Sanierung in Bad Lauchstädt Sanierung in Bad Lauchstädt: Kursaal-Dach bald in neuem Glanze

Bad Lauchstädt/MZ - Festliche Anlässe hat der historische Kursaal in Bad Lauchstädt in seiner mehr als 200-jährigen Geschichte zur Genüge erlebt. Eigentlich könnten schon bald wieder die Sektkorken knallen, denn in wenigen Wochen ist die Dachsanierung an dem prächtigen Bau des Kuranlagen-Ensembles abgeschlossen. Zum Feiern ist jedoch keinem zumute, denn nach diesem Abschluss werden die weiteren Arbeiten wohl vorerst ruhen. Ursache dafür ist die unklare Finanzierung der grundhaften Sanierung der Innenräume des Hauses.
Mit großen Schritten läuft Jens Reile am Mittwoch über den Mansarddachboden des Kursaals. Der Holzboden ist komplett entfernt. Seine Füße setzt er abwechselnd auf die übriggebliebenen Holzbalken, die zur Tragekonstruktion der Saaldecke gehören. „Der Dachstuhl war von Nagekäfern und holzzerstörenden Pilzen befallen“, erklärt der Architekt, laut dem zwei Drittel der Holzkonstruktion ausgetauscht werden mussten.
In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde sei es möglich gewesen, an mehreren Stellen Stahlelemente einzuziehen, die nicht nur die lediglich eingehängte Decke, sondern den gesamten Dachstuhl später stützen sollen. „Rein optisch wird man dieses Stahlkorsett aber nicht wahrnehmen“, verspricht Reile. „Aber das ist schon ein Weg, den man bei solchen Gebäuden sonst nicht geht.“ Zu 80 Prozent sei der Stahl montiert. In zwei Wochen könne man sich dann auf die eigentliche Dachreparatur konzentrieren. Wie es danach mit dem Kursaal weitergeht, steht in den Sternen.
Weil der Dachstuhl einsturzgefährdet war, wurde der Kursaal im Oktober 2011 gesperrt und eine Notfallsanierung vom Land in Auftrag gegeben. Dieses fast eine Million Euro teure Konzept umfasst aber nur die Sicherung des Daches. Für die großen Neubau-, Unterhaltungs- und Erweiterungsvorhaben wurde aus Kostengründen hingegen noch kein Planungsauftrag vergeben, wie Rotraud Schulze, Sprecherin im Magdeburger Finanzministerium, erklärte. Der Knackpunkt sind die immensen Kosten für den Ausbau des Dachgeschosses, die Erneuerung der Haustechnik und die Modernisierung des Brandschutzes, die laut Ministeriumsangaben bei über 3,6 Millionen Euro liegen sollen.
In Zeiten eines rigorosen Sparkurses der Landesregierung hat die Kursaal-Sanierung damit aktuell schlechte Karten. „Die Finanzierung erfolgt grundsätzlich im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel nach Prioritäten“, sagte Schulze. An welcher Stelle der Kursaal angesichts weiterer geplanter Groß-Investitionen im Land liegt, war nicht herauszukriegen.
Dass es im Kursaal nicht weitergeht, wird vor allem den Kuranlagen-Chef René Schmidt schmerzen. Der hatte immer wieder betont, wie wichtig das Gebäude aus dem Jahr 1776 neben dem Goethe-Theater aus finanzieller Sicht ist. Denn laut Schmidt gingen der Kuranlagen-GmbH allein in der vergangenen Saison rund 80 000 Euro verloren, weil der Saal nicht genutzt werden konnte - für rauschende Bälle, Konzerte oder sonstige Anlässe, bei denen einst tatsächlich die Sektkorken knallen konnten.