Saalekreis Saalekreis: Mit Ziel vor Augen Freude am Unterricht
SCHKOPAU/MZ. - Gewusel herrscht im Treppenhaus. Gerade hat die Hofpause begonnen. Schüler strömen durch die Gänge der Schkopauer Sekundarschule, um nach draußen zu gelangen. Währenddessen sitzt Patrick in einem der Unterrichtsräume konzentriert am Computer. Seine Aufgabe will der 16-Jährige noch nicht aus den Augen lassen. Wenige Schritte weiter ist sein Lehrer Michael Kunert damit beschäftigt, einem anderen Schüler etwas zu erklären. All das geschieht, obwohl Pause ist. Die Situation spricht für die erfolgreiche Anwendung eines speziellen Unterrichtskonzepts. Produktives Lernen nennt sich das, was seit rund einem Jahr einen wesentlichen Teil des Alltags von Patrick und seinen Klassenkameraden prägt.
An zwei Tagen in der Woche besuchen sie die Schkopauer Sekundarschule. Dann stehen Mathe, Deutsch sowie Englisch auf dem Plan. Die restlichen drei Tage werden die Neuntklässler mit der Praxis vertraut gemacht, indem sie Arbeitsprozesse in Unternehmen kennenlernen. "Ich lerne zur Zeit, was ein Einzelhandelskaufmann zu tun hat", sagt Patrick.
Mit der Schule habe er heute keine Probleme, erzählt Patrick weiter. Das war nicht immer so. Früher war seine Motivation im Keller, die Leistungen litten. Nach der siebenten Klasse war er dann an die Schkopauer Sekundarschule zum Produktiven Lernen gewechselt. Durch die praxisorientierte Unterrichtsform habe er die Lust am Lernen wiedergefunden, berichtet er.
So ähnlich wie Patrick erging es vielen Schülern, die durch das Produktive Lernen ihren Hauptschulabschluss schaffen wollen. "Die meisten werden das Ziel auch erreichen", sagt Schulleiter Hans Richter. Er spricht aus Erfahrung. Bereits seit 2002 bietet die Schule in Schkopau jungen Leuten die Chance, auf dem ungewöhnlichen Weg zu einem Schulabschluss zu kommen und dadurch ihre Aussichten auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern.
Rund 250 Schüler haben sich Richter zufolge über die Jahre hinweg am Produktiven Lernen beteiligt. "Etwa 200 davon waren auch erfolgreich", sagt der Schulleiter und ergänzt, dass der Großteil davon ohne das Produktive Lernen wohl ohne Abschluss geblieben wäre. Einigen gelingt es ihm zufolge aufgrund guter Leistungen sogar, den Sprung in die 10. Klasse zu schaffen und einen Realschulabschluss zu machen.
In der Schkopauer Sekundarschule arbeiten aktuell 39 Jugendliche der Klassenstufen acht und neun beim Produktiven Lernen auf ihren Abschluss hin. Pro Klassenstufe existieren zwei Klassen, so dass die speziell geschulten Lehrer im Schnitt zehn Schüler betreuen. So kann auf individuelle Probleme besser eingegangen werden.
Schülern wie Patrick hat die Unterrichtsform geholfen, eine bessere Perspektive zu finden. "Ich kann mir gut vorstellen, Einzelhandelskaufmann zu werden", sagt er.