die Tötungsanordnung für tausend Tiere unterschreiben. Es war die aufregendste Entscheidung im negativen Sinn meiner gesamten Amtszeit.
Bei der Betreuung der Langzeitarbeitslosen stand der Kreis in der Kritik. Haben Sie die Entscheidung für den Eigenbetrieb bereut?
Heuer: Nein, ich stehe nach wie vor zum Optionsmodell und die guten Vermittlungsergebnisse geben uns da recht. Aber eine Zeit lang sind die Beschwerden über den Eigenbetrieb was die Bescheide betrifft nicht abgerissen. Ich habe mich schließlich persönlich um die Probleme gekümmert - die Sache war einfach zu wichtig. Und mittlerweile kommen fast keine Briefe mehr mit Klagen über die Situation im Eigenbetrieb. Das Krisenmanagement war also erfolgreich.
Sie sind bei der letzten Kommunalwahl nicht mehr angetreten als Landrat, haben sich aber auch aus dem Wahlkampf weitestgehend herausgehalten. Warum?
Heuer: Das war eine bewusste Entscheidung mich zurückzuhalten, auch wenn der Wahlkampf manchmal zwiespältige Gefühle in mir ausgelöst hat. Dass es am Ende so knapp wird, konnte niemand ahnen. Das Landratsamt ist bei Frank Bannert (CDU) in sehr guten Händen. Ich würde mir aber wünschen, dass Steffen Eichner sein erster Beigeordneter wird. Das wünsche ich mir aus persönlichen Gründen, aber auch, weil die SPD nach dem knappen Wahlausgang diesen Posten verdient hat.
Die "große Koalition" im Kreistag zwischen CDU und SPD hat Ihnen die Arbeit sicherlich erleichtert...
Heuer: Natürlich hat sie das. Obwohl es da nie etwas Schriftliches gegeben hat. Diese Zusammenarbeit war gewollt, ein Stück weit ist sie aber auch zufällig entstanden. Im Gegensatz zur Linkspartei oder der FDP hatten CDU und SPD immer Vertrauen in die Arbeit der Verwaltung.
Nicht erst in den vergangen Monaten hat Sie die umfangreiche Vorbereitung der Kreisfusion beschäftigt. Ist alles für den Termin 1. Juli getan?
Heuer: Alles was vorbereitet werden konnte, wurde auch vorbereitet. So weiß jeder Mitarbeiter, wo er künftig eingesetzt wird. Wir haben keine Diskrepanzen zwischen Aufgabe und Bezahlung. Und abgesehen von der Zahl der Beigeordneten stehen auch alle Strukturen für die neue Kreisverwaltung. Hier konnten wir auf die Fusionserfahrungen zwischen Merseburg und Querfurt aus dem Jahr 1994 zurückgreifen.
Die Erklärung zur Fusion von Merseburg-Querfurt und Saalkreis kamen vor gut zwei Jahren sehr plötzlich, war das ein so spontaner Vorgang?
Heuer: Zurückschauend muss ich sagen, dass die Gespräche mir Saalkreis-Landrat Knut Bichoel über die Fusion zunächst schleppend liefen. Ich hatte den Eindruck, dass Bichoel lange Zeit einen Großkreis mit Halle im Auge hatte. Erst als die kreisübergreifende Einheitsgemeinde Schkopau ein Thema wurde, wurden auch die Gespräche mit dem Saalkreis konkreter und dann ging es wirklich schnell.
Geben Sie der Initiative für einen neuen Kreisnamen eine Chance, wie sie Querfurts Bürgermeister Peter Kunert oder Merseburgs Oberbürgermeister Reinhard Rumprecht ins Gespräch gebracht haben?
Heuer: Ich glaube nicht, dass derartige Vorstöße Erfolg haben werden. Die nötige Zweidrittelmehrheit wird sicher nicht zusammenkommen. Der Name Saalekreis ist ein guter Kompromiss. Merseburg mit in den Namen zu nehmen halte ich politisch für unklug.
Sie galten immer als ein Politiker, der wenig Aufhebens über sich macht, der bescheiden ist. Hatten Sie jemals Ambitionen beispielsweise auf ein Ministeramt in Magdeburg?
Heuer: Ich wollte immer hier in Merseburg bleiben. Gerade dieser Kreis hat mit seiner Geschichte und seiner Industrie einen großen Reiz auf mich ausgeübt. Fort von hier wollte ich nie. Mir war immer wichtig, Politik für die Menschen zu machen. Hier hat mich gerade meine Zeit in den Leuna-Werken geformt und geprägt.
Viel wird derzeit über länderübergreifende Zusammenarbeit gesprochen, das Thema Sparkasse ist da nur eines unter vielen. Wie stehen Sie dazu?
Heuer: Eine neue Sparkasse, die sich über den künftigen Saalekreis, die Städte Halle und Leipzig mit seinem Umland ausdehnt halte ich für wenig sinnvoll. Dennoch muss die Politik mehr über Landesgrenzen hinweg zusammenarbeiten, auch die Kommunalpolitik. Letztendlich halte ich die Idee eines neuen großen Bundeslandes, bestehend aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für charmant und befürworte eine entsprechende Entwicklung. Vor allem für die Wirtschaft wäre das ein großer Fortschritt, das höre ich oft von Unternehmen.
Ihre 10-Stunden-Tage haben nun ein Ende, Sie haben künftig viel Freizeit. Was werden Sie machen?
Heuer: Ich interessiere mich für regionale Geschichte und werde viel lesen. Meine Frau und ich wollen verreisen. Wir wollen in die europäischen Metropolen fahren. Und ich werde mich meinem Hobby widmen - der Gartenarbeit.