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Saalekreis Saalekreis: Verwaltung hat schlechte Karten gegen Vandalismus

Von ANNE GUCKLAND 04.08.2011, 16:44

BAD DÜRRENBERG/MZ. - Es ist eine der letzten Maßnahmen, mit der die Bad Dürrenberger Stadtverwaltung die Sachbeschädigungen am neuen Haltepunkt in der Bahnhofstraße in den Griff bekommen will. "Wir haben jetzt alle Bänke abmontiert", erklärt Astrid Orschulok-Weinert vom Tiefbauamt.

Das Problem: der im vergangenen Jahr fertig gestellte Haltepunkt neben dem Bahnhof. Der insgesamt 1,6 Millionen Euro teure Bau soll Reisenden die Wartezeit auf Bus, Straßenbahn und Zug verkürzen. Es gab ursprünglich Bänke, einen gläsernen Windschutz sowie eine Münz-Toilette. "Dieses WC wird, wenn es funktioniert, sogar häufiger genutzt, als wir angenommen hatten", so die Rathaus-Mitarbeiterin. Doch schon vor der offiziellen Übergabe, kurz nach Ende der Bauarbeiten, begann der Vandalismus. Erst wurde eine Uhr zerstört, es gab Schmierereien. Die Stadt handelte sofort, strich betroffene Wände neu, ersetzte die Uhr. Doch danach ging es erst richtig los.

Fortwährende Zerstörung

In Glasscheiben wurden verfassungsfeindliche Symbole eingeritzt. Die Stadt baute sie aus und lagerte sie ein. Die Zerstörung ging weiter. "Blitzableiter wurden abgerissen, Regenrinnen zerstört, weitere Glasscheiben eingeschlagen", erklärt die Mitarbeiterin der Verwaltung. Eines der größten Ärgernisse: die bei den Reisenden gern genutzte Toilette wird immer wieder beschädigt. "Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft wir die Münz-Einrichtung reparieren mussten", ist Orschulok-Weinert sauer. Obwohl das WC als Vandalismus sicher galt, wird es immer wieder zerstört oder verstopft.

Jetzt entschied die Verwaltung, dass die Bänke eingelagert werden. "Uns ist klar, dass wir damit das Problem nicht lösen können. Es muss aber etwas passieren, bevor noch mehr zerstört wird." Man hoffe, dass ohne Sitzgelegenheit die Randalierer nicht mehr kommen. Auch die Grillpartys, die die Natursteine am Boden an verschiedenen Stellen unschön verfärbten, bleiben vielleicht aus, hofft die Verwaltung. Doch das Abmontieren der vier Bänke hat noch andere Konsequenzen. Vor allem älteren Personen, die sich während der Wartezeit dort ausruhen, fehlen sie. Einer von ihnen ist der 87-jährige Gerhard Weißmann. "Ich bin auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, wenn ich zum Arzt oder zur Massage will." Der gehbehinderte Mann wohnt auf der anderen Seite der Gleise und ist nicht mehr sehr gut zu Fuß. Die Bänke waren wichtig für ihn. "Es ist wirklich bedauerlich, dass ich mich nicht mehr ausruhen kann", klagt er.

Ergebnislose Ermittlungen

"Auch wir finden den Zustand so nicht in Ordnung, wissen aber nicht, wie wir das Problem anders lösen können", bedauert Orschulok-Weinert. Bisher habe man etwa 5 000 Euro in die fortwährende Beseitigung der Schäden gesteckt. Auch sechs Anzeigen wurden gestellt. Drei Verfahren wurden eingestellt, da die Täter trotz Videoüberwachung nicht direkt bei der Straftat gefilmt wurden. In einem anderen Fall wurden die Personen zwar während der Tat aufgenommen. Aber weder Stadtverwaltung noch Polizei konnten sie bislang identifizieren.