Saalekreis Saalekreis: Motivation für jugendliche Arbeitslose
Merseburg/MZ - Sie gelten gemeinhin als die ersten Verlierer der Gesellschaft: Jugendliche ohne Schulabschluss und Lehrstelle. Diese 15- bis 25-Jährigen sehen für sich selbst oft keine Perspektive. „Schule ist für sie ein Horror. Viele von ihnen haben sich aufgegeben. Wir geben aber keinen auf“, sagt Gert Kuhnert, Leiter des Eigenbetriebs für Arbeit im Saalekreis. Im Dezember 2013 waren 504 Jugendliche ohne Job. 189 besitzen keine abgeschlossene schulische Ausbildung. 284 sei es nicht gelungen, einen Berufsabschluss zu schaffen.
Raus der Lethargie
Das Jobcenter hat verschiedene Aktivitäten gestartet, um die Jugendlichen aus ihrer Lethargie zu holen. So hatte der Eigenbetrieb 15 Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 23 Jahren in dem Projekt „Max Milzau“ integriert. In dem kleinen Ort leisteten die jungen Leute eine praktische Arbeit und lernten grundlegende Fähigkeiten wie Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen und Zuverlässigkeit. Aufsehen erregte „Max Milzau“ dadurch, dass Jugendliche früh mit einem Weckservice aus dem Bett geklingelt wurden.
Spezielles Training
Vor allem das Thema Motivation sei wichtig, unterstreicht Kuhnert. Im April hatte das Jobcenter daher ein spezielles Training aufgelegt, quasi einen Kurs, um Jugendliche überhaupt auf berufsvorbereitende Projekte vorzubereiten. Das klingt doppelt gemoppelt, scheint aber genau den Kern der Sache zu treffen. So sank die Jugendarbeitslosigkeit von 587 Personen im April auf eben jene 504 im Dezember. „Wenn man weiß, wie schwierig dieses Klientel ist, dann sprechen wir von einem Riesenerfolg“, sagt Kuhnert. Speziell seit Oktober nehme die Arbeitslosenzahl ab, das habe ihn in dieser Dimension schon überrascht.
Ruhe ist wieder eingekehrt
Unterdessen registriert auch Landrat Frank Bannert (CDU) mit Genugtuung, wie sich das Jobcenter entwickelt hat. „Fehler im Umgang mit den Hilfebedürftigen passieren zwar immer wieder, weil niemand perfekt ist. Aber die Richtung stimmt.“ Vor allem ist nach den Querelen um Kuhnerts Amtsvorgänger Roland Schimek, der Ende 2011 vom Kreis fristlos entlassen worden war und der sich seitdem im Rechtsstreit mit seinem früheren Arbeitgeber befindet, wieder Ruhe in der 388-köpfigen Belegschaft eingekehrt.
Chance für junge Menschen
Mit einem Etat von knapp zwölf Millionen Euro geht der Eigenbetrieb in das Jahr 2014. 1,547 Millionen Euro sollen direkt an Kunden fließen - als Budget für Vermittlungen, Einstiegsgeld oder als Förderung für Selbstständige. 3,838 Millionen Euro sind demnach als Leistungen an Arbeitgeber vorgesehen, etwa für die Eingliederungshilfe oder eine Einstiegsqualifizierung. 4,113 Millionen Euro gehen laut Plan an Projekte mit Bildungsträgern. „Wir wollen noch intensiver Fachkräftereserven erschließen, indem wir jungen Menschen bis 35 Jahre, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, die Chance geben, das nachzuholen“, erklärt Kuhnert.
Es werde nämlich immer schwerer, geeignete Mitarbeiter für die Unternehmen aus der Region zu finden. „Was wir Jobcenter daher wirklich brauchen würden, ist ein sozialer Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitslose“ - also AB-Maßnahmen oder 1-Euro-Jobs in ausreichender Zahl und ohne zu viel Bürokratie für den zweiten Arbeitsmarkt.