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Saalekreis Saalekreis: Ritter Daniel rettet Jungfrau aus den Fängen des Drachen

Von ANNE GUCKLAND 02.05.2011, 15:26
Diesen Drachen besiegte am Ende Ritter Daniel und befreite seine Jungfrau Vanessa. (FOTO: WÖLK)
Diesen Drachen besiegte am Ende Ritter Daniel und befreite seine Jungfrau Vanessa. (FOTO: WÖLK) CARDO

STEIGRA/MZ. - Frühlingsgöttin Ostara begrüßt mit langem blondem Haar, in dem eine Blütenkrone steckt, und hübschem hellblauen Kleid ihre Gäste. Darunter sind auch fünf junge Steigraer im Ritterkostüm. Auf sie wartet noch eine ganz besondere Aufgabe. Sie treten in fünf verschiedenen Wettkampf-Disziplinen gegeneinander an, um den Stärksten und Klügsten zu ermitteln. Wer gewinnt, darf die Jungfrau aus den Fängen des Drachen befreien.

Doch von vorn: Zum mittlerweile 16. Mal findet in Steigra das Trojanische Frühlingsfest statt. Die Organisation übernehmen federführend die 25 Mitglieder des örtlichen Heimatvereins. "Mit dem Fest eröffnen wir in jedem Jahr die Freiluftsaison und stoßen dabei auf viel Resonanz bei den Gästen", freut sich die Vereinsvorsitzende Christel Kunz. "Ganz besonders toll finde ich, dass die Organisation jedes Jahr aufs Neue funktioniert, da bringt sich einfach jeder mit ein." Neben den üblichen Trink- und Essständen gibt es in Steigra eine Tombola und Bühnenprogramm, Kinder können kleine Figuren aus Holz basteln oder Töpfern.

Am Nachmittag beginnen dann die inzwischen traditionellen Wettkämpfe. In drei Spielen, darunter auch Tannenzapfenweitwurf, werden die besten fünf Kinder ihrer Altersgruppe ermittelt und zu Knappen gekürt. Dann sind die Großen dran. Zwischen 21 und 27 Jahre alt sind die Ritter in diesem Jahr. Alle stammen aus Steigra, manche wohnen inzwischen in Leipzig oder Erfurt. Es zieht sie aber fast jedes Wochenende in die Heimat.

"Es gehört einfach dazu, sich im Dorf einzubringen. Es macht viel Spaß, sich zusammen mit seinen Freunden aktiv zu beteiligen", schwärmt Mathias Gödicke, der das erste Mal an den Ritterspielen teilnimmt. Besonders anstrengen muss sich in diesem Jahr der 26-jährige Daniel Zötsche. Seine Freundin Vanessa mimt die Jungfrau, die übrigens vom Heimatverein ausgesucht wird. Nicht auszudenken, wenn jemand anders gewinnt, oder? "Ich habe mich erst dazu entschlossen mitzumachen, nachdem ich wusste, dass meine Freundin teilnimmt. Jetzt muss ich ranklotzen", erklärt er siegessicher und spendiert augenzwinkernd seinen Kumpels gleich noch ein Bier.

Die für die Wettkämpfe verantwortlichen Mitglieder des Heimatvereins verraten inzwischen schon mal die einzelnen Übungen, die absolviert werden müssen. "Eigentlich sind die geheim, die Ritter wissen vorher nicht, was auf sie zukommt", erklären die Organisatoren Gunter Lützkendorf und Eberhard Opel. In diesem Jahr müssen die jungen Männer Bogen schießen, Wagenrad rollen, einen etwa zehn Kilogramm schweren Stamm halten, Speer werfen und Kegeln.

Am späten Nachmittag steigt die Spannung, Jungfrau Vanessa ist bei ihrem Ritter Daniel und motiviert ihn, bevor es los geht. Am Ende siegt er, unerwartet, Favorit war er nicht. Die Liebe hat wohl ungeahnte Kräfte freigesetzt. Die letzte Herausforderung, das Erschießen des Drachens, gelingt ihm auf Anhieb. Endlich darf er die gefesselte Jungfrau aus dem historischen Rasenlabyrinth befreien. Am Abend endet schließlich das Fest mit dem Brauchtumsfeuer, das vom Ritter und seiner Jungfrau entzündet wird, die dann auch gemeinsam den Weg nach Hause antreten.